Reisebericht zur Fahrradtour Tansania/ Kilimandscharo August 2008
Tour vom August 2008, vom 4. – 19. August 2008
Ruth R. aus Neuweiler
Radreise Tansania, Vom Kilimanjaro zum Ngorongoro Krater
Montag, 4.8.2008 und Dienstag, 5.8.2008
Mit Ethiopian Airlines starten wir um 23.15 Uhr nach Addis Abeba; nach Flugzeugwechsel geht es um 10.00 Uhr weiter, Beim Weiterflug nach Kilimanjaro kann man die oberste Spitze kurz aus den Wolken erkennen – sehr beeindruckend! Nach Visaerteilung und Gepäckabholung werden wir von Condrad – unserem Guide für die nächsten zwei Wochen – erwartet. Er und Ramazan, unser Fahrer, bringen uns nach Moshi. Während der Fahrt gibt unser Auto den Geist auf, der Tank ist defekt. Aus einem Kanister auf der Beifahrerseite wird Diesel mittels eines Schlauchs direkt in den Motor gepumpt und an einer Tankstelle werden 2 Liter Diesel nachgetankt. Erste Eindrücke – was wird in diesem Urlaub wohl noch alles auf uns zukommen?
Mittwoch, 6.8.2008
Morgens holt uns Condrad zu einem Stadtspaziergang ab. Wir gehen zum nahe gelegenen Markt; dort herrscht reges und buntes Treiben in allen Straßen. Maasai kommen in die Stadt und verkaufen ihre Naturmedizin, Nähmaschinen jeglichen Alters werden repariert und am Straßenrand werden Kleider genäht, Messerschleifer auf dem Fahrrad. Obst und Gemüse, Fische, Mehl, Reis, Mais, Bohnen, … Haushaltwaren (Kochtöpfe), Schuhmacher, … alles wird geboten.
Nachmittags starten wir zur ersten Probetour mit unseren gemieteten Bikes, wir radeln mit Condrad in das Land der Chagga, seine Heimat. Über Schotterpisten (sehr holprig und hügelig) geht es vorbei an Bananen- und Kaffeeplantagen, vielen Avocadobäumen und Maisfeldern. Unterwegs begegnen uns viele, mit bunten Kangas bekleidete Chagga. Wir werden von allen beobachtet und bestaunt. Die Kinder bleiben stehen und rufen Mzungu (=Weißer) und lachen. In einem kleinen Dorf machen wir Rast. Condrad hat für uns ein Lunchpaket dabei: Hamburger mit gekochtem Ei, Hähnchenfleisch, 2 kleine Bananen und Muffin. Dazu haben wir uns noch eine Cola gekauft. Eine Chagga-Frau sitzt nebenan und trinkt Bier. Da wir es nicht sehen sollen, zieht sie einen Vorhang zu. Hier probieren wir Bananenbier (=Maische). Dies steht in Eimern gefüllt in einem der hinteren Räume des „Lokals“. Es schmeckt schrecklich. Mit meinem Fahrrad habe ich Pech: Ventil und Schlauchband kaputt, Loch im Schlauch, … Wir müssen sehr oft anhalten, aufpumpen und flicken. Zum Schluss müssen wir noch in einem unscheinbaren Shop zwischen Bananenplantagen einen neuen Schlauch kaufen.
Unsere heutigen Strapazen werden jedoch mit einem tollen Blick auf den Kilimanjaro belohnt. Durch mein defektes Fahrrad haben wir sehr viel Zeit verloren und können leider nicht mehr zu Condrads Dorf und seine Familie besuchen. Kurz vor Dunkelheit erreichen wir dann wieder unser Hotel in Moshi und beschließen, dass ich für unsere „große Tour“ ein anderes Vorderrad benötige.
Donnerstag, 7.8.2008
Moshi – Marangu
20 Kilometer, 400 Höhenmeter
Wir werden von unserer Crew im Hotel Bristol Cottages abgeholt:
Condrad – unser Radguide
Goodluck – Organisator, fährt im Auto mit
Ramazan – Fahrer und Techniker
Rashid – unser Koch.
Nachdem alles im und auf dem Auto verstaut ist, fahren wir auf Schotterpisten den Berg hoch, zum Dorf Kidia, dem Ausgangspunkt unserer 10-tägigen Radtour. Auf Pisten und Pfaden geht es viel auf und ab durch das dichte Grün des Regenwaldes. Unterwegs begegnen uns mit Gras und Maisbüschel beladene Chaggas. Die Tour führt vorbei an intensiv bewirtschafteten Feldern mit Kaffee, Bananen, Avocados, Bohnen, Kartoffeln, ….
Die Mittagspause verbringen wir am Wegesrand mit einem von Condrad mitgebrachten Lunchpaket. Die Kinder, die in ihren Uniformen zur weit entfernten Schule gehen müssen, bleiben stehen und beobachten uns. Überall versteckt zwischen Feldern und Plantagen sind Wohnhäuser, die für uns wie Scheunen aussehen. Unterwegs begegnet uns ein Mann in „Badeschlappen“, der ein Holzbüschel auf der Schulter trägt. Nach einem kurzen Gespräch versucht Reinhold, dieses Bündel ebenso zu tragen, er bekommt es jedoch lediglich nur wenige Zentimeter vom Boden hoch! Der Mann jedoch trägt diese Last mehrere Kilometer, ohne abzusetzen! An einer „Bar“ setzen wir uns zu den Einheimischen, Bilder dürfen nur nach Fragen und Bezahlen eines Bananenbiers geschossen werden. Dieses Bananenbier, das in einem Plastikeimer die Runde macht, schmeckt nun etwas besser als das vorherige. Gewöhne ich mich etwa an dieses seltsame Gebräu?
Noch immer radeln wir durch das fruchtbare und wasserreiche Gebiet der Chagga. Die Piste wird nun etwas breiter und auch belebter. In den Dörfern ist buntes Treiben, hauptsächlich wenn Markt ist und jeder sein Obst und Gemüse zum Kaufen anbietet. Wenn wir an einem Markt anhalten, sind wir sofort wieder von vielen Kindern, die Mzungu rufen, umringt. Vorbei am Kibo Hotel geht es nun das letzte Stück auf asphaltierter Straße zum Marangu Hotel. Entlang der Straße gibt es viele Schreiner, die Stühle, Betten und Schränke herstellen. Am Campingplatz angekommen, sind bereits unsere Zelte von unseren Guides aufgebaut und Kaffee/Tee mit selbst gemachtem Popcorn laden uns ein. Nach einer „gewöhnungsbedürftigen“ Dusche bekommen wir auf einem schön gedeckten Tisch ein leckeres Essen serviert: Gemüsesuppe, Fisch, Kartoffeln, Gemüse und panierte Auberginen. Condrad lässt uns noch Zuckerrohr probieren, dieses hat er unterwegs auf dem Markt gekauft. Er liebt dieses süße Kauzeug, ich jedoch nicht – es ist sehr fasrig. Total erledigt genießen wir die erste Nacht im Zelt!
Freitag, 8.8.2008
Marangu – Kibouni
53 Kilometer, 1.000 Höhenmeter
Auf asphaltierter Straße geht es vorbei am bekanntesten Startpunkt für Kilimanjaro-Aufstiege (Coca-Colaweg). Unterwegs treffen wir viele „Handwerker“: Ein Baumstamm wird in schmale Bretter zersägt. Hierfür wird ein großes Loch (ca. 5 m lang, 2 m breit und 2 m tief) in die Erde gebuddelt. Über dieser Grube steht ein Gestell, auf dem der Länge nach der Baumstamm liegt. Ein Säger steht in der Grube und ein weiterer auf dem Stamm. Mit einer Handsäge wird nun gezogen und geschoben, bis ein schmales Brett vom Stamm abgesägt ist. Dieses Spektakel wird mit viel Kraft und singend bewältigt. Für das Sägen von 2 Meter Länge werden ca. 15 Minuten benötigt. Nach diesem Schauspiel führt die Tour weiter auf einer „holprigen“ Straße, auf und ab. Unterwegs werden wir wieder von vielen Kindern und Erwachsenen bestaunt – in Afrika fahren nur wenige Frauen mit dem Fahrrad!
Die nächsten Handwerker, die uns auf unserer Tour begegnen, produzieren Bausteine aus Sand, Zement und Wasser. Dieses Gemisch wird in eine rechteckige Form gefüllt und von Hand gestampft bzw. gepresst – alles sehr schwere körperliche Arbeit, die viel Muskelmasse erfordert!
Die Piste wird nun staubiger, da hier eine neue Straße gebaut wird. Auf einer Strecke von ca. 30 Kilometer werden wir ordentlich von vorüber fahrenden Autos und Baufahrzeugen eingestaubt, so dass man manchmal außer Staub nichts mehr sehen kann. Sobald ein Lastwagen angefahren kommt, der keine Rücksicht auf Fußgänger oder Radfahrer nimmt, steige ich vom Rad und werfe meine Windjacke über den Kopf, damit ich im Gesicht etwas Staubschutz habe. Mittags verzehren wir wieder unser Lunchpaket, das uns Rashid immer sehr liebevoll zubereitet. Dazu ein gutes Kilimanjaro Bier, das den Staub runterspült. Weiter geht es mit Staub, Staub und nochmals Staub, das Radfahren ist durch den weichen Untergrund sehr beschwerlich und eigentlich auf diese Länge unzumutbar. Mein Fahrrad schwächelt ebenso unter diesem Staub.
Endlich an der Polizeistation angekommen, freue ich mich auf eine Dusche, stattdessen bekomme ich jedoch nur eine Schüssel mit warmem Wasser, um mich vom Staub zu befreien. Kinder, die eigentlich am Brunnen Wasser holen sollten, vergessen die Zeit und beobachten uns. Rashid sitzt in seinem Kochzelt und bereitet auf seinem Gaskocher mal wieder ein leckeres Essen.
Total erledigt liegen wir dann in unseren Zelten und möchten schlafen, werden jedoch von einer benachbarten Disco bis lange in die Nacht wach gehalten. Am nächsten Morgen um 5.00 Uhr rufen die Moslems zum Gebet -20 Minuten ohrenbetäubende Lautstärke …
Samstag, 9.8.2008
Kibouni – Lerangwa
54 Kilometer, 1.000 Höhenmeter
Wir stehen um 6.30 Uhr auf und werden mit einem Blick auf den Kilimanjaro mit leichter weißer Spitze belohnt. Heute radeln wir im Nordosten des Mawenzi und Kilimanjaro (beide bekommen wir immer wieder zu sehen) auf einer neu asphaltierten Straße, die uns bergauf durch grüne Nadelwälder nach Rongai führt. Auf der rechten Seite haben wir den Blick auf den Amboseli Nationalpark in Kenia.
Nun sind wir auf ca. 2.000 m Höhe, uns begegnen die ersten Maasai und die Landschaft verändert sich, wir sehen Anbau von Mais, Sonnenblumen, Kartoffeln. Unser vorausgefahrenes Begleitteam hat neben einem trockenen Flussbett bereits den „Tisch“ gedeckt. Auf dem Boden liegt eine Plane, darauf unsere schöne grün karierte Tischdecke. Es gibt frittierte Kartoffeln und Hähnchen, Karotten, Tomaten, Gurken, Paprika; zum Nachtisch frisches Obst (Orangen, Bananen, Mango, Avocado) und für jeden einen Orangensaft in der Tetra-Packung.
Es geht nun auf Schotterpisten bergab, uns begegnen nun viele Maasai mit ihren Viehherden, rechter Hand haben wir immer wieder Blicke in den nahe gelegenen Amboseli-Nationalpark in Kenia. Der Weg wird mühsamer, manchmal geht es kurz steil und sehr steinig den Berg hoch, manchmal gibt es zentimeterhohe Staubschichten. Diese Strecke ist nun eine Herausforderung für Biker, so auch für mich. Berg runter, viele Steine, einer liegt mir im Weg, mein Hinterrad ist zu schnell und es überbockt mich kopfüber über den Lenker. Gott sei Dank ist dort sehr viel Staub und die Landung auf Bauch und Oberschenkel ist „relativ weich“. Condrad entstaubt mich mit seinem Tuch („Mama darf nicht staubig sein“) und die Fahrt geht weiter. Am Ende dieser Tagesetappe radeln wir an der Grenze Kenias entlang – links Gebirgsmassiv und rechts Amboseli Ebene. Zum Übernachten werden unsere Zelte bei der Primary School Lerangwa aufgestellt. Ein sehr beeindruckender Platz (vielleicht sogar der schönste). Hier können wir einen traumhaften Sonnenuntergang mit Blick in die weite Ebene Kenias genießen. Ich treffe die Lehrerin Mary, eine sehr sympathische Frau, sie möchte Email-Kontakt. Um aber ihre Emails abzurufen, muss sie in die zwei Autostunden entfernte Stadt Arusha. Zwischenzeitlich haben wir regen Email-Austausch und sie schreibt sehr nett. An der Rückseite des Toilettenhäuschens „genieße“ ich meine Katzenwäsche; Haare waschen mit warmem Wasser aus der Schüssel. Das Essen wird uns im Klassenzimmer serviert.
Sonntag, 10.8.2008
Lerangwa – Ngare Nanyuki
77 Kilometer, 800 Höhenmeter
Noch mal kurz einen Blick auf den Kilimanjaro, bevor er wieder in den Wolken verschwindet. Die Fahrt geht relativ schnell auf der „sandigen“ Straße weiter, meistens bergab, vorbei an Maasai-Dörfern und vielen Weizenfeldern. Bald biegen wir rechts ab und plötzlich kommt ein immer stärker werdender Sturm auf. Wir haben mit viel Gegenwind und Sand zu kämpfen. Die geplante Mittagspause in einem Dorf muss an einen windstilleren Ort verlegt werden. Letztendlich setzen wir uns unter einen Baum in den Schatten und verspeisen unser Lunchpaket. Ein Junge sitzt am Straßenrand und wartet auf einen LKW, der gefüllte Bohnensäcke abholt. Ihm gebe ich mein Muffin. Sein Vater kommt mit einem weiteren vollen Sack auf dem Fahrrad an. Wir helfen den Sack abzuladen, Condrad versucht mit dem Fahrrad zu fahren – ein altes, exotisches Fahrrad, wie bei man es bei uns in Deutschland vor ca. 40 Jahren hatte – doch es gelingt ihm nicht. Riesige Viehherden der Maasai ziehen an uns vorüber.
Wir kämpfen immer noch mit starkem Gegenwind und müssen letztendlich wieder einen Kilometer zurückfahren, da an der geplanten Strecke Bauarbeiten sind und die Straße zu Ende ist. Condrad ist nun total erledigt und fährt im Auto mit, dafür darf Goodluck das Fahrrad genießen. Wir fahren dann einen Umweg und Goodluck hat wohl zuviel Power, er radelt, als ob er gejagt wird. Die „Straße“ wird nun wieder sehr steinig und beschwerlich. In einem Dorf, kurz vor unserem Ziel, hält plötzlich ein Unimog bei Reinhold, der Fahrer spricht ihn auf Deutsch an. Nach einer kurzen Unterhaltung setzt der Fahrer seine Fahrt fort und ich sehe die Aufschrift „Hatari Lodge“ auf seinem Auto. In dem Unimog sitzen Fahrer, eine Frau und ein Kind – ich erkenne den Fahrer und meine, ihn im Fernsehen schon gesehen zu haben. Am Abend lese ich mal wieder meinen Reiseführer durch und stelle fest, dass es Jörg Gabriel (der Autor von Tansania-Reise Know How), seine Frau Marlies und sein Sohn war. Sie sind Besitzer der Hatari Lodge, die einmal Hardy Krüger gehörte. Auf dem Weg zur Secondary School von Ngare Nanyuki kommen wir an vielen Tomatenfeldern vorbei, die gerade geerntet und von Lkws abgeholt werden. Bewässerungskanäle vom Mt. Meru ermöglichen hier den Tomatenanbau.
An der Schule angekommen, sind bereits unsere Zelte aufgestellt. Wir sind kaum da, schon stehen drei weiße Mädels vor uns und sprechen uns an. Es stellt sich heraus, dass sie aus Bargteheide bei Hamburg sind und bereits seit 10 Jahren Kontakt zu dieser Schule haben und diese auch finanziell durch Projekte unterstützen und nun für drei Wochen im Schüleraustausch hier sind. Später bekommen wir noch Besuch von der Schulsekretärin der Schule in Bargteheide und noch einer Begleitperson. Ebenfalls begrüßt uns noch Frieder, Lehrer der deutschen Schule im Ruhestand. Er bleibt bis Oktober und unterstützt die Lehrer und Schule mit Rat und Tat. Er erzählt uns, dass sie 10.000 Euro im Handgepäck und ein Skelett für die Schule mitgebracht haben. In diesen 10 Jahren Partnerschaft hat die deutsche Schule ca. 100.000 Euro der tansanischen Schule gespendet. Wir tauschen unsere Email-Adressen aus, um in Kontakt zu bleiben.
Montag, 11.8.2008
Ngare Nanyuki – Longido
25 Kilometer mit dem Rad / 46 Kilometer mit dem Jeep (Asphaltstraße, viel Verkehr, immer gerade aus und langweilig)
Bevor wir morgens die Schule verlassen, kommt noch Pallangyo (einer der Lehrer der tansanischen Schule) und möchte sich von uns verabschieden, auch wir tauschen unsere Email-Adressen aus. Die Schüler der Secondary-School versammeln sich vor Schulbeginn im Schulhof zum gemeinsamen Gottesdienst. Die Straße verläuft wieder staubig, etwas auf und ab, aber sehr angenehm. Eine recht karge und trockene Gegend, es gibt viele obstbaumgroße Kakteen und Akazien und wenig Menschen begegnen uns. Es ist bewölkt, aber wenn die Sonne durch die Wolken drückt, wird es unangenehm heiß. Wir überqueren ein ausgetrocknetes Bachbett und sehen schöne bunte Vögel. In der Ferne sehen wir viele Windhosen, die die Landschaft in einen gelblichen Nebelschleier hüllen. Je näher wir der Asphaltstraße Arusha – Nairobi kommen, wird die Gegend wieder belebter. An der Straße wartet unser Jeep, hier werden die Fahrräder aufgeladen, damit wir nicht auf der sehr befahrenen, vom Asphalt heißen und kerzengerade führenden Straße nach Longido radeln müssen. Beim Beladen des Autos werden wir von sechs Kinderaugen beobachtet. Reinhold gibt jedem von ihnen 100 tansanische Schilling. Das Strahlen der Augen hätte man sehen müssen – ein Junge küsste das Geld ab! Auf der Fahrt nach Longido sehen wir Zebraherden, Antilopen und Strauße.
Heute campen wir auf einem Zeltplatz in Longido. Am Anfang bin ich sehr misstrauisch – kein einziges Zelt befindet sich in diesem Hinterhof. Nach einer gewissen Zeit, nachdem alles begutachtet ist, fühlt man sich dann doch wohl. Hier ist zuerst Waschtag, um manche Teile vom größten Staub zu entfernen. Dann erwartet uns eine Dusche incl. Haarwaschen, leider kalt aber trotzdem toll – man fühlt sich wie neugeboren! Die Haare werden wie gewohnt in der Sonne getrocknet, da kein Strom bzw. Steckdose vorhanden ist. Am Nachmittag unternehmen wir noch einen Spaziergang durch das Dorf, bevor wir unser 3-Gänge-Menü von Rashid serviert bekommen.
Am Abend lernen wir Natale (ein Schweizer) und Frederike (Italienerin, die in Addis Abeba studiert) kennen. Sie haben ebenfalls ihr Zelt auf dem Campingplatz aufgestellt und reisen mit dem Bus durch Tansania.
Dienstag, 12.8.2008
Pausentag in Longido
Diesen Pausentag empfinden wir als sehr angenehm und auch notwendig.
Nach dem Frühstück ist eine kleine Wanderung zu einem Maasaidorf mit Maasaiführer geplant. Ich frage Natale und Frederike, ob sie eventuell Interesse haben, sich uns anzuschließen. Nach Rücksprache mit Condrad ist es kein Problem, wenn sie mitkommen. Jedoch der einheimische Touristenveranstalter, der dem Campingplatz angeschlossen ist, ist nicht dieselbe Meinung. Es gibt große Diskussionen – ich denke der Bezahlung wegen. Letztendlich wird dann der Besuch des Maasaidorfes auf Nachmittag verschoben – warum auch immer??? Stattdessen gehen wir – Condrad, Goodluck, Natale und Frederike, Reinhold und ich mit dem örtlichen Maasai-Führer – in einen privaten Kindergarten. Der Besuch ist sehr beeindruckend. Ich stehe wortlos da und beobachte die Kinder. In einem „kindgerechten“ Raum halten sich ca. 20 Kinder und drei Erzieher auf. Jedes der Kinder sitzt auf einem Stück PVC (ca. 1m x 1m) auf dem Betonboden. Die einen spielen – setzen Bauklötze aufeinander, puzzleähnliche Teile ineinander, haben große Holzbuchstaben vor sich, die sie mit dem Finger nachfahren und dann mit Kreide auf den Betonboden schreiben … An den Wänden kleben verschiedene Bilder und Bastelarbeiten, Tische und Stühle stehen an der Wand entlang, ähnlich einem deutschen Kindergarten. Die Erzieherin erzählt mir, dass sie einige Zeit in Norddeutschland war. Wir werden sofort von einigen Kindern belagert. Vor allem sind sie ganz verrückt nach den Sonnenbrillen von Natale und Frederike und möchten sie auch nicht mehr zurückgeben. Zum Abschied wird uns noch ein Lied gesungen, im Stehen und mit Hand auf dem Herz. Ein Mädchen weint herzzerreißend auf dem Arm einer Erzieherin, weil sie die Sonnenbrille von Frederike wieder zurückgeben muss. Frederike konnte sie sehr schnell mit einem Bonbon trösten.
Unsere Wanderung führt uns weiter zu einer Secondary-School. Am Eingang hängt eine große Glocke von 1929, gestiftet vom Jahnetal (Deutschland). Ich werde von einem Mann, der mir einen leicht behinderten Eindruck macht, angesprochen. Es stellt sich heraus, dass es ein blinder Lehrer ist. Er unterhält sich mit mir und zeigt mir später im Lehrerzimmer, wie er unterrichtet bzw. wie er in seinen Schulbüchern die Blindenschrift mit dem Finger abtastet und uns den Wortlaut wiedergibt.
Anschließend wandern wir einen Berg hoch, bis zur Stelle, an der die Deutschen und die Briten gegeneinander kämpften. Von hier hat man einen sehr guten Blick zum Dorf Longido und zur in der Ferne verschwindenden Namanga Road. Hinter dem Berg ist eine Viehtränke, Massai bringen dort ihre Herden hin und Kinder spielen Fußball. Unterwegs zeigt uns unser Massai-Führer wie die Stöcke der Massai hergestellt werden: Von einem Baum wird ein Ast abgebrochen, um diesen gerade zu biegen, wird er zwischen Ästen eines Baumes immer wieder in eine andere Richtung gedrückt, bis er einigermaßen gerade ist. Steine werden gegeneinander zerdrückt und vermahlen, das Pulver ist dann wie Schmirgelpapier, mit dem der Stab abgerieben bzw. geglättet wird, nachdem die Rinde entfernt wurde.
Durch das Gelände gehen wir zurück zu unserem Campingplatz und halten Mittagsruhe. Am Nachmittag, kurz bevor wir aufbrechen, ein Massaidorf zu besuchen, bekomme ich Besuch: der blinde Lehrer vom Vormittag sucht mich auf. Er kommt an der Hand eines Schülers zu unserem Campingplatz (ca. 1 km) gelaufen und möchte mit mir unsere Adressen austauschen, um Kontakt zu halten. Ich gebe ihm meine Postadresse. Bis jetzt habe ich jedoch noch keine Post erhalten. Wir gehen dann mit unserem Massai-Führer, Natale und Frederike zu einem Massai-Boma. Das Dorf ist mit einem Zaun aus Dornengestrüpp eingezäunt. Es gibt vier Eingänge, die tagsüber offen sind. Am Abend werden die Eingänge mit Sträuchern und Gebüsch verschlossen, damit keine Tiere raus bzw. rein können. Wir werden von vielen Kindern empfangen und sofort belagert. Zur Begrüßung halten alle den Kopf vor uns gesenkt und wir müssen das Haupt streicheln und Begrüßungsworte in Kisuaheli sagen. Erst wenn dieses Zeremoniell erledigt ist, gehen sie zum Nächsten. Diese Kinder hängen an uns wie die Kletten, halten uns an den Händen fest und möchten alle unsere weiße Haut berühren. Sie entdecken, dass Reinhold Haare an den Armen hat und alle betasten ihn erstaunt und lachen. Manche Kinder sehen goldig aus, manche aber auch schrecklich – viele Fliegen sitzen in ihren Gesichtern und die Nase läuft … Ein Maasai-Mann kommt uns entgegen und zeigt uns sein Dorf. Er lebt in diesem Dorf zusammen mit zwei Frauen. Die erste Frau ist etwas älter und hat mit ihm zusammen neun Kinder, diese leben alle zusammen in einer Hütte. Die zweite Frau (sie behauptet 10 Jahre alt zu sein !?) hat ein 3-Monate altes Kind und lebt ebenfalls in ihrer eigenen Hütte. Der Massai-Mann entscheidet sich abends, bei welcher seiner Frauen er übernachtet – zwischen den Frauen gibt es keine Rivalität. Der Reichtum eines Massai erkennt man an der Größe seiner Rinder- und Ziegenherden. „Unser Massai“ besitzt 100 Ziegen und 200 Rinder. Sobald er noch mehr von diesen Tieren hat, möchte er noch eine dritte Frau, denn der Brautpreis sind Rinder. Zuerst gehen wir in die Hütte der zweiten Frau. Kurz nach dem Eingang steht eine Ziege, es wird alles dunkel und nur langsam gewöhnen sich die Augen daran. Im kleinen Innenraum (ca. 3 x 3 m) lodert eine Feuerstelle, die als Kochstelle dient. Es ist sehr rauchig und die Augen brennen, dafür gibt es aber keine Fliegen. Auf der linken Seite ist ein „Lagerraum“, auf der rechten Seite sitzt die zweite Frau des Massai und stillt ihr Kind. Condrad und ich setzen uns auf das Bett, ein Holzgestell mit Lederhaut der Rinder bespannt, und unterhalten uns mit dem Massai. Wir besuchen auch noch die Hütte der ersten Massaifrau. Ich frage mich, wo die Kinder alle in dieser Hütte schlafen sollen. Die ganze Zeit werden wir von einer Kinderschar belagert und manchmal wird es mir zu viel.
Am Abend kommen die Ziegen alle heim und dürfen innerhalb des Dorfes in „ihren Stall“ – ebenfalls ein kreisrunder Platz, der mit Dornengestrüpp abgegrenzt ist. Über Nacht werden die Ziegen getrennt in Zicklein, männliche und weibliche Tiere. Die ganze Massaifamilie versammelt sich um ihre Tiere und sorgt dafür, dass die Zicklein von ihren Müttern getränkt werden. Ein hochinteressantes Schauspiel bietet sich uns und ich kann nur dastehen, staunen und genießen! Nach diesen imposanten Eindrücken gehen wir wieder zurück zu unserem Campingplatz und werden von Rashid verwöhnt.
Mittwoch, 13.8.2008
Longido – Kitumbaine
52 Kilometer, 380 Höhenmeter
Nach dem Frühstück dürfen wir wieder auf unser geliebtes Fahrrad und radeln erst ca. einen Kilometer auf asphaltierter Straße, bevor wir uns wieder auf unseren Sandpisten bewegen. Unterwegs wartet eine Massaifrau mit ihrem Kind am Straßenrand. Condrad spricht mit ihr und sie erzählt, dass sie auf ein Auto wartet, das sie zum Arzt bringt, ihr Kind hätte Malaria. Heute haben wir großes Pech mit meinem Fahrrad, es ist oft platt und muss geflickt werden – im Schlauch sind fünf Löcher! Zudem ist nun auch noch mein Freilauf kaputt. Reinhold und Condrad versuchen mit allen Mitteln zu reparieren – erfolglos. Beim Treten falle ich immer wieder ins Leere! Was nun? Reinhold versucht, mich während der Fahrt mit einer Hand zu schieben, dies ist aber durch die sandigen Pistenverhältnisse zu beschwerlich und fast unmöglich. Condrad bastelt nun aus einem Stock eine Abschleppstange, die an Reinholds Sattel und meinem Lenker mit einer Schnur befestigt wird. So fahren wir nun die nächsten Kilometer bis wir unser Begleitfahrzeug erreichen. Während der Fahrt sehen wir jedoch Gazellen und eine 7-köpfige Giraffenherde im Gebüsch – welch imposanter Anblick! Unsere Jungs reparieren nun mein Fahrrad notdürftig und die Tour geht sehr beschwerlich weiter, da die Straße nun auch noch zusehends sandiger wird. Auch Condrad und Reinhold haben heute zu kämpfen.
Ungefähr einen Kilometer nach dem Ort Kitumbaine erreichen wir die Kirche, an der unser Camp aufgebaut wird. Kinder waschen Wäsche an einem auf dem Boden liegenden Wasserschlauch. Hier gibt es eine schöne kalte Dusche und wir können uns mal wieder so richtig vom Staub befreien. Mein Fahrrad wird erneut von Ramazan repariert, er fährt ins Dorf und wieder zurück – es scheint alles zu funktionieren!
In einem Innenhof bekommen wir das leckere Essen von Rashid serviert. Der Pfarrer und einige Familienangehörige sitzen ebenso im Innenhof. Den Kindern gebe ich mein letztes Päckchen Studentenfutter, sie machen sich schnell darüber her und freuen sich. Mein Reiseführer liegt auf dem Tisch und die Kinder entdecken ihn, die nächsten 1 ½ Stunden sind sie damit beschäftigt, sich diesen anzuschauen. Condrad meint, dass sie so was noch nie gesehen haben – Bilder von Tieren, Menschen, Landschaften…
Donnerstag, 14.8.2008
Kitumbaine – Gilai Bomba
27 Kilometer mit dem Rad (Rest mit dem Auto)
Nach dem Eintrag ins Gästebuch starten wir und schon nach 500 Metern gibt es wieder Probleme mit meinem Rad. Nach kurzer Zeit tauschen Condrad und ich unsere Räder. Aber auch Condrads Rad ist nicht sehr toll zu fahren, die Gangschaltung funktioniert nicht richtig und die Handgriffe sind sehr schlecht. Über Kilometer plage ich mich nun, werde aber auf der Strecke durch Anblicke von Giraffen, Zebras und Antilopen entschädigt. Die Strecke ist wie immer sehr trocken und staubig. Wir haben eine gute Sicht auf den 2.878 m hohen Oldoinyo Lengai (für die Massai der Berg Gottes und der einzige aktive Natriumcarbonatvulkan der Welt), den Kitumbaine und den fast 3.000 m hohen Gilai Gilai Berg. Nach ca. 25 Kilometer machen wir abgekämpft eine Pause. Auch für Condrad ist es sehr anstrengend, er spricht kaum noch! Nun tauschen wir wieder unsere Fahrräder. Mein Fahrrad ist dauernd platt und muss immer wieder aufgepumpt werden – dadurch verlieren wir sehr viel Zeit -, der Freilauf funktioniert nicht mehr, ich trete immer wieder ins Leere. Nichts geht mehr und ich habe die Schnauze voll! Fahrräder aufs Autodach und fertig! Auch Condrad ist froh über diese Entscheidung. Die restlichen 10 Kilometer fahren wir nun im Auto zu unserem Tagesziel. Selbst im Auto ist es anstrengend zu fahren, die Straße wird zusehends beschwerlicher, viel auf und ab und sehr steinig, man wird ordentlich durcheinandergeschüttelt. Auf dem Schulgelände in Gilai Bomba angekommen ist noch Schule. Unsere Zelte werden aufgebaut und Ramazan repariert mal wieder mein Fahrrad. Ich gehe zu einem nahe liegenden Brunnen, an dem Kinder beschäftigt sind, sich die Füße zu waschen. Mit Steinen rubbeln sie sich den Dreck ab. Ich warte geduldig bis sie fertig sind und beginne Reinholds Hose zu waschen, als plötzlich ein Massai kommt und mich wegschickt. Hinter mir steht eine Massaifrau mit Eimern, die Wasser holen möchte …. Ich gehe zu unseren Zelten zurück und Condrad holt uns Wasser in Eimern und Schüsseln, damit wir uns waschen können. Die Schule ist aus und plötzlich sind Hunderte von Kindern, in blauen Hemden, Blusen, Kleidern und khakifarbenen Hosen um uns und alle wollen Mzungu sehen. Die ganze Horde von Kindern kommt immer näher zu uns, doch plötzlich sind irgendwelche „Wächter“ mit Peitschen da, die die Kinder zurücktreiben. Sie rennen wie eine Elefantenherde ein Stück weiter weg und setzen sich auf den Boden. Dieses Schauspiel beginnt immer wieder von vorne. Allmählich löst sich die Kinderherde auf, denn sie müssen alle nach Hause (bis zu 2 Stunden Fußmarsch). Wir erleben hier mal wieder einen traumhaften Sonnenuntergang, in alle Himmelsrichtungen blicken wir auf Berge. Die Nacht ist sehr unruhig, immer wieder hört man Autos fahren, Schüsse (Jäger auf der Jagd) und bellende Hunde, die jedoch, wie sich dann herausstellte, Hyänen waren.
Freitag, 15.8.2008
Gilai Bomba – Engaruka
30 Kilometer mit dem Auto, 20 Kilometer mit dem Rad
Wir sind schon relativ früh wach und können den Sonnenaufgang beobachten.
Die Kinder kommen schon sehr früh zur Schule, um 7.00 Uhr sind bereits die ersten da, obwohl die Schule erst um 8.00 Uhr beginnt – Schulschluss ist um 16.00 Uhr. Jedes der Kinder bringt einen oder zwei Holzäste mit, die an der Kochstelle (eine offene Hütte) gelagert werden, damit Feuer zum Kochen gemacht werden kann. Vor Schulbeginn „genießen“ wir noch ein kleines Spektakel. Alle 780 Schüler joggen singend um die Schulgebäude. Es ist ein sehr berührender Augenblick, ich stehe wie angewurzelt da und staune, was sich vor mir abspielt. Die älteren Schüler haben einen Stock und treiben alle wie eine Herde um das Schulgelände, das aus zwei Gebäuden (ca. 40 m lang und 5 m breit) besteht. In diesen zwei Gebäuden sind ca. 10 Klassenzimmer, in einigen werden Berge von Holz gelagert. In einer Bank sitzen drei Schüler, die Klassenzimmer sind sehr klein und eng. Unterrichtet werden diese 780 Kinder von 10 Lehrern. Während unsere Zelte und Räder auf das Auto verladen werden, bekommen wir Besuch von zwei Massais. Diese möchten mit uns mitfahren, sie hätten ein krankes Kind, das in das nächste Krankenhaus gebracht werden muss. Jedoch ist unser Auto voll beladen, da wir alle die ersten 20 Kilometer mit dem Auto fahren. Sie stehen da und beobachten das Geschehen. Bevor wir losfahren, werden wir von den Lehrern noch ins Lehrerzimmer gebeten. Ich stelle meine Lenkertasche – in der sich mein Fotoapparat befindet – auf die Beifahrerseite des Autos und gehe mit Goodluck und Reinhold ins Lehrerzimmer, Condrad kommt nach und Rashid und Ramazan machen das Auto startklar. Im Lehrerzimmer tragen wir uns ins Gästebuch ein und wir werden noch nach Verbesserungsvorschlägen für die Schule befragt. Nach einem kurzen Gespräch geht die Fahrt nun los, durch eine fast leblose Savanne, trotzdem sind Rinderherden von Massai unterwegs und suchen nach Futter. Wir sehen wieder Giraffen, Zebras, Antilopen und Strauße und haben nochmals einen schönen Blick auf den Oldoinyo Lengai. Die Piste ist sehr dick mit Staub bedeckt. Wir fahren durch ein Geländeloch, durch die offenen Fenster drängt eine dicke Staubwolke ins Auto und wir werden voll eingestaubt, so dass keiner mehr den anderen sehen kann. Ramazan fährt einfach weiter, obwohl er genauso wenig sieht wie wir. Erst nachdem wir wieder „klare Sicht“ haben, uns gegenseitig erstaunt angucken, geht plötzlich schallendes Gelächter los. Wir sind zu Staubmumien geworden…. Am Krater „Hole of God“ halten wir an und entstauben uns erst mal. Sofort sind wir umgeben von vier Massaifrauen und zwei -kindern, sie möchten uns ihren Schmuck verkaufen und sind sehr penetrant. Für Fotos verlangen sie 500 Schilling pro Person – wir lehnen jedoch ab.
Eigentlich sollte nun hier unsere Radtour beginnen. Wie beschließen jedoch, dass wir noch ca. zehn Kilometer mit dem Auto fahren, da die Gegend recht öde und trocken ist und ein starker Wind weht. Nur Staub und Savanne – ab und zu sehen wir wieder Tiere: Strauße, Antilopen, Zebras, Sekretäre und natürlich Giraffen. Es ist sehr beeindruckend, wenn Giraffen im eleganten Galopp davon traben – stolze Tiere.
Nun halten wir an und holen die Fahrräder vom Dach, die Radtour beginnt auf ein Neues! Ich radle einige Meter und der Freilauf ist wieder im Eimer! Jetzt habe ich genug! Da ich sowieso große Schmerzen in der Schulter habe (durch die Anstrengungen und das beschwerliche Radeln an den Tagen zuvor), beschließe ich, hier meine Radtour zu beenden. Ich kann und will nicht mehr! Mein Rad wird wieder auf das Autodach beladen und ich werde nun zur Mitfahrerin im Auto. Auf der Fahrt sehen wir immer wieder Tiere und ich möchte Bilder mit meiner kleinen Digitalkamera machen. Diese ist jedoch nicht in meiner Lenkertasche – wahrscheinlich hat Reinhold sie in seinem Rucksack. Condrad und Reinhold radeln die vermeintlichen restlichen vier Kilometer – es werden jedoch zwanzig daraus. Für die Beiden ist es sehr anstrengend, da viel Staub, Sonne, keine Bäume, …. Wir fahren durch das Dorf Engaruka zu unserem Campingplatz. Nach Durchsuchen unseres Gepäcks und dem Auto stellen wir fest, dass meine Kamera endgültig verschwunden ist. Verloren oder geklaut – in Gilai Bomba habe ich die letzten Bilder gemacht! Nach dem Mittagessen nehme ich eine Aspirintablette gegen meine Schulter- schmerzen und lege mich schlafen. Anschließend genieße ich eine schöne warme Dusche und ich bin wieder Mensch. Die sanitären Anlagen auf diesem Campingplatz entsprechen deutschen Standards. Ich spreche den Manager darauf an und er erzählt mir, dass er einen deutschen Freund (Martin aus Bayern) hat, der diese Anlage mitgebaut hat. Abends unternehmen wir noch einen Spaziergang durch das Dorf. Es sind dort wieder viele Frauen auf dem Markt, die ihr Obst und Gemüse verkaufen. Engaruka ist ein überraschend grüner und fruchtbarer Ort, der Fluss führt ganzjährig Wasser und Bewässerungskanäle speisen die Felder. Während unseres Spaziergangs kommen wir zu Gemüsefeldern, auf denen geerntet wird. Condrad und Goodluck unterhalten sich mit den Frauen und helfen bei der Zwiebelernte, ich helfe ebenso mit – Reinhold fotografiert. Die Frauen fordern ihn auf, zu helfen: Papa soll auch was arbeiten!
Samstag, 16.8.2008
Engaruka – Mto wa Mbu
56 Kilometer
Den letzten Tag unserer Radtour verbringe ich im Auto – Fahrrad und Schulter kaputt! Wir fahren wieder durch eine steinige und staubige Gegend, wieder viele Giraffen und Zebras, entlang des Rift Valleys (der große afrikanische Grabenbruch ist ca. 6.000 Kilometer lang – von Syrien bis Mosambik und wird in Millionen Jahre das östliche Afrika vom restlichen Kontinent abspalten). Entlang des Grabenbruchs ist es sehr windig.
Unterwegs halten wir an und warten auf Reinhold und Condrad. Ein Maasaijunge kommt zu unserem Auto. Goodluck gibt ihm eine Wasserflasche, der Junge erzählt uns, dass er morgens ein Liter Milch getrunken hat und dies seine Nahrung für den ganzen Tag ist.
In Kitete halten wir an und möchten hier unsere Mittagspause verbringen. Unter einem Baum sitzen zwei Männer, die wir kennen: sie wollten in Gilai Bomba mit uns mitfahren. Als sie uns sehen, stehen sie auf und verschwinden, ein krankes Kind habe ich nicht gesehen! Mir fällt sofort meine Kamera ein…. Mit dem Foto war ebenso Reinholds Uhr verschwunden, die ebenfalls in meiner Lenkertasche war. Diese haben wir jedoch wieder im Auto, an einer seltsamen Stelle gefunden…!? Wir warten bis Reinhold und Condrad bei uns im Dorf sind und beschließen jedoch die Mittagspause zu verschieben, da wir in diesem Dorf von vielen Menschen bedrängt und belagert wurden. Vorbei an Maasai-Dörfern, riesigen Baobab- und Kakteenbäumen, halten wir dann an einem Baum an und verspeisen unsere mitgebrachten Brote. Eine vollbeladene Maasai-Frau und ihr Mann gehen an uns vorüber. Rashid fragt den Mann, warum er seiner Frau beim Tragen der Last nicht hilft. Er sagt, es sei Tradition, dass Frauen alles tragen …
Wir fahren weiter, unterwegs stehen wieder Kinder am Straßenrand und wir halten wieder an, um auf unsere Radler zu warten. Die Kinder entdecken einen Kugelschreiber im Auto und möchten diesen haben. Ich gebe ihnen noch einige Blätter aus meinem Tagebuch, damit sie schreiben können und bastle Papierflieger. Sie sind total begeistert, dass diese sich nun auch noch in der Luft halten können und fliegen.
Nachmittags erreichen wir die Hotelanlage mit Campingplatz, Swimmingpool und sanitären Anlagen. Die Zivilisation hat uns nun wieder – irgendwie schade und doch gut!
Rashid kocht uns noch in der „Großküche“ (hier treffen sich viele Köche von Safari-Gruppen zum Kochen) ein Abschiedsmahl, denn am nächsten Morgen fahren Ramazan und Goodluck zurück nach Moshi und ein neuer Fahrer kommt für unsere Safari-Touren.
Sonntag, 17.8.2008
Ngorongoro Krater (20 Kilometer Durchmesser)
Nach dem Frühstück und Eintreffen unseres neuen Fahrers fahren wir ca. eine Stunde auf bester Straße hoch zum Kraterrand auf ca. 2.500 Meter Höhe zum Eingang des Nationalparks. Hier sehen wir bereits den ersten Elefanten, der da steht, als ob er ein Denkmal für das angrenzende Hotel wäre. Langsam und auf schlechter Straße geht es nun in Serpentinen runter in die Kraterebene. Hier begegnen uns nun eine Vielzahl von Tieren: Gnus, Zebras, Büffeln, Kronenkraniche, Reiher, Gazellen, Flamingos, Hyänen, Warzenschweine, Sekretäre, Nilpferde, Serval, Strauße, ein vom Löwen zerlegtes Zebra (die Innereien sind noch vorhanden und es stinkt erbärmlich), Elefanten und ein schlafender Löwe.
Unser Fahrer hat morgens vergessen, das Wasser im Auto aufzufüllen und nun kocht es. Wir müssen immer wieder anhalten, damit die Temperatur runtergeht. Vorbei fahrende Safari-Autos werden von unserem Fahrer angehalten und er fragt nach Wasser. Doch leider will uns niemand Wasser abgeben und er beschließt, an einem Bach die Wasserflaschen zu füllen. Es ist zwar verboten, das Auto zu verlassen, da hier Löwen sein könnten und es sehr gefährlich ist. Condrad geht ganz vorsichtig und immer wieder um sich schauend zum Bach und füllt die Flaschen mit Wasser. Wir beobachten die Gegend, da es nicht ausgeschlossen ist, dass plötzlich gefährliche Tiere auftauchen, da diese sich im Gebüsch in der Nähe von Wasser aufhalten. Wir haben jedoch Glück und können unser Auto mit Wasser auftanken und unsere Safari fortsetzen.
An einem Teich ist ein Picknickplatz eingerichtet, hier machen wir Pause und können auch zur Toilette.
Auf dem Rückweg halten wir noch am Gedenkstein von Michael Grzimek, der 1959 mit dem Flugzeug bei Dreharbeiten von „Die Serengeti darf nicht sterben“ verunglückte und seinem Vater, Bernhard Grzimek, der 1987 in Deutschland verstarb.
An einem Verkaufsstand halten wir an und kaufen für Papa ein Maasaituch, das wir von 35.000 tans. Schilling auf 10.000 herunterhandeln. Für Mama kaufen wir ein aus Holz geschnitztes Maasaipaar, ebenfalls von 50.000 auf 30.000 Schilling heruntergehandelt (1.700 tans. Schilling = 1 €).
Montag, 18.8.2008
Nationalpark Manyara See
Der Manyara See ist nicht weit entfernt von Mto wa Mbu und liegt unterhalb einer Abbruchkante des Grabenbruchs. Hier erleben wir ebenso wieder eine extrem reichhaltige Tierwelt: zusätzlich noch jede Menge Affen, eine Elefantenherde können wir aus nächster Nähe beobachten, ein gesättigter Löwe liegt im Gebüsch (ca. 10 Meter enfernt), viele unterschiedliche Vogelarten.
Nachmittags sind wir dann wieder zurück auf dem Campingplatz und bekommen durch eine ortsansässige Reiseleiterin noch eine Führung durch die Stadt. Wir gehen durch Reisfelder und sehen den Arbeitern zu, wie sie müheselig die Reispflanzen ins sumpfige Wasser setzen. Einen Schnitzer beobachten wir bei seiner Arbeit, er fertigt Holzfiguren für die Touristen an. Durch Hinterhöfe kommen wir wieder zur Hauptstraße. Hier begegnen uns traditionell angezogene Maasaimädchen. Da ich noch Bilder von ihnen möchte, müssen wir verhandeln; für 500 tans. Schilling lassen sie sich fotografieren.
Am Abend fahren wir dann wieder zurück nach Moshi, unterwegs können wir nochmals die Landschaft um den Kilimanjaro in uns einsaugen. Eigentlich wollten wir noch in Moshi einkaufen und einen Besuch bei Condrads Frau und Sohn abstatten, dies ist jedoch leider zu spät, denn wir kommen erst bei Dunkelheit im Hotel Bristol Cottages an.
Der erste Teil eines beeindruckenden Urlaubes ist nun vorüber – jetzt ist relaxen auf Sansibar angesagt!
Zusammenfassung:
Es war ein sehr beeindruckender, erlebnisreicher Urlaub. Die Tour war sehr anstrengend und herausfordernd. Zum einen bedingt durch die schlechten Fahrräder (Gott sei Dank hatten wir nicht unsere eigenen dabei), zum anderen die schlechten Pistenverhältnisse – sehr sandig und steinig. Trotzdem möchten wir diese Erfahrungen nicht missen und würden alles wiederholen (jetzt wissen wir ja, was auf uns zu kommen könnte :). Die Betreuung durch unser tansanisches Begleitpersonal war hervorragend. Es war sehr angenehm, dass die Zelte auf und abgebaut wurden, gekocht und gespült wurde. Es gab drei Mal täglich leckeres Essen: Zum Frühstück: Kaffee und Tee, Toastbrot, Marmelade und Honig, Pancakes, Eier in verschiedenen Variationen (Rührei, spanisch Omelett, gekochtes Ei), Haferschleimbrei (igitt) und natürlich frisches Obst wie z.B. Mango, Papaya, Avocado, Ananas, Bananen, Orangen. Mittags Lunchpaket: z.B. Hähnchenschlegel, Toastbrot, gekochtes Ei, Banane, Muffin, O-saft in der Tetrapackung. Nachmittags: Kaffee und Tee, Kekse Abends: Suppe (Bananensuppe, Gemüsesuppen,….) Fisch oder Fleisch und viel Gemüse, oft wurde mit grünen Bananen (=Kochbananen) gekocht, Maisbrei (wird mit den Fingern gegessen).
Unser Begleitfahrzeug hatte immer genügend Wasser dabei.
Trotz des guten Essens haben wir einige Kilo verloren!