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Reisebericht: São Tomé mit dem Fahrrad erkunden

Reisebericht São Tomé, Sept. 2017

Was für ein blöder Start. Der Flug sollte um 06:00 in Berlin Uhr losgehen, verzögerte sich jedoch um etwa zwei Stunden. Natürlich war der Anschluss in Lissabon längst weg. „I have bad news for you“ sagte die nette Frau an der Infostelle und gibt mir eine Boarding Card für übermorgen. Am Transferschalter war eine Riesenschlange und es dauerte fast eine Stunde bis ich dran kam. Die Stadt sei voll hieß es und alle Hotels mit denen TAP zusammenarbeite hätten nichts mehr frei. Ich solle gegen 1800 Uhr wiederkommen. Den ganzen Tag am Flughafen warten – was für ein Service. Am Abend gut 100 Leute in der Warteschlange. Und wieder „die Stadt ist voll, es gibt keine freien Plätze“ – ich solle doch lieber zur Tourist Info und mir selber was suchen. Dort hieß es, unter 500,-€ die Nacht sei gar nichts zu machen. Ich suchte eine ruhige Ecke und schaute bei booking nach. In der Tat, für 2 Nächte begann das Angebot bei 700,- bis 1.000,-€. Doch es gab auch ein Hostel für 44,-€ für 2 Nächte. Ich war schon mitten in der Buchung als ich „Doppelstockbett im 8-Personen Zimmer“ las. Schnell wieder raus, noch mal unter Lissabon Zentrum, Lissabon Flughafen, Lissabon außerhalb etc. gesucht. Nichts da. Also das Bett gebucht und schlimmste Erinnerungen an eine Großraum Unterkunft in Malaga tauchten auf.
Welch eine Überraschung als ich die Treppe zum 1. Stock erklommen hatte: sehr freundlich, sehr sauber und geschmackvoll gestaltet. Viele junge Leute; im Zimmer begrüßt mich Felix aus Augsburg.
Bett fertig machen, duschen, ein Bier und dann schlafen.

Alle anderen lagen noch in den Betten als ich gegen 0830 Uhr aufstand. Runter zum Cais de Sodré, mit dem Schiff auf die andere Seite des Tejo und wieder lief ich die Kaimauer nach Westen, wie ich es vor x Jahren schon einmal gemacht hatte. Im Casa da Cerca/ Museum für Gegenwartskunst sitze ich wunderbar im Garten, vor mir der Fluss und die Stadt. Eine Quiche mit Salat, ein Kaffee mit Teilchen und alles ist wieder im Lot.


Ich stand auf als die anderen im Zimmer gerade aus der Nacht zurückkamen. Mit dem vorbestellten Minibus zum Flughafen. Der Flug war langweilig; keine Zeitung, keine Musik, kein Film, keine verstellbare Rückenlehne – so was kann sich auch nur noch die TAP leisten.

In São Tomé angekommen baue ich mein Rad zusammen und radle 7 km in die Stadt. Dazwischen ein schweißtreibender 50 m Hügel. Die Stadt ist relativ dunkel, die Straßen voller Schlaglöcher und die ATMs nicht mit dem europäischen Netz verbunden; es gibt also kein Geld aus Bankautomaten.
Es dauert lange, bis ich das Apartement von Navetur gefunden habe. Ich frage oft und fahre über das Ziel hinaus, da ich die Hinweise wie ‚Mama Africa‘, lavadaria popular‘ nicht erkenne und auch für das Appartement nirgendwo ein Schild ist. Auch eine Klingel gibt es nicht als ich endlich davor stehe. Erst als ich ins Gelände rein komme und dann an einem erleuchteten Fenster klopfe, kommt Diogo, der Sohn vom Chef heraus und gibt mir die Schlüssel.
Gegen 2000 Uhr fahre ich in der Nähe vom Markt zu Xico’s Café, kriege eingelegten Fisch, kann in Euro bezahlen und bin der einzige essende Gast. Schöne Fotos vom Tchiloli Fest  an der Wand! Die Bedienung, eine kräftige afrikanische Mama, fragt wo ich wohne und ob sie auch dort schlafen könne. Müde fahre ich zurück und will ins Bett. Doch einige Flugänderungen nach Ruanda zwingen mich, noch ein paar E-Mails zu schreiben.

Erster Tag in der Cidade Capital

Ab 0530 krähen die Hähne und die ersten Mofas und Autos fahren vorbei.
Bevor ich um 0900 Uhr bei Tiziano bin, fahre ich schon mal kreuz und quer im Ort rum. Tiziano konkretisiert meinen Programmvorschlag, ergänzt einen lokalen Guide für die drei Tage im Landesinneren und ich wechsle Geld bei ihm.
Es ist schwül-warm, trocken und windig. Nachmittags bin ich zu Fuß in der Stadt und abends habe ich große Schwierigkeiten, irgendwo was zu essen zu finden.

Samstag 16.09.2017 – 43 km, von São Tomé nach Neves und Monte Forte

Schon vor 08:00 Uhr läuft mir der Schweiß herunter. Hinter dem Flughafen dämmerte es mir, dass ich falsch gefahren bin. Ich hätte viel weiter nach links müssen. Fahre 500 m zurück, eine nichtasphaltierte steinige staubige Piste, vorbei an der von chinesischen Unternehmen gebauten Energiezentrale von Santo Amaro. Eingestaubte Bananenstauden an den Wegseiten die wohl schon lange keinen Regen mehr gesehen haben. Wegen der schlechten Piste fahre ich langsam und grüße immer wieder die Leute. Nach einem kurzen Stück komme ich auf die Asphaltstraße, die ich eigentlich hätte nehmen müssen.
Es geht hügelig auf und ab. Kakaofelder, Bananen, Papaya, kleine Wasserläufe und Frauen die Wäsche waschen – das Wasser sieht nicht sehr sauber aus. Nur wenige große Bäume. Manchmal ein Vogelgezwitscher das ich gleich für Papageien halten möchte.
An einer Tankstelle sehe ich auf die Bucht von São Tomé herunter. Oh, im letzten Ort hätte ich ja rechts abbiegen müssen, bin aber links gefahren. Mist, jetzt also mindestens 6 km rauf und runter wieder zurück.
Ich fahre etwas flotter und bin nach einer guten halben Stunde, kurz vor 10:00 Uhr in Condé; es geht also doch. Pause im Café Restaurant Celva in Guadalupe, wo ich einen Kaffee und ein Käsesandwich bestelle. Welch ein Reinfall; der Kaffee fast kalt, die aus Pulver angerührte Milch kommt 10 Min. später, das 2 Tage alte und mit billigem Gouda belegte Brötchen lässt sich kaum kauen.
Auf einer schlechten Piste fahre ich langsam zum Strand runter. An mehreren Ständen wird frischer Palmwein verkauft und ich werde aufgefordert ein Glas zu kaufen bzw. jemandem eines zu spendieren. Der Strand sieht nett aus, ein paar Einheimische trinken Palmwein, bauen am Boot, Kinder spielen, eine Frau verkauft Frühstück. Sonst ist nicht viel los.


In der Gegend der Blauen Lagune führt die Straße leicht hügelig direkt an der Küste entlang. Viele Baobab-Bäume, fast direkt bis ans Wasser.
Ich übersehe das Schild zum alten Kolonialhaus Monte Forte, fahre ein steiles Stück Straße hinunter, plötzlich kommen zwei große Schlaglöcher und als ich bremse, liege ich auf der Straße.
Vor mir hatte ein Taxi gerade zwei Leute aussteigen lassen. Der Fahrer schaut nach mir und ich recke schon den Daumen hoch um zu signalisieren, dass alles o.k. sei. Das war es aber nicht. Mein Vorderrad war voll platt, ich blutete am Knöchel, hatte eine Hand verstaucht und einen Schnitt am Zeigefinger.
Die beiden Taxigäste kamen zu mir und sagten, dass ich zu Monte Forte zurück müsse; sie gingen auch dort hin. Kelvish nahm meine Lenkertasche und so konnte ich das Rad schieben ohne das Vorderrad zu sehr zu belasten. Erst mal Duschen, die Wunden versorgen, das Fahrrad flicken. Zwei lange Risse im Schlauch und ich habe gerade noch zwei passende Flicken dabei.
Monte Forte macht einen leicht verfallenden Eindruck. Es müffelt nach Mottenkugeln und die Tischdecken mit Weihnachtsdekoration scheinen das ganze Jahr drauf zu liegen.
Heute ist die Familie aus der Hauptstadt zu Besuch, ständig kommen neue Leute und kriegen was zu essen; Kinder wuseln herum. Carlos fragt mich, ob ich mich dazu setzen wolle. Das fand ich sehr nett. Es war erst 16:00 Uhr oder so und ich hatte noch keinen richtigen Hunger, aber ich probierte gerne den kleingezupften Fisch mit Kochbananen.
Der Trubel wurde immer größer. Ich legte mich wieder hin, da meine Schmerzen an der geprellten Hand stärker wurden. Irgendwann ging die Diskomusik los. Oh jeh, das kann ja nett werden. Ich fragte, ob das hier die Dorfdisco sei. Da sagte Carlos, heute sei sein (42.) Geburtstag und deshalb käme die ganze Familie zu Besuch.
Ich saß dann mit allen an dem großen Tisch. Es war ganz nett, aber große Gespräche gab es auch nicht. Später tanzten unten die kleinen Jungs und zeigten, dass sie schon die schnellen Beinbewegungen einiger Tänze beherrschten. Carlos meinte, wir sollten jetzt eine Runde tanzen, bevor ich mein Essen serviert bekäme. Es waren etwa 10 Männer und 10 Frauen da und man tanzte so, dass eine Person kurz in die Mitte sprang und nur wenige Sekunden lang ihre Tanzkünste vorführte. Es freute sie natürlich, dass der weiße Mann da auch mal mitmachte.
Mein Abendessen, eine Gemüseplatte mit 2 Eiern, war kaum gewürzt. Jetzt hatte ich doch gut Hunger und aß begierig. Meine Schmerzen in der linken Hand waren stark. Ich griff nach den kalten Bierflaschen und kühlte sie damit. Das bemerkten die Leute und fragten nach. Irgendwann kam einer mit einer Flasche Essig, begoss damit meine Hand und rieb es so kräftig ein, dass ich vor Schmerzen schreien wollte. Irgendwo war es dann auch angenehm. Ich wiederholte das Einreiben gleich mit Tigerbalsam. Dann kam der Junge mit einer Hand voll grüner Blätter, zerrieb sie mit Wasser in den Handflächen und packte mir eine dicke Schicht der grünen Paste auf die Hand, die wir mit einer Mullbinde festbanden.
So ging ich wieder zum Tanzen runter. Inzwischen war Paartanz angesagt und Carlos zog gleich eine Dame zu mir. Ich tanzte noch mal mit einer Schwangeren und forderte auch die alte Mama auf, die in der Ecke saß. Aber sie wollte nicht; vorhin am Essenstisch hatte sie noch was anderes gesagt. Schön, dann auch noch mal mit ein paar jungen Mädels zu tanzen und das reichte dann auch.
Gegen 2200 Uhr gab es noch ein Stück Geburtstagskuchen und dann zog ich mich zurück. Die Musik war schon leise und so hatte ich einen guten Schlaf.

Sonntag 17.09.2107 – 40 km. Ohne Gepäck zum Ende der Straße

Meiner Hand ging es deutlich besser. Gut asphaltierte Küstenstraße, Kokospalmen, Kakao, Guaven, Ananas, Bananen, viel Grün. Immer rauf und runter, durchaus auch mal 150 m oberhalb der Meereshöhe, windig. Nicht ganz so tropisch schwül wie in der Hauptstad-Nähe. Manche Bäche die zum Meer führen sind trocken. Dort wo Wasser fließt sind auch jede Menge Frauen beim Wäsche waschen.
Irgendwo hinter Ponta Forada hört die Straße auf und die weitere Strecke nach Binda wird zum einspurigen Pfad, auch mal etwas matschig, mit quer über den Weg gefallenen Bäumen – nicht mehr wirklich zum Fahrradfahren geeignet. Gegen 1130 und nach knapp 20 km fahre ich langsam zurück. Ich werde von vier Mädels gestoppt, die ein Foto haben wollen (oder anbieten) und dann nach Geld oder was zu essen fragen.


Um 1300 verlasse ich Monte Forte wo ich mein Gepäck abgestellt hatte. Jetzt erst mal ein Mittagessen in Neves. Im Resto Santolan gibt es riesige Fischstücke, dazu frittierte Bananenchips. Ich schaffe es nicht, meine Portion aufzuessen.
Mucumbli ist eine ganz andere Klasse als Monte Forte aber auch anonymer. Weitläufig sind kleine Bungalows ins Gelände verteilt.
Seit etwa 1200 Uhr ist es richtig heiß und so lege ich mich nach dem Essen erst mal hin. Nachher einen Espresso auf der Terrasse und das Abendessen vorbestellen.
Gutes italienisches Essen; Salat, Nudeln mit Fisch und ein Tiramisu. Hier kann man’s aushalten!

Montag 18.09.2107 – 34 km, nach Monte Café

Frühstück nur grüner Tee mit lauwarmem Wasser, ansonsten vielfältig gut und ausreichend. Mein Guide Altinei, 23 J. alt, kommt  bald.
Um 0800 fahren wir los, gemütlich flott die Küstenstraße entlang. Es ist windig und je nach Kurve kommt der mal von vorne, von hinten oder von der Meerseite her.
0915 und nach 17 km in Guadalupe. Es ist schon ganz schön warm und der Schweiß rinnt mir in die Augen. Es sind auch einige Autos unterwegs. Also immer gut einatmen, wenn man von hinten ein Auto hört oder von vorne eines kommen sieht, so dass man nach dem Vorbeifahren langsam ausatmen kann und nicht die Dreckluft einatmet.
Eine alte Pflasterstraße geht den Berg hoch, es liegen noch die alten Bahngleise in der Straße. Bald liegt vor uns liegt der rote Bau der Roça Agostinho Neto. Davor, auf der linken Seite, noch ein kleiner Markt und wenige Läden. Jetzt fahren wir eine schlechte Piste, die sich aber ganz o.k. fahren lässt. Natürlich geht es doch mal ein Stück weit ziemlich steil hoch und mir rinnt der Schweiß in die Augen.
Später fahren wir auf einem Kamm. Links alles kahl, Brandrodung. Es werden gerade neue Bananenfelder angelegt. Kleine schwarze Schwalben segeln vor uns den Weg entlang. Und es geht wieder hoch.
Jetzt kommen Kakao und Bananen. In der Ortschaft Caldeiras gibt es einen öffentlichen Wasserhahn. Nach dem Ort geht es nett bergab. Rechts zieht es sich den Hang hoch, links schaut man in den Wald oder die Plantagen hinab. In den Bergen und im Wald ist es nicht mehr so heiß und schwül.
Mein Guide schmeißt das Papier seiner Keksrolle auf den Boden. Ich gebe es ihm zurück. Das verblüfft ihn, doch er akzeptiert es.
Zunächst geht es kurvenreich bergab, doch nach einer Kehre wieder beständig aufwärts. Ich sehe eine Banane auf dem Boden liegen, öffne sie und gebe Altinei die Hälfte. Sehr lecker; ich habe schon wieder Hunger und selten glitt eine Banane so schnell hinunter.
Wir kommen in einen kleinen Ort mit ca. 8 Hütten, Voz Esperanza. Wir fahren jetzt einen schmalen Trail steil bergab. Immer runter bis zum Wasser, das man schon von weitem hören kann. Wir schieben die Räder durchs Wasser und auf der anderen Seite einen steilen Pfad wieder berghoch. Das geht auch nur mit Schieben. Irgendwann lässt es sich wieder fahren, wenn auch nur langsam und im kleinsten Gang. Ich muss eigentlich immer auf den Boden schauen, doch auch da gibt es viel zu sehen: Bananenblätter und die roten Blätter von Bananenherzen, Kakaofrüchte, Jackfruitblätter und vor sich hin verwesende Fruchtreste, Avocado Kerne, Ölpalmstände, Blätter die sich beim Vertrocknen zusammenkringeln als wollten sie ein Schneckenhaus bilden, der Flaum von aufgeplatzten Kapokschoten, immer wieder die Papageienschnabel-ähnlichen leuchtend orangen Blüten und auch mal rot-orangene Orchideen am Wegrand.
Der Pfad wird breiter und wir entdecken ein paar leckere Himbeeren.
Wir kommen in einen kleinen Ort mit Gemüsefeldern, Gesundheitsposten und einer Schule. An einem alten verfallenen Brunnen steht in gelber Schrift „Monte Café“ und der Pfeil zeigt nach links. Es geht weiter hoch, ist aber gut fahrbar.
Nach gut 30 km kann man Monte Café schon sehen. Wir sind vor 1300 Uhr und bei km 33 im Ort, der auf etwa 500 m Höhe liegt. Großer Sportplatz, Primarschule, die alte Kaffeeverarbeitungsanlage, das Kaffee-Museum, Wohnhäuser und kleine Läden.
Mittagessen im Ort, im Hof einer Familie, ein kleines Restaurant, eher grenzwertig, ich bestelle Fisch mit Frucht. Diese stellt sich als pappige nichts schmeckende Brotfrucht mit unangenehmer Konsistenz dar. Ich esse nur den Fisch und werde ‚fruta‘ wohl nie mehr bestellen.
Es wird kühl und fängt an zu regnen. Doch der ist vorbei, als wir den Ort verlassen. In der Unterkunft macht niemand auf obwohl laute Musik aus den Räumen schallt. Es gibt nur ein Zimmer mit einem Doppelbett, ein zweites und ein Einzelbett stehen in einer Ecke des Eingangsbereiches. Madam bringt Handtuch und Seife, aber fließend Wasser gibt es nicht.
Zu Fuß zurück in den Ort. Neben den Zapfsäulen der alten Tankstelle haben lokale Guides ein kleines Büro aufgemacht. Ich kaufe ein Tütchen mit gerösteten Kakaobohnen. Dann ins Kaffee-Museum mit einem Espresso zum Probieren. Die Frau aus der guide-Gruppe führt mich noch in die stillliegenden Kaffee- und Kakao- Trocknungsanlagen und zeigt mir den ‚Supermarkt‘ des Ortes.
Neben der Sportanlage gibt es noch ein Restaurant-Café wo man sicherlich besser Essen könnte.

Monte Café – Roça Bombaim

In aller Ruhe gefrühstückt und um 0800 los. Der Chef zeigte uns noch Vanilleschoten, die er gerade in seinem Garten geerntet hatte.
Die Asphaltstraße nach São Nicolau geht recht steil hoch. An Fahrradfahrer scheint man beim Bau nicht gedacht zu haben. Wir fahren im ersten Gang weiter bis zu einer alten Kolonialstraße, die in vielen Kurven um den Berg herum führt. Neben den grünen Blättern überall das leuchtende Orange des Flammenbaumes. In einer Linkskurve der Wasserfall von São Nicolau. Jetzt am Ende der Trockenzeit aber nur ein paar dünne Fäden und nichts Eindrucksvolles. Alles schön grün hier, auch dichter Bambus. Hier könnte man Pandas erwarten.
Der Himmel ist bedeckt, es ist kühl und nun fängt es an zu regnen. Ich fahre automatisch etwas schneller und lege mich beim Bremsen gleich wieder hin. Diesmal konnte ich im Gras gut abrollen.
Wir fahren zurück zum Abzweig nach Saudade, lassen ein kleines Museum links liegen und fahren einen engen Weg steil nach unten. Wegen des Regens fahren wir langsam und stellen uns auch mal unter. Ich schneide Aldinei ein Bananenblatt ab das er sich über den Kopf halten kann und verkrieche mich selbst in einen Bambushain, aber auch dort kommt der Regen durch. Wir fahren weiter als es nicht mehr ganz so heftig pladdert, kommen an Feldern mit Tomaten, Bohnen und Möhren vorbei und dann in die Ortschaft Milagrosa. Hier wieder unterstellen. Immer wenn man denkt der Regen habe aufgehört, war es nur eine kurze Pause und danach geht es wieder los.
Durch eine Gasse wo nur Müll und Dreck liegt fahren wir steil nach unten und kommen auf die alte Kolonialstraße. Wir fahren in vielen Windungen bergauf und später wieder bergab. Es macht keinen Spaß, im Regen zu fahren. Zwar friere ich nicht, sehe durch die nasse Brille aber nicht gut, muss ständig auf den Boden schauen, langsam fahren und aufpassen auf den nassen Steinen nicht auszurutschen. Sich mal rechts und links die Landschaft anzuschauen, ist nicht drin.
Der Wasserfall von Bombaim ist schon eindrucksvoller als der erste und kurz dahinter kommt ein rauschender Bach. Bis wir beim alten Kolonialgebäude sind dauert es noch ein Weilchen. Kurz vor 1200 und angeblich nach nur 23 km sind wir da und entledigen uns der nassen Sachen. Das Gartengelände des alten Plantagenhauses sieht spannend aus, aber es regnet weiter und ich bin froh, erst mal im Trockenen zu sein.
In der oberen Etage gibt es weitere Zimmer, Aufenthalts- und Speiseraum. Sieht spannend aus – wie im Film. Es kommen noch ein paar andere Tagesgäste, wir bekommen gegen 1500 ein Mittagessen, es regnet immer weiter und irgendwann schlafe ich ein. Gegen 1800 Uhr wird der Generator angeschaltet, doch in meinem Zimmer ist die Glühbirne defekt. Kurz darauf werden wir zum Abendessen gerufen. Und uns wird mitgeteilt, dass der Generator gegen 2100 Uhr wieder abgeschaltet wird.
Die Nacht über habe ich den Eindruck, dass es immer wieder regnet.

Mittwoch 20.09.2107 – 44 km
Roça Bombaim – São João dos Angolares

Das Zimmer war gut abgedunkelt; trotzdem bin ich vor 0600 Uhr wach und um 0720 fahren wir schon los. Es regnet nicht – wie schön. Zurück zum Bombaim Wasserfall, der jetzt mehr Wasser zu führen scheint. Auf dem Weg gibt es viele Pfützen und es ist glitschig. Also sehr vorsichtig fahren.
Bald fahren wir eine alte Straße nach Rossa Nova abwärts und später eine sehr schöne und fast schon ebene Strecke durch Bananen und Kakaopflanzungen. Es wird offener und flacher, wir können richtig flott fahren. Ich schaue in eine Kakao-Trocknungsanlage rein (Secador). Um 0900 Uhr sind wir im Dorf Santo António und kurz darauf auf der asphaltierten Küstenstraße, die gleich über den Rio Abade führt. Die Straße geht kurvenreich rauf und runter. Manchmal ist die Sonne stark und es gibt keinen Schatten. Bei km 25 und bei Sta. Cecilia haben wir den ersten von mindestens vier größeren Hügeln erklommen und trennen uns voneinander. Duftende Kaffeeblüten am Weg, eine Frau mit Kind wäscht Wäsche am Bach und breitet die Sachen am Straßenrand aus, ein schöner blauer Schmetterling will sich nicht fotografieren lassen. Ich fülle im Ort meinen Wasserkanister auf und rolle nun alleine weiter. In Agra Toldo bestelle ich mir in einem Straßenrestaurant einen gegrillten Fisch mit Banane.
1210 weiter, der Himmel ist bedeckt und tatsächlich fängt es bald ein bisschen an zu nieseln – mehr aber auch nicht. Und schon wieder schraube ich mich einen Berg hoch. Um 1300 Uhr bin ich angekommen und muss zum Restaurant Mionga mein Rad etliche Treppenstufen hinunter schieben. Sehr kleines Zimmer das zudem neben dem Doppelbett noch mit einem Einzelbett zugestellt ist. Eine einzige Glühbirne über der Tür reicht nicht ganz bis in die kleine Duschecke; kein Spiegel, kein Warmwasser, Elektrizität fällt immer wieder aus.
Kleiner Spaziergang zum Wasser runter, am Markt vorbei durch den Ort, der sehr ärmlich wirkt. Schaue mir am Ortseingang die große und in schönem Gelände gelegene Roça São João an, wo viele Gäste zum Mittagessen da sind und laufe wieder runter. Es regnet jetzt ganz ordentlich und der Strom ist weg.

Donnerstag 21.09.2107 –  36 km
São João dos Angolares – Porto Alegre

Die Straße führt kurvenreich ins Landesinnere, auch mal mit 10 oder 12% Gefälle abwärts. Eine schöne blau weiß gestrichene alte Brücke führt über den mächtigen Rio Caué. Kurze Pause in Dona Antonia mit Aussichtspunkt wo ich zum ersten Mal den Pico Cão Grande sehen kann. Später, durch die Ölpalmplantage wird die Straße richtig schlecht. Der Pico ist jetzt immer wieder zu sehen. Nach 20 km komme ich bei Monte Mario zum ersten Mal wieder ans Meer.
Die Landschaft ist nun ganz anders; kein Kakao mehr, dafür Kokospalmen, Bananen und auch noch Kaffee. Am Waldrand wächst hoher Farn und bis zur Straße wächst Gras. Auch eine kleine Kuh Herde war einmal zu sehen. Viel Wasser kommt den Berg hinunter. Da wasche ich mir gleich mal den Kopf und versuche mich abzukühlen. Verwilderte Hausschweine beobachten mich und verschwinden schnell im Wald wenn ich näher komme. Mittags erreiche ich Porto Alegre. Das Restaurant Vale e Milu ist eher ein Privathaus eines geschäftstüchtigen Ehepaares. Sie haben einen kleinen Laden, vermieten ein Zimmer mit riesigem Bett -Platz für 4 Personen- und kochen für Besucher die mit Führer oder über eine Agentur unterwegs sind. Zwei Franzosen warten schon aufs Essen. Es gibt Fisch und Tintenfisch, Nudeln, frittierten Maniok, Banane und Kartoffel für 10,-€ pro Person.
Zwei Stunden später bin ich bei der Jalé Ecolodge. Es gibt nur 3 Häuschen am Strand plus ein Restauranthaus. Zu den Mangroven hin ist der ganze Müll im Gelände verteil – so viel zu Öko. Im Bad hat‘s bei mir keine Glühbirne und der Wasserhahn ist nicht fest angebracht.
Es ist einsam hier, windig und die Brandung ist laut. Vom Schwimmen wird abgeraten. Die Landschaft aber ist sehr eindrucksvoll.

Freitag 22.09.2107 –  Relaxtag in Porto Alegre

Frühstück erst um 0800, dann die Wege in Küstennähe erkundet und bei Malanze wieder rausgekommen. Porto Alegre ist eigentlich ein ärmlicher und verdreckter Ort. Auf dem Rückweg nach Jalé noch die neue Unterkunft N’Guebu und die Bademöglichkeiten am Praia Piscina angeschaut. Jetzt hat auch das Nachbarhaus Gäste; Nadine und Benjamin aus Nürnberg sind mit ihrem Surfbrett hier.
Nach dem Abendessen werden wir gerufen, dass eine Schildkröte am Strand sei. Und richtig, eine mehr als 1m lange Schildkrötenmama versucht ein Loch für die Eiablage zu graben. Wir beobachteten sie fast eine Stunde lang – dann zog sie wieder ab ohne Eier gelegt zu haben – das Ergebnis ihres Grabens schien ihr nicht gefallen zu haben.

Samstag 23.09.2107, 30 km
Porto Alegre – São João dos Angolares

Langsam wieder auf den Rückweg in Richtung Hauptstadt.  Schon nach 2 km habe ich mich auf einer glitschigen Piste wieder hingelegt und mich schön der dreckig gemacht. Es ist nicht ganz so spannend, den gleichen Weg zurück zu fahren, wenn man weiß, wie viele Steigungen da kommen werden. Auch regnete es immer wieder mal. Mal wenig, mal heftig, mal stellte ich mich unter, mal fuhr ich mit, mal ohne Regenjacke.
Rechtzeitig zum Mittagessen in São João dos Angolares; diesmal das Resto an der Dreieckskreuzung beim Kunstwerk. Danach hoch zur Roça São João. Endlich mal wieder ein gutes Hotel mit allem: Warmwasser, Spiegel, Strom.
Es fängt wieder an zu regnen und macht nur kurze Pausen. Ich fühle mich angeschlagen, denn meine Verletzung am Knöchel hat sich offensichtlich entzündet.

Sonntag 24.09.2107, 50 km

Es gibt ein reichhaltiges Frühstück mit viel Obst und Kuchen. Ich fahre langsam, habe ja keine Eile und will bei Regenwetter auch nicht ins Landesinnere. Die Unterkunft in Micondo scheint es nicht mehr zu geben und zu Uba Buda habe ich auch nichts rausgekriegt.
Vor Agua Izé besuche ich die Aussichtsstelle beim Boca do Inferno und halte später noch mal hinter Santana, 7 km vor der Hauptstadt. Ich fahre über Praia Melão  in die Cidade capital quer durch den Stadtteil Fruta-Fruta. Das Navetur Apartamento ist von zwei Belgiern belegt, die mir den Weg zur  Unterkunft Villa Marilyn beschreiben, etwas teurer, mit Klimaanlage, Selbstverpfleg und Swimmingpool. Zwei portugiesische Paare reden viel und laut und rauchen stark.
Abends finde ich das Restaurant Salama, wo auch eine Frau aus Togo in der Küche arbeitet.

Montag 25.09.2107

Morgens zurück zum Navetur Apartamento, zu Tiziano, Einkaufen im Qua Tela Shop und zur Post, dann einen Ausflug nach Trindade. Doch bald regnete es so beständig, dass ich nach dem Mittagessen wieder umdrehte.

Dienstag 26.09.2107

Gespräch mit der Leiterin der Tourismusabteilung, Unterkunft räumen und wieder an die Belgier übergeben. Auf dem Dach der Markthalle gibt es Essensstände für’s Mittagessen. Gegen 1500 Uhr schon zum Flughafen geradelt und in aller Ruhe eingepackt. Als die Türen aufgingen war es dann doch noch etwas nervig, da sich 2 Leute vordrängeln mussten, ich meinen Radkarton für den Sicherheitscheck noch nicht schließen sollte, fürs Rad noch mal 100 € zahlen musste, sie das Rad angeblich nur bis FRA und nicht bis TXL durchchecken könnten und es keine Steckdose gab um noch mal einen Tee zuzubereiten. Dafür waren die Flugbegleiterinnen nett und setzten mich auf eine freie 3-er Reihe als ich fragte, ob man die Sitzlehnen wirklich nicht zurückklappen könne.
Ankunft LIS und Weiterflug FRA TXL waren reibungslos und mein Fahrrad war auch da.

Zur Radtour São Tomé


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