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Bericht zur Madagaskar Fahrradtour im September/Oktober 2001 (Pilottour)

Mi 12.9. Flug + Ankunft in Tana
In Paris kommt die Gruppe zusammen. Großes Wiedersehen für diejenigen, die sich von einer früheren Senegal Fahrradtour kennen. Dann geht es ab mit der Air France nach Antananarivo. Bei der Ankunft spät am Abend ging alles reibungslos. Entgegen den Erfahrungen aus anderen Ländern gab es in der Ankunftshalle keine Leute, die sich als Helfer anbieten und die Hand aufhalten. Alle Räder sind da und sind ohne Schäden. Dann kam auch noch der Veterinärservice und desinfizierte alle Reifen gegen die Maul- und Klauenseuche. Unser im Voraus bestellter Abholservice funktionierte; Lala war mit 2 Autos + Hängern da, auf die wie unsere Räder laden konnten. Fast 20 km Fahrt bis zum Hotel, wo wir müde ins Bett fielen. Nicole, Barbara und Heike, die draußen noch quatschten, wurden aus Versehen ausgesperrt. Erst mußte eine der Frauen aus dem Hotel aus dem Bett geklopft werden, damit die drei eingelassen werden konnten.

Do 13.9. Antananarivo, 15 km
Nach dem Frühstück gab es eine kurze Besprechung der Tour mit einem in Madagaskar lebenden und Radtour-erfahrenen Deutschen. Anschließend schwingen wir uns auf die Räder und radeln in die Stadt, ein ständiges bergauf und bergab. Das Geldwechseln auf der Bank ist völlig problemlos, es gibt keine Wartezeiten. Für die Mittagspause im Café Goethe kamen wir zu spät, es gab kein Essen mehr. Also gingen wir zurück zur Terrasse vom Buffet du Jardin, wo wir die Räder abgestellt hatten und bestellten eine Pizza. Später kam Dieter für eine weitere Besprechung dazu. Bevor um 18:00 die Läden zu machen, hieß es schnell in einer Buchhandlung um die Ecke noch detailliertere Straßenkarten zu kaufen. Um 18:00 wird es auch dunkel. Wir machten uns auf den Heimweg und fanden in der Nähe unseres Hotels noch ein schönes Restaurant, wo wir zum Abendessen gleich die einheimischen Weine probierten.
Eine erste Programmänderung hat sich schon ergeben, wir bleiben einen Tag länger in Tana und machen morgen mit Dieter eine Tagestour in der Umgebung. Die Stimmung ist gut, es hat bisher alles prima geklappt.

Fr. 14.9. Rundtour in der Umgebung von Antananarivo, 55 km
Auf zur ersten Radtour in Madagaskar. Nach wenigen hundert Metern fahren waren wir schon aus der Stadt raus. Erste Eindrücke: ehemalige Reisfelder, wo die Lehmerde zur Herstellung von Ziegelsteinen verwendet wird. Diese werden zu kleinen Häuschen aufgeschichtet und in der Mitte wird Reisstroh verbrannt. Dann glimmt der ganze Haufen, oft über mehrere Tage und so werden die Ziegel gebrannt.
Die kleine Tour wurde zu einer großen Rundtour. Erst ging es flach an. Wir fuhren am Fluß entlang und beobachteten die Leute, die von kleinen Pirogen aus Sand aufnahmen und an Land brachten, wo schon Lkws warteten. Auf der anderen Seite des Flusses wurde es hügelig und an einzelnen Abschnitten ging es auch steil nach oben bzw. nach unten. Einmal waren die Räder über den Bewässerungszulauf eines Reisfeldes zu tragen. Ziel war ein kleiner Ort oben auf einem Berg mit wunderbarer Rundsicht. Zwischendurch probierten wir die ersten Imbisse der lokalen Küche: Kartoffelteig mit Kräutern gebacken, Samos (Samosas; Teigtaschen mit Gemüsefüllung), Hefeteigbällchen, Tamarindensaft, frisch gerösteter Kaffee. Die Landschaft: rotbraune Hügel mit grünen Flecken von Eukalyptus oder Pinien, Gemüsegärten oder Reisfeldern.
Am Abend waren wir müde und empfanden die Tour für den ersten Tag als ganz schön anstrengend.

Sa 15.9. Antananarivo – Ambotalampy, 70 km
Zum Start der großen Tour trafen wir uns wieder bei der Villa Berlin. Vorher deckten wir uns ordentlich mit Proviant ein. Der Himmel war bewölkt, auch den ganzen Tag über wurde es nicht zu heiß, es war deutlich unter 30°. Landschaft und Leute geben ein verwirrendes Bild: auch heute war die Landschaft von rotbraunen Hügel mit Agaven, Eukalyptus und Pinien geprägt und erinnerte an Landschaften im Mittelmeerraum. Daneben gab es aber Reisfelder und Bananenstauden, die überhaupt nicht in dieses Bild passen. Viele Hügel sind kahl und zeigen starke Erosionsschäden. Terrassierte Hügel erinnern wieder an Kapverde oder Eritrea. Und 20 km hinter Tana tauchen viele Häuser mit Arkaden auf, wie bei den alten Kolonialbauten in Singapur oder Malaysia. Dann wieder gibt es Frauen, die lange schwarze Zöpfe, einen breiten Strohhut und ein Tuch um den Hals tragen und damit an Bilder von Peru erinnern. Schwarzafrika hingegen ist kaum zu spüren.
Die Straße ist sehr gut asphaltiert, von Schlaglöchern ist nichts zu sehen. Dichter Verkehr begleitet uns die ersten 15 km ab Tana. Manchmal standen wir im Stau, der sich z.B. dadurch bildet, daß auf den engen Straßen ein Handkarren geschoben wird, an dem die Autos nicht vorbeikommen. Später wird das Verkehrsaufkommen immer erträglicher, es gibt zwischendurch immer größere Pausen ohne Autos. Unangenehm ist aber, daß die Lkws entsetzliche Stinker sind und einen mit ihren schwarzen Rußwolken einnebeln. Abgasreduzierung sollte eine erste Aufgabe der Tourismusförderung sein.
Unterwegs wird oft „direkt ab Feld“ frisches Obst und Gemüse angeboten, z.B. gekochte Maiskolben, Ananas oder frische Erdbeeren. Da sollte man gleich einkaufen, denn in der nächsten Ortschaft muß es die Früchte noch lange nicht geben.
Wir machen Mittagspause in Behenyi, wo es viele kleine Restaurants gibt.
In Ambotalampy übernachten wir in einem alten Hotel, das von einem netten Franzosen geführt wird.

So 16.9. Ambotalampy – Antsampandrano und zurück, 60 km
Heute morgen ist es recht kühl und windig, ca. 13°. Erst gegen Mittag konnten wir die Jacken ausziehen. Ursprünglich wollten wir ein Buschtaxi mieten, damit 5-6 Leute direkt nach Tsinjoarivo fahren können. Aber dann entschieden wir uns, gemeinsam einen Ausflug nur bis Antsampandrano zu unternehmen. Der Markt war ziemlich leer, einzelne kleine Läden und Hotelys aber offen, in denen es Reis und Fisch oder Reis und Schweinefleisch gab. Dazu Bohnensuppe und Reiswasser. Auf dem Markt wurden wir bestaunt, als seien wir die ersten Weißen, die je hier angekommen waren.
Unterwegs gepflügte aber leere Reisfelder, Dörfer mit zweistöckigen Ziegelsteinhäusern die mit knallblau gestrichenen Türen auffallen. Und wieder Pinienwald und Eukalyptuspflanzungen.

Mo 17.9. Ambotalampy – Antsirabe, 100 km
Die Straße geht durch eine sanfte hügelige Landschaft und führt teilweise an der alten Eisenbahnlinie entlang, gelegentlich auch am Fluß. Wieder ein verwirrendes Landschaftsbild. Wie gewohnt ist da einmal die rotbraune Erde, die mit Pinien und Eukalyptus anfangs an Südfrankreich erinnert. Später am Fluß mit Reisterrassen wirkt die Landschaft eher „chinesisch“. Kinder und Männer, die am Wegrand liegen und in die Runde schauen, sowie die in der Ferne umherziehenden Viehherden strahlen eine große Ruhe aus.
Kurz vor dem alten Bahnhofsgebäude von Sambaina überraschte uns ein heftiger Regenschauer, übrigens der einzige der ganzen Tour. Es gab dort viele Hotelys und Läden, so daß wir uns noch rechtzeitig zum Kaffeetrinken in ein Restaurant stürzen konnten. Nach 15 Minuten war alles vorbei.
In Antsirabe trafen wir uns im Hotel de Thermes. Wir sahen uns noch ein paar weitere Unterkünfte an und entschieden uns für drei Appartementwohnungen. Dort aßen wir auch zu Abend. Ein eher schlichtes Restaurant, das aber eine hervorragende Küche bot. Und dann war da ncoh die sehr nette, immer irgendwie verschmitzt lächelnde Chefin.

Di 18.9. Umgebung von Antsirabe, 35 – 60 km
Ruhetag. Pause und Möglichkeit zu ersten Fahrradreparaturen. Mittags brach eine Gruppe zu einem Ausflug zum Andraikiba See und zum Tritriva Vulkankrater auf.

Mi 19.9. Antsirabe
Den zusätzlichen Ruhetag nutzten wir für einen Besuch der Thermen. Fast alle kauften sich ein Ticket für eine Massage. Aber als wir in den Warteraum kamen, drehten einige schnell wieder ab. Sie dachten, die Massage fände sozusagen auf dem Flur, hinter einem dünnen Vorhang statt. Dieter und ich blieben und wollten es ausprobieren. Etwas irritiert kauften wir der Dame ein Stück Seife ab, das sie von uns verlangte. Aber das Geheimnis klärte sich bald, denn wir wurden nacheinander in einen gekachelten Raum gerufen, wo man sich ausziehen und auf die Massagebank legen sollte. Dort ergoß sich aus fünf Duschköpfen das warme heilende Thermalwasser. Die Massage bestand dann mehr oder weniger aus einer kurzen Wäsche, die einem zwei Masseure, je einer rechts und links der Bank, gleichzeitig verpaßten. Ein Griff in die Seife, ein Körperteil waschend kneten, umdrehen, fertig. Na ja, war ganz lustig. Anschließend suchten wir noch einen Friseur auf und ließen uns die Haare schneiden.

Do 20.9. Antsirabe – Ambositra, 100 km
Traumhafte Landschaft. Berge rechts und links, oft am Fluß entlang. Reisfelder, Reisterrassen, aber auch Weizen. Und wie immer die rote Erde. Und wieder geht es anscheinend nur bergauf. Nach 50 km kommt ein Paß mit je einem kleinen Restaurant auf den beiden Seiten. Während die einen draußen warten, Bananen und Cola verdrücken, essen andere schnell eine Portion Reis mit Chilli und Tomatensalat. Später machen wir an einer Brücke hinter Ilaka noch eine gemeinsame Ruhepause, wo wir von Kindern und Erwachsenen beobachtet werden. Ein kleiner Junge, der auf einer holzgeschnitzten Flöte spielt, traut sich schüchtern näher zu uns ran.
In Ambositra schauten wir uns verschiedene Unterkünfte an und blieben in dem alten, schon etwas heruntergekommenen Grand Hotel. Das Restaurant des Grand Hotel ist ausgesprochen empfehlenswert. Es hat noch was vom Glanz eines ehemals großen Saales. Hier gab es die leckerste Fischsuppe und Schollenfilets. Ein Unikum die Bedienung: die schwerhörige alte Dame, die bei einer Bestellung immer gleich die doppelte Menge heraushören wollte, muß wohl schon bei der Eröffnung des Hauses angefangen haben.

Fr 21.9. Ambositra – Ambohimasoa, 90 km
Die gut ausgebaute RN 7 geht weiter, hat jetzt aber auch groben Asphalt und gelegentlich Schlaglöcher. Wir steigen auf 2.140 m hoch; die ersten 40 km sind ein ständiges bergauf und bergab. Wir fragen uns, wann wir denn endlich die Hälfte geschafft haben. Doch die zweite Hälfte ist nicht ganz so schlimm, auch wenn es immer noch viel rauf und runter geht und am Nachmittag erstmals etwas Gegenwind aufkommt. Bei km 60 kommt endlich der versprochene Regenwald direkt an die Straße heran – und Hochmoor in 2000 m Höhe. Deprimierend ist die gnadenlose Abholzung, die wir vorher zu sehen bekamen. Die alten hohen Kiefern am Straßenrand werden angehackt bis der Baum stirbt. Vor Ort werden die Bäume zu Kantholz zersägt und von LKW Transportern abgeholt. Traurig, die vielen nackten Hügel zu sehen, die alle mal bewaldet waren.
Pok Pok Früchte (Physalis) am Straßenrand, die ganze Tüte voll für eine DM. Und 10 km vor Ambohimasoa geht es noch einmal richtig gut hoch! Dafür fahren wir kurz vor dem Ort ein kleines Stück direkt durch den Wald.
Kein Reiseführer nennt ein Hotel für Ambohimasoa. Und auch vorher erhielten wir nur widersprüchliche Angaben bezüglich einer Unterkunft. Doch in einem Gasthaus bietet uns die Inhaberin ihr Wohnzimmer und den dazugehörigen Vorraum an. Weiter oben im Ort finden wir die nächste Herberge. So verteilen wir uns heute mal auf zwei sehr einfache Häuser. Heißes Wasser zum Duschen wird in einem Eimer gebracht und die Toiletten im Hof sind Plumpsklos. Wir erleben die Atmosphäre einer Nepal Trekkingtourhütte.

Sa 22.9. Ambohimasoa – Ranomafana, 40 km
Am Ortsausgang wieder ein phantastischer Blick in die Weite der Landschaft. Wie gewohnt geht es runter und wieder hoch … Bald verlassen wir die Asphaltstraße und kürzen nach links ab. Zu Beginn ist es eine steinige Piste, nicht ganz einfach, aber wunderschön. Und wir genießen es auch, endlich mal keine Autos mehr zu sehen. Wir passieren mehrere kleine Dörfer und bleiben wie üblich an jedem Laden kurz stehen um Wasser oder Lebensmittel zu kaufen. Nach 20 km ist die Straße wieder asphaltiert, führt uns am Fluß und am Wald entlang. Wir fanden einen schönen Pausenplatz, bestaunten die Artenvielfalt der Vegetation und sahen erstmals zahlreiche Vögel und Schmetterlinge. Bei Vohipararo kommen die beiden Straßen nach Ranomafana zusammen. Kleine Straßenhändlerinnen bieten leckere, in Teig gebackene Bananen an. Auf gut asphaltierter Straße geht es jetzt steil nach unten, immer am Namorona Fluß entlang und mit phantastischem Blick auf den Regenwald auf der anderen Seite.
Beim Eingang zum Nationalpark erkundigen wir uns schon mal nach den Preisen für Eintritt und Führung und fahren dann weiter bergab in den Ort hinein.
In Ranomafana teilen wir uns auf zwei neuere Gartenanlagen auf. Die erste Unterkunft hat eine schöne überdachte Aussichtsterrasse, bietet aber kein Frühstück und hat kein warmes Wasser. Die zweite hat genau das. Damit wir hier alle zusammen frühstücken können, müssen aber Tische und Stühle in der Mitte des Hofes aufgebaut werden.
Der Verwalter empfiehlt uns zum Abendessen ein kleines unscheinbares einheimisches Straßenrestaurant. Und das bietet uns eines der vorzüglichsten Abendessen, die wir je bekamen. Außerdem trafen wir dort einen netten Schweizer Forscher, der uns über das Sozialverhalten der Lemuren aufklärte und uns den Vanille-Rum probieren ließ.

So 23.9. Ranomafana
Heute muß es natürlich in den Nationalpark gehen, wir wollen ja auch den Wald und die Halbaffen sehen. Aber bis zum Eingang noch mal die ganze Strecke berghoch fahren? Wir nehmen lieber den Pritschenwagen, der zwischen Ort und Parkeingang als Taxi pendelt, zahlen den Eintritt und buchen eine 3 Stunden Tour. Mit zwei jungen Führern ziehen wir los und sehen auch bald, in der Nähe von 2 Wasserläufen, die ersten braunen Schatten in den Baumwipfeln. Später können wir ein Lemurenweibchen beim Bambusknabbern beobachten. Und beim Aussichtspunkt „Bellevue“ schließlich, sehen wir ein Pärchen ganz nah und fast schon zahm, so daß nun jeder reichlich Zeit zum Fotografieren hat.
Zurück bei den Unterkünften verbringen wir die Zeit mit Ausruhen, Picknick oder Fahrrad putzen. Gegenüber der Unterkunft steht eine Kirche und heute, am Sonntag, üben Kirchenchor und Organist den ganzen Tag lang. Selbstverständlich gehören auch die Weihnachtslieder zum Programm.
In Ranomafana kann man am oberen Ortseingang ein kleines Naturkundemuseum besuchen. Es gibt ein Schwimmbad und die Thermen. Der Markt bietet viele exotische Früchte wie Jackfrucht, Papayas, Ananas und zahlreiche Bananensorten.

Mo 24.9. Ranomafana – Irondro, 80 km
Aus dem Ort raus sahen wir die ersten Kaffeepflanzungen. Die Straße führte oft am Fluß entlang und bestand bis Ifanadiana überwiegend aus Schlaglochstrecke. Obwohl es jetzt zum indischen Ozean doch runter gehen sollte, ging es erst zwei mal ordentlich bergauf, bevor später eine lange Abfahrt kommt. In Ifanadiana machten wir kurzen Halt und suchten frisches Brot zu kaufen. Aber der Bäcker war noch nicht vorbeigekommen; dafür gibt es am Ortsausgang die überall erhältliche Nudelsuppe.
Wieder mal eine traumhafte abwechslungsreiche Landschaft, für die ich gerne mehr Zeit gehabt hätte. In Irondro gab es eine Militärkontrolle, die unsere Pässe sehen wollte und prüfte, ob unser Visa noch gültig sei. Zur Unterkunft fanden wir 2 kleine Hotelys mit „Zimmer“. Das war ein Bretterverschlag am Straßenrand mit einem Doppelbett drin. Der Rest der Leute kam privat unter. Einige hatten das Glück, beim Dorfchef etwas abseits von der Straße zu übernachten, fanden unten am Fluß eine schöne Waschstelle und waren zum Abendessen in die Familie eingeladen. Die anderen waren dem Lärm der LKW Motoren ausgesetzt, die vor ihrer Bude hielten. Vor allem aber drangen die Abgase ins Schlafzimmer in denen man sich das Bett zudem mit kleinen Tierchen teilen mußte.

Di 25.9. Irondro – Manankara, 101 km
Nicht zu glauben, wir fahren ans Meer runter und wieder geht bergauf. Wie gestern, teils gut asphaltiert, teils mit vielen Schlaglöchern. Nach gut 1 Std. überqueren wir wieder den Fluß Namorona, der hier schon ein breites Tal gebildet hat. In einem kleinen Ort mit Restaurants, trockneten und dufteten (!) vor der Tür Gewürznelken.
Heute war nicht mein stärkster Tag. Am Abend war ich fix und fertig; schon die letzten 50 km bin ich der Gruppe hinterhergehechelt. Für die Unterkunft fanden wir ein nettes Haus direkt am Meer. Die Küche hatte Schwierigkeiten mit so viel Ansturm und so einiges klappte nicht. Und der von der Hausdame hochgelobte Nachtisch „Crème Helene“ entpuppte sich als simpler Joghurt mit Banane. Das Frühstück am nächsten Morgen war leicht chaotisch. Die Chefin des Hauses war abgereist und hatte dem Koch das Feld überlassen. Obwohl wenn wir schon eine halbe Stunde vorher da waren durften wir die Bestellung erst um 08:00 aufgeben. Gebracht wurde dann eine Stunde später. Die nächsten Tage gingen wir halt woanders zum Abendessen und zum Frühstücken.

Mi 26.9. Manankara
Ruhetag. Frühstücksterrasse mit Blick aufs Meer. Wir hatten die Terrasse mit Luftschlangen verziert, denn heute hatte Dieter Geburtstag. Später machten wir „Erledigungen“ in der Stadt, besuchten den Markt, Cafés und Restaurant bzw. erkundeten ausgiebig den Strand.

Do 27.9. Manankara – Vohipeno – Ivato – Manakara, 100 km
Nur zwei Leute wollten heute in das 45 km entfernte Vohipeno und evtl. auch per Rad wieder zurück. Die anderen wollten lieber noch einen Ruhetag, bzw. den nördlichen Strand von Eden Sidi erkunden.
Mit Rückenwind waren wir schon nach 2 Stunden zügiger Fahrt in Vohipeno. Dort haben wir mit Heißhunger wieder eine Nudelsuppe gegessen. Hinter dem Ort ging es ins 5 km entfernte Ivato ab. Der Weg dorthin erinnert sehr an Malaysia. Dörfer mit Pfahlbauten auf der einen Seite, blühende und süßlich duftende Kaffeesträucher auf der anderen – und dahinter schimmert blau der Fluß. Im Ort war das Königshaus unverkennbar. Wir standen ein wenig staunend davor, da kam er auch schon zur Tür. Auf die Frage, ob wir es uns ansehen dürften, bat er uns herein und wies uns in respektvoller Entfernung zu sich einen Platz auf dem Boden zu. Es ergab sich ein kurzer Smalltalk und dann durften wir wieder gehen. Fotografieren war nicht erlaubt und ein Besuch der Königsgräber sei auch nicht möglich, denn das ginge nur mit Führern und die stehen heute wegen der Feldarbeit und einem gerade stattfindenden Ausbildungskurs nicht zur Verfügung.
Zurück in Vohipeno schauten wir uns die Pirogenstelle am Fluß an, probierten ein paar gebackene Kleinigkeiten und dann ging es mit Gegenwind zurück.

Fr 28.9. Zugfahrt Manankara – Fianarantsoa
Heute sind wir sehr früh aufgestanden und ohne Frühstück zum Bahnhof geradelt, wo es ab 06:00 Uhr die Zugtickets geben sollte. Dort war eine ruhige und entspannte Atmosphäre, ganz anders als in dem hektischen Gewusel, welches einen in Senegal erwarten würde. Wir kauften für alle ein 1. Klasse Ticket, dann brachten wir die Räder vorbei zum Gepäckwagen. Der Lademeister verpackte mit unserer Hilfe alle Räder -zweistöckig!- im vorderen Abschnitt des Gepäckwagens. Dort gab es ein kleines Kabuff wo die Räder unter sich blieben und nicht den Platz mit vollen Bananenkörben teilen mußten. Es wäre einfacher gewesen, wir hätten bei allen Rädern den Lenker quer gestellt und die Pedalen abgemacht. Das Gepäckabteil hatte keine Türen; die wurden mit Bambusstangen und Schnur verschlossen.
Kurz nach 07:00 Uhr, also fast pünktlich fuhren wir los -am Anfang ging es quer über die Landebahn des Flughafens. Es war eine absolut aufregende Fahrt. Die meiste Zeit standen wir an den auch während der Fahrt offenen Türen und fotografierten. Die Landschaft war spannend, aber nach ein paar Stunden drückte uns der Qualm der Lokomotive aufs Gemüt und das Hämmern der Gleise setzte sich in den Ohren fest. Irgendwann waren wir durchgeschwitzt und meinten, die Fahrt könnte nun bald zu Ende sein. Auf halber Strecke schaltete die Lok erst mal den Motor ab, denn es gab viel ein- und auszuladen. Da wäre eigentlich genug Zeit gewesen, sich nach einer Nudelsuppe umzuschauen. Später wurde es bei vielen Passagieren üblich, an jedem Bahnhof aus dem Zug zu springen und sich umzusehen, was es so an Waren und Leckereien gab. Der Zugführer pfiff auch immer, wenn es weitergehen sollte, so daß alle schnell zurück kamen. Bananen gab es in Unmengen und bis zu einem bestimmten Punkt wurden sie immer billiger, – bis auf 20 Pfennig für eine ganze Hand. Wir kauften auch eine riesige Papaya und testeten die Cherimoya Früchte. Auf unseren Sitzen gab es dann ein klebriges Gelage. Endlich kamen die Erfrischungstücher mal richtig zum Einsatz.
Müde und erschöpft kamen wir am frühen Abend an und suchten das Top Hotel am Ort auf. Im Nachhinein sagten die meisten, daß der Laden ja wohl doch nicht so toll sei. Nicht mal duschen konnte man, ohne sich in die Badewanne zu hocken und die Brause mit einer Hand über sich zu halten. Und das Abendessen verdient keine besondere Erwähnung. Ich fühlte mich in dem kitschigen Bau auch nicht wohl.

Sa 29.9. Transfer Fianarantsoa – Antananarivo
Auch heute standen wir etwas früher auf, denn wir wollten ja bis nach Tana zurück. Es war überhaupt kein Problem, ein ein Buschtaxi zu finden. Die verschiedenen Busgesellschaften rissen sich quasi um uns. Wir mieteten ein ganzes Auto und beluden es in Ruhe. Um 09:00 kamen wir los, machten eine Mittagspause in Antsirabe und kamen erst abends Uhr in Tana an.

So 30.9. Antananarivo
Wir zogen zu einem Hotel nahe am Flughafen um. Später fuhren wir in einem Kleinbus zum Tsimbazaza Botanischen Garten und Zoo. Bis zum Nachmittag blieben wir dort, anschließend suchten wir uns zu Fuß einen Weg den Berg hoch. Auf kleinen Treppchen kraxelten wir durch die fast schon slumartige Hangsiedlung. Auch wenn wir nach dem Weg fragten und bei manchen Familien schon vor der Haustür standen, waren alle nett und freundlich; niemand brauchte Angst zu haben, sich hier durch die Armensiedlung zu bewegen. In anderen Ländern wäre das wohl nicht so gewesen.
In der Oberstadt angekommen, sah dann alles anders aus: schöne kleine Villen und eine gute Straße. Den alten Königspalast betrachteten wir von außen. Nur eine Person ließ sich eine kleine Führung geben. Und weiter gingen wir zu Fuß, erst zum Place de l’Independance, dann zum Bahnhof, wo wir ein empfohlenes Restaurant aufsuchen wollten. Doch heute, am Sonntag, war fast alles geschlossen. Zur Rückfahrt verteilten wir uns auf 3 Taxen, denn nach 21:00 Uhr fahren die Buschtaxis nicht mehr.

Mo 1.10. Antananarivo
Den letzten Tag nutzten die meisten für einen weiteren Stadtbummel. Ein letztes Abendessen im Restaurant des Hotels und dann kam auch schon das Auto, das unsere Fahrradkartons zum Flughafen brachte. Abflug kurz nach Mitternacht. Vollmond über den Wolken! Ein schönes Bild: der schwarze Himmel, der helle Mond so ganz nah und ein beleuchteter Wolkenteppich unter uns.
Am nächsten Morgen sind wir in Paris, dann heißt es Abschied nehmen und sich auf die verschiedenen Abflüge zu verteilen. Und nun sind wir auch bald wieder Zuhause. Eine schöne Reise ist zu Ende.

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