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Aegypten-Sudan Radtour Reisebericht

Sudan Reisebericht 2014
Michael Franke

Egypt Air akzeptiert die Fahrradmitnahme ohne Zusatzkoste, wenn es innerhalb der Freigepäckgrenze von zwei Gepäckstücken bleibt. Und auch das gemeinsame Check-In am Flughafen Schönefeld verlief problemlos. Das Essen im Flugzeug kam relativ spät und im Laufe des Tages gibt es dann nichts mehr. Also ruhig noch was mitnehmen.

Der Flughafen in Karo war wie ausgestorben, im Transitbereich fast keine weiteren Passagiere zu sehen. Das Visum für Ägypten kauft man sich für 12 Euro oder 15 USD als Sticker am Bankschalter und klebt es sich dann selbst in den Pass. Wechselgeld gibt es zum korrekten Kurs nur in ägypt. Pfund. Wir tauschen jeweils noch 50 Euro. Restliche EGP kann man an der Fähre in den Sudan 1:1 in sudanes. Pfund tauschen – was ein guter Tausch ist.

Am Flughafen von Luxor kommt unser Gepäck nicht vom Band wo der Flug aus Kairo angezeigt wird (da kommt nur das Gepäck an, das in Kairo aufgegeben wurde), sondern nebenan, eine Tür weiter, in der ‚international hall‘.
Bei der Ankunft ist es 17°, wir werden abgeholt und kommen gegen 01:30 ins Bett. Das nächste Mal sollten wir eine näher gelegene Unterkunft an der Ostseite des Nils nehmen.

Auch wenn es morgens noch ein wenig kühl ist, so kann man ab 10:00 Uhr doch schon im T-Shirt radeln. Die Polizei lässt uns nicht auf der Westseite fahren und schiebt uns an der nächsten Brücke wieder auf die andere Seite. Die Straße führt parallel zu einem Bewässerungskanal. Wir sehen Kohl, Zuckerrohr, Bananen, Palmen und eine kahle Hügelkette. Immer wieder begleitet uns ein Polizeifahrzeug für ein kurzes Stück. Die Beamten sind nett, sprechen aber kein Wort englisch. Andere Radler, die von Kairo aus den Nil hoch wollten, berichten uns später, dass die Polizei ausgesprochen nervig sei und man nicht einfach drauf los radeln könne.

Erst am späten Nachmittag kommen wir an den Hafen von Esna. Unser Boot liegt 10 km weiter und Bootsbesitzer Abdo aus Assuan organisiert zwei Autos, die uns und das Gepäck dort hin bringen. Nun übernimmt die 3-köpfige Mannschaft von Usama, Zak und Mahmoud. Sie bereiten ein leckeres Abendessen mit Nudelsuppe, Nudeln + Gemüse und Huhn zu. Wir kriechen schon halb in die Schlafsäcke, da es kalt ist und wir müde sind. Nach Obst und Kaffee schlafen wir schnell ein. Das Boot segelte noch eine halbe Std. weiter und legte dann irgendwo am Ufer an.  
Unser Segelboot ist super; es ist sehr geräumig und bietet eine große Fläche für den Aufenthalt. Nachts lassen sich mit Stoffbahnen einzelne Kabinen abtrennen, die auch verhindern, dass die Kälte des Wassers hereinzieht. Die Fläche ist überdacht; oben sind unsere Räder und es gibt noch ausreichend Platz wo man sich morgens oder abends aufhalten kann, wenn die Sonne nicht zu heiß ist. Das Gepäck liegt weitgehend in einem Lagerraum unter unserer Liegefläche und im vorderen Bereich des Bootes gib es eine Toilette. Abends wird für kurze Zeit ein kleiner Generator angeworfen; so haben wir Licht und können auch alle Ladegeräte aufladen.  
     
Kurz vor 05:00 ruft der Marabout zum Gebet und teilt uns mit, dass wir noch eine Runde schlafen dürfen. Dann folgt ein ausgiebiges Frühstück, wir inspizieren unsere Räder, es gibt einen ersten Kurs im Aquarellzeichnen, wir Lesen, lernen die Crew kennen, baden im Nil. Und wieder gibt es ein leckeres Essen von Kartoffelbrei mit Knoblauch, Thunfisch mit Zwiebel, Petersilie und Tomate, Frischkäse und Tomate. Das Boot bleibt mehr oder weniger auf der Stelle, denn es ist fast windstill. Erst am frühen Abend kommt für kurze Zeit etwas Wind auf. Den ganzen Tag über sehen wir kein einziges Kreuzfahrtschiff auf dem Nil. Als uns am frühen Abend ein Frachtschiff überholt, versucht die Crew auf sich aufmerksam zu machen und um Schlepphilfe zu bitten. Doch das Schiff zieht mit rascher Fahrt an uns vorbei.  

Am nächsten Morgen nimmt uns ein leerer Frachter in Schlepp. Wir sind eng ans Heck des Kahns gekoppelt und können leicht von einem Boot zum anderen wechseln. So sind wir bald vorne auf der Brücke des Schleppers, trinken Tee mit der Mannschaft, zeigen unsere Zeichnungen bzw. portraitieren sie mit großer Anerkennung. Am frühen Abend legen wir in Komb Ombo an. Dort wo sonst alles voller Touristenschiffe ist, liegt nur ein einziges Schiff im Hafen.
Wir besuchen den Tempel zu Ehren der Krokodil-Gottheit Soeris und das angeschlossene Krokodil-Museum, wo auch etliche mumifizierte Krokodile ausgestellt sind.
Ein kurzer Spaziergang in den Ort, die vergebliche Suche nach einem Bier und dann kehren wir zum Abendessen auf unser Boot zurück.

Nach dem Frühstück legen wir los und kriegen tatsächlich gut Fahrt, so dass wir am Nachmittag an der Brücke vor Assuan anlegen. Die Crew erwartete ein Trinkgeld in Höhe von etwa 1 -1,50 € pro TN pro Tag an jede Person, doch unsere Sammlung erzielte nur knapp die Hälfte. Also lege ich noch mal den gleichen Betrag dazu und wir gehen in Freundschaf auseinander.

Die 3-tägige Segelbootfahrt auf dem Nil war ein wunderbarer Einstieg. Man konnte langsam Abstand nehmen vom Arbeitsalltag zuhause, sich in Ruhe auf ein arabisches Land einstellen, ein bisschen die Zahlen und die wichtigsten Worte üben, einen Zeichenkurs mitmachen und sich auf die kommende Radtour durch die Wüste einstimmen.

Wir erreichen das Nile Hotel am frühen Abend. Leider dürfen wir unsere Räder nicht in der Lobby abstellen und müssen sie mühsam einzeln und hochkant im Fahrstuhl auf die Zimmer mitnehmen. Also muss auch hier ein anderes Hotel gefunden werden.
Jens führt uns zu einem Bummel in den Basar, wir essen im Al Mesry Restaurant und finden auf dem Rückweg noch einen Verkaufsstand von Zuckerrohrsaft und Baklava.

Das Hotel will uns auch kein frühes Frühstück anbieten, gibt uns aber eine kleine Proviantschachtel mit auf den Weg. Gegen 07:30 kommen wir los; das Runterbringen von Rädern und Gepäck dauerte doch etwas länger. Nach etwa 15 km machen wir eine schnelle Frühstückspause und erreichen nach 22 km das Fährbüro am Hochdamm des Nasser Stausees. Der Ticketverkäufer hatte uns am Telefon gesagt, dass wir vor 10:00 Uhr da sein müssten. Doch Mr. Salah war nicht da; er kam gegen 11:00, schrieb alle unser Passdaten ab und rückte dann unsere Tickets raus.
Andere Radfahrer, u.a. 2 Chinesen mit Gitarre und ein frz. Pärchen mit 2 Kindern bekamen offenbar keine Tickets, denn wir sahen sie später nicht auf dem Schiff.

In engstem Gewusel schoben wir uns langsam von einer Station zur anderen voran, durften überall etwas bezahlen oder ein Formular ausfüllen das kurz danach wieder von einer anderen Person kontrolliert wurde. Gegen 1330 konnten wir das Schiff besteigen und unsere Räder sicher an den Geländern festbinden. Wir waren früh dran und es war noch nicht alles voll mit Passagieren und Gepäck.

Jens organisiert für 50 € Zuzahlung die gesamte Fläche des Decks direkt vor der Kapitänsbrücke für uns. Wir haben genügend Platz, uns gut auszubreiten. Unter Deck gibt es zwei Restaurants wo wir uns auch ab und zu einen Tee holen. Erst nach 2000 Uhr legen wir ab und fahren die ganze Nacht durch. Die Nacht ist kalt. Sobald die Sonne raus kommt tauen wir langsam auf. Gegen 1015 schieben wir uns langsam am Abu Simbel Tempel vorbei und verlassen nun den ägyptischen Teil des Stausees. Wadi Halfa im Sudan erreichen wir 2 Std. später; hier dürfen wir unsere Uhren noch um 1 weitere Std. vorstellen. Wir lassen erst mal einen Großteil der Passagiere aussteigen, veranstalten noch ein kleines Picknick und füllen bei den Behörden im Restaurant wieder unendlich viele Formulare aus. Die von uns in Englisch ausgefüllten Daten für Wohnort, Beruf etc. müssen von dem Beamten noch in arabische Schrift übertragen werden. Dabei sind meine Berufsangaben für ihn gänzlich unbekannt. So wird aus einer Zahntechnikerin ein doctor und aus einer Sozialarbeiterin ein teacher usw.
Unser Ausstieg geht erstaunlich einfach und gut. Mazar Mahir, unser Kontaktmann, wartet draußen auf uns und führt uns durch die Zollkontrolle. Dabei erhält jedes Gepäckstück und auch jedes Rad einen Aufkleber, der 50 m später von einer anderen Person per Filzstift abgehakt wird.
Wir radeln 8 km zum Haus von Mazar und richten dort unser Camp ein. Danach geht es zum Abendessen zurück in den Ort. Und wieder muss ein Stapel von Formularen ausgefüllt werden um die Registrierung am nächsten Morgen vorzubereiten. Dazu sind dann auch ein Passfoto und eine Fotokopie von Pass und Visum nötig.
Nach der Registrierung ist auch von diesem Eintrag im Pass eine Fotokopie zu machen und vorrätig zu halten. Und 30,- € pro Person sind natürlich auch noch zu bezahlen. Gut, dass Mazar das alles für uns erledigt und wir in Ruhe Tee trinken bzw. unseren Lebensmitteleinkauf organisieren können. Ebenso besorgen wir uns einheimische Telefonnummern, besuchen ein Internetcafé und tanken Benzin für unsere Campingkocher.

Erst um 1220 Uhr, nach einem Gruppenfoto das den Start der Wüstentour dokumentiert, kommen wir los. Anfangs geht es leicht auf und ab und kurvenreich durch eine Steingeröll Landschaft. Danach bleibt es flach und schöne Bergbilder sind in der Wüste zu sehen. Die Station von El Beer erreichen wir 6 Std. später nach 101 km – der enorme Rückenwind machte es möglich.

In der Station bestellen wir ein Abendessen, das übliche ‚Ful‘ Bohnengericht mit Brot das wir nun häufiger zu Essen bekommen. Auf der anderen Straßenseite ziehen wir 100 m ins Gelände und bauen unsere Zelte auf – die erste Nacht in der Wüste.
Am nächsten Morgen frühstücken wir in der Station. Ich sehe einen kleinen dreieckigen blauen Glassplitter aus meinem Hinterrad leuchten und wechsle den Schlauch; der erste Platten von drei die es insgesamt werden sollen. Und das bei dem neuen Schwalbe Marathon. Ich bin enttäuscht.
Unterwegs sehen wir mehrere Goldgräbercamps und Männer die mit Metallsuchgeräten in der Landschaft herumlaufen.

Bei Ferka, km 753, erblicken wir zum ersten Mal wieder den Nil. In der Station kaufen wir Zwiebeln, Nudeln, Thunfisch und Obst, holen unsere Kocher raus und bereiten unter den interessierten Augen der Männer unser Mittagessen zu. Kalte Getränke gibt es auch und die Station macht einen guten Umsatz. Um 1530 geht es weiter.

Bei der Abzweigung nach Abri füllen wir unsere Wasservorräte auf, trinken Tee und schlagen uns dann ins Gelände, Zelte aufbauen und Abendessen kochen – wie mittags wieder Nudeln mit Tomaten, Zwiebeln und Thunfisch. Und plötzlich steht ein security officer vor uns und meint, dass wir im Ort zu übernachten hätten, schließlich gäbe es dort ein Hotel. Alle Verhandlungsversuche scheitern. Doch müssen wir -nun ganz im Dunklen, die Zelte nicht abbauen. Wir dürfen sie stehen lassen und zwei dürfen hier bleiben. Die anderen ziehen mit Schlafsack und den Rädern zur Unterkunft im Ort und kommen früh am Morgen zurück. Wir wärmen uns bei den ersten Sonnenstrahlen im Windschatten eines der Zelte, bauen in aller Ruhe ab und packen unsere Sachen.
Los geht es erst nach 1100 und schon 1 ½ Std. später, bei der Station ‚El Tagrest‘ (nach km 692) machen wir eine Std. Mittagspause. Heute finden wir kurz hinter einem Ort einen Zeltplatz ‚hinter den Dünen‘ wo wir nicht so deutlich sichtbar sind. Am frühen Morgen gehen zwar ein paar Männer in der Nähe vorbei, kommen uns aber nicht besuchen.

Heute geht es früher los. Um 0930 schieben uns aus dem Sand auf die Straße und 10 Minuten später geht es los. Wir kommen flott voran, denn oft schiebt uns der Wind mit mehr als 30 kmh über größere Distanzen. Delgo ist eine richtige kleine Ortschaft. Wir verlassen die Straße und finden ein nettes Mittagsrestaurant wo wir erstmals auch Kaffee mit Ingwer und Kardamom zu probieren bekommen. Und ich kann wieder ein Foto abgeben das Christian letztes Jahr machte und mir mitgab. Zwar traf ich nicht die auf dem Bild abgelichteten Leute aber andere, die mir versicherten, diese zu kennen und ihnen das Foto geben zu wollen. Am Nachmittag noch mal Pause bei einer Kaffeestation. Hier entdeckten wir Baklava und seinen unglaublich günstigen Preis. So mussten wir mehrfach nachkaufen und verdrückten 1 ½ kg für die wir etwa 2,- € bezahlten.
Nach 102 km stoppen wir bei einer kleinen Station und ziehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite ins Gelände. Am Rande eines verlassenen Hauses bauen wir die Zelte auf und gehen noch mal zum Essen zur Station.

Auch am nächsten Morgen verbringen wir hier noch etwas Zeit, trinken Tee und Kaffee, machen Fotos mit den Betreibern und ziehen gegen 1000 wieder los. Am frühen Nachmittag rollen wir über die Nilbrücke in Dongola ein – die einzige richtige Stadt zwischen Wadi Halfa und Khartum. Für zwei Nächte beziehen wir nun ein Zimmer im Olla Hotel. Endlich wieder duschen, rasieren, auf die Toilette gehen und Wäsche waschen.
Am späten Nachmittag erkunden wir den Ort per Fahrrad, schauen uns einen kleinen Supermarkt an und ziehen in das Restaurant nebenan. Nach dem Abendessen schauen wir uns draußen die Läden an und kaufen wieder eine größere Menge von süßem Baklava-Gebäck. Nach der Rückfahrt zum Hotel gehen wir noch eine Runde zu Fuß ums Carrée und trinken am Straßenrand einen Kaffee.

Selbstorganisiertes Frühstück im Innenhof des Olla Hotels, dann noch mal ein Treffen mit Pastor Alamin, der uns die Transporte organisieren hilft. Er hat gleich einen Rikshaw Fahrer mitgebracht mit dem wir schon mal über den Preis für den Nachmittag verhandeln. Bis dahin kann jeder machen was er will. Ich gehe zum Friseur, ins Internetcafé, presche mit dem Rad über die Felder um ein Stück am Nil entlang zu erkunden und esse im Restaurant gegenüber vom Lord Hotel zu Mittag.
Am Nachmittag besteigen wir vier vor dem Hotel auf uns wartende Rishaws. Die Fahrer drehen ihre Musikanlage voll auf; jeder natürlich mit einer anderen Musik. So zieht unsere kleine Karawane die da durch die Stadt jagt entsprechend viel Aufmerksamkeit auf sich.
Bei der Kamelsammelstelle außerhalb der Stadt kommen Händler zusammen um ihre Tiere auf Viehtransporter zu verladen, die sie dann als Schlachtvieh nach Ägypten und Saudi Arabien bringen. Da die Tiere nicht immer ganz freiwillig in die LKWs klettern, wird hier und da auch etwas Gewalt angewendet was mit tierischem Brüllen beantwortet wird.
Zurück beim Hotel suchen wir den alten Mann auf, der nebenan eine kleine Wäscherei betreibt. Jeder hatte ihm gestern ein paar Kleidungsstücke zum Waschen dagelassen. Doch der Gute scheint völlig überfordert  zu sein und hat mit den meisten Sachen noch nicht einmal angefangen. Kurz vor Sonnenuntergang holen wir sie ungewaschen zurück und waschen selbst im Hof und auf der Dachterrasse des Hotels.

Wie mit Alamin vereinbart kommt morgens ein LKW vors Hotel um uns nach Abu Dom zu bringen. Wir packen zuerst Räder und Satteltaschen auf die Ladefläche und klettern hinterher selbst dazu. Bevor wir mittags die Ausgrabungsstätte von Old Dongola erreichen, müssen wir noch mit einer Fähre auf die andere Nilseite. Von der Asphaltstraße die durch die Wüste zieht, biegen wir in einen Ort ab und queren auf beiden Flussseiten einen grünen Streifen von Dattelpalmen, Bambus und Feldern. Kurz danach stehen wir wieder in der Wüste. In der Umgebung der alten Festung von Old Dongola gehen die Ausgrabungsarbeiten noch immer weiter. Ein Weißer dirigiert einen Traktor, der den Sand vor einer alten Steinmauer weg schafft und 10 alte Stelen sind in einer Senke aufgestellt.
Wir erkunden individuell das Gelände und kurz bevor wir weiter fahren wollen, kommt doch noch ein Offizieller, der eine Liste mit allen unseren Namen möchte und von jedem 50,- Pfund (gut 5,- €) Eintritt kassiert -ohne Quittung.
Bei der Weiterfahrt in der Nachmittagssonne sind wir alle müde und versuchen auf dem LKW so gut wie möglich etwas zu schlafen. Gut eine Stunde später erreichen wir die Station von Moltaga, schieben alle Räder auf eine Seite des großen Raumes, arrangieren 11 Bettgestelle davor und ordern Ful + Brot + Kaffee + Tee. Alles läuft sehr ruhig und stressfrei ab. Nach dem Essen gibt es Aquarellmalunterricht bzw. wir inspizieren die Ladenzeile auf der anderen Straßenseite. Dort gibt es Essensbuden und Verkaufsstände für Orangen, Pampelmusen, Datteln und anderes.

Wir übernachten in der Station und ohne die Zelte abbauen zu müssen, geht es am Morgen viel schneller. Schon um 0930 sind wir auf der Piste. Der 3. Stopp ist für eine lange Mittagspause. Wieder mal gibt es Ful mit Omelette und mehreren Runden Tee und Kaffee.
Heute haben wir eine kurvenreiche Strecke, es ist dunstig und es liegt viel Sand in der Luft. Wenn ein Bus entgegen kommt, muss man schon etwas den Kopf ducken um nicht gleich eine Ladung Sand ins Gesicht geschleudert zu bekommen.
Wir finden einen schönen Zeltplatz irgendwo im Sand hinter einer Erhebung, finden viele und große Stücke von versteinertem Holz oder kugelförmige Steine, von der Größe einer Murmel bis zum Tennisball.

Am nächsten Tag wieder starker Wind. Oft rollen wir mit 30 kmh dahin und erreichen im Sprint knapp 50. Dann wird es bedeckt, Himmel und Horizont sind einheitlich grauviolett. Eine einzelne Wolke schiebt sich über die Straße und jeder kriegt etwa fünf Regentropfen ab. Es wird immer grüner. Aus einem leichten Flaum werden halbkugelförmige grüne Büsche und später sind ab und zu auch kleine Bäume zu sehen. Ebenso kommen jetzt auch Kamele und Ziegenherden dazu, die immer wieder im Gelände zu sehen sind.
Auch bei unserem Übernachtungsplatz zwischen grünem Gestrüpp, dem roten Boden eines frisch umgegrabenen Feldes und der Bettstätte von Viehhirten, sind zahlreiche Kamele zu sehen. Die Hirten stellen sich als 3 halbwüchsige Jungs bzw. Kinder raus. Sie besuchen uns beim Abendessen, sprechen kein Wort, verputzen alles, was wir ihnen anbieten und schauen sich interessiert die Fotos an, die Jens ihnen auf seinem Gerät zeigt.  

Auch als wir am nächsten Morgen unsere Sachen einpacken sind sie wieder da. Heute gibt es wieder einen blauen Himmel, es wird heißer und der Wind kommt oft von der Seite. Wir merken, dass wir uns der Hauptstadt nähern, denn der Verkehr nimmt zu und immer öfters kommen wir am eingezäunten und fast blickdicht geschützten Gelände von großen Agrarbetrieben vorbei. Neben einem solchen Betrieb übernachten wir auch, was nicht ganz so romantisch ist.

Es geht weiter mit starkem Seitenwind und manchmal schieben wir uns mit nur 15 kmh voran. Beim Mittagessen entdecken wir wieder einen neuen Geschmack: ein Linsengemüse mit Zimt und Knoblauch.
Weit vor km Null, wo wir uns eigentlich verabredet hatten, kommt uns Midhat, unser Kontaktmann aus Karthoum, entgegen und begrüßt uns mit einer Tüte voller Bananen. Lange Fotopause am Kilometerstein ‚0‘, der jedoch nur den Ortseingang von Omdurman markiert; bis Karthoum sind es noch mal 15 km mehr.
Midhat lotst uns geschickt in die Stadt hinein. Wir steuern -direkt am Nil, das Clubgelände des Blue Nile Sailing Clubs an, bauen unsere Zelte auf dem Rasen auf, bestellen beim Pizza-Lieferdienst (und warten ewig) und haben nette Gespräche mit den Kindern von seit 2 Jahren in Karthoum lebenden syrischen Familien und besprechen mit Midhat noch die weitere Planung. Er will uns zwei Autos für den Ausflug zu den Pyramiden von Meroe, zur Ausgrabungsstätte von Musawarrat und den Tempeln von Naqa besorgen und schlägt vor, erst kurz vor Mittag zu starten.

So wird es denn auch gehen. Doch zuvor wollen wir in einem kleinen Restaurant neben dem Club Frühstücken gehen. Für Hauptstadtverhältnisse machen wir uns viel zu früh auf den Weg. Der Laden öffnet zwar um 0830 doch vor 0900 Uhr geht gar nichts und meine Versuche, unseren Frühstückswunsch zu erklären scheitern kläglich. Erst Dank Jens‘ energischem Einsatz und anschaulichen Bewegungen, wie man ein Ei zu einem Omelette verwandelt, bekommen wir doch noch was zu Essen.

Midhat hat uns für die Reise einen 3-fachen Satz an Kopien von Pass, Reise- und Fotografiererlaubnis besorgt und das erleichtert die Sache ungemein. Im Gegensatz zu 2013 können wir überall ungehindert passieren. Wir fahren in neuwertigen Landcruisern mit Klimaanlage und haben nette Chauffeure.
Am frühen Abend erreichen wir die Pyramiden von Meroe und haben gut 2 Stunden Zeit, bis zum Sonnenuntergang in aller Ruhe das Terrain zu durchstreifen. Kein Mensch stört uns, keine Souvenirverkäufer, keine anderen Reisenden – wir haben die große Weite des Geländes für uns.
Anschließend übernachten wir bei einer Station in der Nähe – leider ohne fließend Wasser und mit vielen Mücken. Das Abendessen mit frittierten Auberginen, Paprika, Möhren, Pommes … war hingegen sehr gut.

Wir wollen noch mal zum Pyramidengelände um dort den Sonnenaufgang zu erleben. Also stehen wir um 0600 auf und ziehen eine halbe Std. später los. Hinterher gibt es ein opulentes Frühstück in der Station. Danach fahren wir mit den Landcruisern auf Sandpisten durch die Wüste zur Ausgrabungsstätte von Mussawarat. Ein Team der Humboldt-Universität arbeitet hier regelmäßig im Winterhalbjahr (Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e. V.). Auf dem Weg zum 1km entfernten Löwentempel passieren wir einen Hafir, ein uraltes Wasserloch im Zentrum der von Tafelbergen halbkreisförmig eingefassten Region.
Nach einer Mittagspause geht es weiter zu den Tempeln von Naqa. Fürst Pückler besuchte sie auch und ritzte sein Graffiti in den Stein.
Neben den Tempeln gibt es einen Brunnen, an dem mehrere Familien mit Eseln Wasser aus ca. 60 m Tiefe hochzuziehen um Kühe, Esel und Kamele zu tränken sowie Wasser in Kanister abzufüllen. Eine Ortschaft hatten wir weit und breit nicht gesehen. Vermutlich müssen sie das Wasser noch weit transportieren.

Erst bei Dunkelheit sind wir wieder in Karthoum. Im Quartier des Blue Nile Sailing Clubs gibt es für ca. 1 Std. Stromausfall und auch kein Wasser. Ich gehe mit Tobias am Fluss entlang um was zu Essen zu suchen. Überall sitzen Leute auf Stühlen auf dem Rasenstreifen am Straßenrand, trinken Tee, spielen Karten oder unterhalten sich lediglich. Nirgendwo gibt es was Essbares zu kaufen. Sehr irritierend, sehr unafrikanisch. Schließlich erreichen wir das Phoenicia Restaurant und holen uns draußen beim take away ein schlechtes Sandwich.

Letzter Tag. Wir fahren mit den Rädern in die Stadt, wollen beim Goethe Institut frühstücken und freuen uns schon auf deutsche Servicementalität. Doch das Gegenteil ist der Fall. So unaufmerksam wir hier wurden wir im ganzen Sudan nicht behandelt. Die äthiopische Dame in der Küche nahm zwar unsere Bestellung entgegen, tat dann aber nichts, sondern verschwand bzw. telefonierte lange. Als wir irgendwann fragten, wann denn die Omelettes kämen, hieß es, ja dazu müsste sie doch erst mal jemanden losschicken um Öl und Eier zu besorgen. Entnervt verließen wir das Café und gingen zu dem von Midhat empfohlenen syrischen Restaurant in der Stadt. Wir besuchten Midhat in seinem Büro und stöberten in den Souvenirläden des kaum als solchen erkennbaren touristischen Stadtzentrums. Anschließend fahren wir zum Hauptpostamt und schicken selbstgemalte Postkarten ab. Nach einer kurzen Strecke am Nil überqueren wir die Brücke nach Tuti Island und trinken etliche Runden Tee und Kaffee. In diesem Café mit Ausblick über den Nil und dem modernen Hotel („Ghadhafis Ei“) am gegenüberliegenden Ufer scheinen sich vor allem junge Leute zu treffen. Zurück im Blue Nile Sailing Club bauen wir unsere Zelte ab und fahren mit Midhat zu einem Abschiedsessen ins Phoenicia Restaurant. Anschließend geht es zum Flughafen, wo ich leider noch mal einen Platten habe. Während die anderen auf dem Rasen vor dem Eingang die Isomatten ausbreiten und noch ein wenig schlafen, hilft mir Tobias, den Schlauch zu wechseln.
Erst zwei Stunden vor Abflug dürfen wir in den Flughafen. Das Verpacken der Räder dauert etwas länger als geplant und wir kommen unter Zeitdruck. Als alle Räder abgegeben sind und wir zum gate wollen, werde ich zusammen mit Tobias zurückgerufen und in den Sicherheitsbereich gebracht wo das Gepäck geröntgt wird. Dort stehen unsere Räder und wir sollen sie alle wieder auspacken, damit sie sehen können, was drin ist, denn sie könnten diese Kartons ja nicht durch das Röntgengerät bringen. Wir erzählen erst mal, was für eine Tour wir gemacht haben, dass wir von Wadi Halfa bis Karthoum mit dem Rad gefahren sind, wie nett die Leute im Sudan sind usw. Dann wuchten wir die beiden kleinsten Räder aufs Band und schieben sie diagonal ins Röntgengerät, so dass sie ordentlich kontrolliert werden können. Irgendwann werden dann auch die großen Kartons -unkontrolliert- weitergelotst. Die Stimmung war aber schon grenzwertig und vermutlich wäre es besser gewesen, die Räder so klein zu verpacken (d.h. auch das Vorderrad raus und Sattel tief stellen), dass sie alle durch die Röntgenanlage passen.
Bald sind wir wieder in Berlin und ebenso wie beim Abflug scheint die Sonne; wieder kann ich direkt vom Flughafen aus am Mauerradweg und am Teltow-Kanal entlang nach Hause fahren.

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