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Senegal und Gambia 2008

Tour Dezember 2008

von Michael Franke

So 14.12.08
Ein guter Start; der Taxifahrer steht pünktlich vor der Haustür, der Fahrradkarton geht unproblematisch in den vorbestellten Kombi. Die ebenfalls aus Berlin anreisende Teilnehmerin treffe ich am Bahnhof und im ICE nach Frankfurt gibt es keine Bemerkung über unsere beiden Fahrradkartons, die wir ganz am Ende des Zuges abstellen. Wer fährt auch schon Sonntag früh aus Berlin raus? Wir haben bis Frankfurt einen ganzen Wagen für uns alleine. Dennoch, die Alternative, mit dem DB Kurierdienst ist durchaus attraktiv. Für 25,-€ wird das Rad zuhause abgeholt und man kann es in aller Ruhe bei der Gepäckaufbewahrung am Flughafen wieder abholen. Es bleibt die Arbeit, das Rad auseinander zu nehmen und zu verpacken. Und einen ½ Tag muss man sich schon frei halten um auf den Fahrer zu warten, da die Abholzeit nur innerhalb eines 4-Stunden Zeitraums angegeben wird – wenn überhaupt. Der Check-in am Flughafen Frankfurt geht reibungslos. Wir haben auch etwas mehr Zeit, der Abflug ist schon mal mit 30 Min. Verspätung angekündigt. Kleine Überraschung nach dem Start: als die Stewardess nach dem Essen ihren Wagen durch den Gang schiebt, stolpert sie und kippt mir einen ganzen Schwung voller Tabletts mit Essensresten vor die Füße. Die Flecken auf der Hose sind heute noch zu sehen. In Casablanca einen kurzen Aufenthalt in der Cafeteria und dann wieder ein langes Warten – Weiterflug mit 1 Std. Verspätung.

Mo 15.12.
Nach dem Frühstück heißt es die Räder fertig machen; alles ist da, nichts defekt – bestens. Spaziergang zum Supermarkt, auf dem Markt gleich ein paar neue Sachen probieren, wie z.B. die Kolanuss oder die Jujubier Frucht, dann zum Bildungsprojekt ASAFODEB die uns ausführlich ihre Arbeit vorstellen. Ein leckeres Mittagessen, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen. Zu Fuß zur Stadtteilbibliothek in Thialy; drei Mal die Woche gibt es hier auch eine Hausaufgabenbetreuung für Schüler. Nafissatou Seck, die resolute Projektleiterin zeigt mir dann noch den im Bau befindlichen Büro Neubau.

Di 16.12.
Noch ein paar Einkäufe im Supermarkt, dann geht es mit den Rädern aus der Stadt raus. Wir sehen Dromedare am Ortsausgang und unterwegs die ersten Baumwollsträucher. Mittags erreichen wir unser Tagesziel. Da es außer uns keine anderen Gäste gibt, verteilen wir uns großzügig auf die 5 Gästehütten plus die 3 großen Zimmer, doch bald kommen weitere Besucher und wir müssen einen Raum frei machen. Ein erstes schnelles Baden im Atlantik bevor das Mittagessen fertig ist. Wieder gibt es ein leckeres Ceeb bu Jën. Danach wieder zum Strand. Das Wasser ist recht kühl, aber herrlich erfrischend. Die Brandung wirft einen schnell wieder an den Strand zurück. Später finden wir uns alle beim Strandcafé wieder, geniessen Kaffee, Tonic und auch die ein oder andere Gazelle, das leichtere der beiden senegalesischen Biere.
Senegal, ASAFODEB Hausaufgabenhilfe Radtour Senegal


Mi 17.12.
Die 10 km zurück nach Sindia dauern länger als gestern, denn es geht leicht bergauf. Abgeerntete Hirsefelder sind zu erkennen und kurz vor der Hauptstraße eine riesige Mangoplantage. An der Kreuzung kaufen wir wieder Bananen, Erdnüsse, frische in heißem Fett ausgebackene Teigbällchen und probieren den Café Touba, die lokale Alternative zum allgegenwärtigen Nescafé.
Im Tierpark von Bandia gibt es der Reihe Strauße, Antilopen und Warzenschweine zu sehen. Später dürfen wir aussteigen und werden ins Gelände geführt, wo das Nashorn unter einem Baum liegt. Zu Fuß eines großen Baobab Baumes befindet sich eine traditionelle Grabstätte. Die Serer Bevölkerung hat früher ihre Griots in den Hohlräumen des Baumes bestattet. Da die Griots (Musiker und Historiker) keine Feldarbeit leisten, durften sie nicht wie alle anderen in der Erde begraben werden. Wir erkennen, dass es sich bei den beiden Schädeln um recht junge Leute gehandelt haben muss und bemerken ein deutliches Loch in der Schädeldecke. Die Führerin erklärt, das man früher „Verrückten“ nach deren Tod ein Loch in den Schädel schlug, damit der böse Geist entweichen könne und nicht auf andere lebende Personen übergeht. Weiter geht es durchs Gelände. Jede Menge Giraffen kommen dazu. 1.500 ha umfasste das ursprüngliche Terrain, 2.000 weitere ha werden kürzlich dazu genommen und wenn die Tierpopulation weiter zunimmt, sollen diese Tiere in ein neues Gelände verlegt werden, wo dann Jagdtourismus organisiert werden soll.
Die Mittagspause verläuft kürzer als geplant, denn wir haben so viele unterschiedliche Gerichte bestellt dass die kleine Küche damit völlig überfordert ist. Entsprechend lange dauert es. Wir fahren weiter, vorbei am ehemaligen Club Aldiana und seinem französischen Pendant „Eldorador“. Wir fahren nun durch ein relativ karges Gelände mit vielen Akazien. Rechts zum Meer hin gibt es Gefälle. An kleineren Wasserstellen sind zahlreiche Vögel zu sehen, auch der erste Pelikan. Dort wo wir die Straße verlassen, sitzen einige Händlerinnen, die frische Milch verkaufen. Wir unterhalten uns eine Zeit lang mit ihnen, geben ein paar Bonbons ab und einer spendiert ihnen ein Polaroidfoto. Nun geht es auf schmalen und oftmals sandigen Pfaden über die Dörfer nach Ndiemane. Das agro-ökologische Farmprojekt von El Hadj Hamat Hane das wir auf früheren Touren schon besuchten, hat seine Arbeit wieder aufgenommen. M’Bosse, die Frau von El Hadj, kommt von M’Bour und bringt das Abendessen mit. Zuvor besorgten wir uns im Ort schon mal einen Kasten Bier. Da es abends etwas kühl wird, bleiben wir nicht lange draußen, sondern verteilen uns bald auf die Matratzenlager, nicht ohne vorher noch eine Runde ‚ataya‘, den stark gezuckerten grünen China Tee zu trinken.

Do 18.12.
Das Frühstück fällt etwas dürftig aus. Brot ist knapp und es dauert ewig, auf dem Holzkohleofen auch nur die kleinste Menge Wasser warm zu machen. Die drei Verantwortlichen des Projektes führen uns durch das Gelände. Ein paar Reihen mit Vertiviergras demonstrieren, wie man mit diesen Pflanzen Erosionsschutzhecken gestalten kann. Papayapflanzen, ein Saatbeet für Zwiebeln und anderes sind zu sehen. Man wolle hier überall grüne Oasen schaffen, mit den Gemüsegärten und Obstbäumen zusätzliche Nahrungsmittel produzieren, Einkommen erwirtschaften und mit Aufforstungen der Bodenerosion entgegenwirken. Viele Bauern im Ort und in der Nachbarschaft haben inzwischen eigene Oasen geschaffen. In der Tat, die ganze Gegend wirkt auf mich sehr viel grüner als vor 10 oder 15 Jahren. Dennoch wirkt der Projektgarten auf uns nicht ganz überzeugend. Zu viele Stellen erscheinen unordentlich. Da liegen ausgereifte Maiskolben auf dem Boden rum, Auberginen sind krank und faulen an den Pflanzen, Tomatenpflanzen sind nicht hochgebunden und wuchern vor sich hin. Auf dem Weg zurück zur Straße kommen wir an vielen Feldern vorbei, auf denen die Sorghum Hirse noch nicht geerntet ist. An den Spitzen der Pflanzen sind die Rispen abgeknickt, damit die Getreidekörner austrocknen und bei der Ernte keine Feuchtigkeit mehr enthalten; die Ernte könnte sonst zu leicht verderben. An der Straßenkreuzung befindet sich ein kleiner Markt wo wir rohen Maniok probieren.
Die Unterkunft in Joal hat nur drei Räume mit jeweils einem großen und einem kleinen Bett. Also buchen wir noch einige Leute im benachbarten ‚Relais‘ ein. Der Besitzer, Herr Baldé, verstarb vor kurzem. Seine Söhne Yacine, Oumar und Mohammed wollen die Unterkunft weiterführen. Zuerst mal haben sie die in enge Käfige eingesperrten Pelikane und den Marabu befreit, bzw. an den Tierpark in Bandia abgegeben. Diese Tierhaltung war vorher schon vielen Besuchern unangenehm aufgefallen.
Nachmittags geht es auf die Muschelinsel von Joal Fadiouth. Ein Beerdigungszug bewegt sich gerade aus der Kirche heraus zur Friedhofsinsel. In den engen Gassen zwischen den Häusern halten sich vergleichsweise wenig Menschen auf und auch von Möchtegern-Führern werden wir in Ruhe gelassen. Es ist ein ruhiger und angenehmer Spaziergang, zur katholischen Kirche, zur großen Moschee und am Wasser entlang, wo überall Muschelfleisch getrocknet wird und sich die leeren Schalen zu neuen Hügeln häufen. Nach dem Inselbesuch gehen einige noch zum Senghor Museum. Der ganze Stammbaum der Senghor Familie wird erklärt, die Wohnräume gezeigt, wie sie damals waren, als Senghors Vater, Bauer und Händler, mit zwei seiner fünf Frauen hier lebte. Auf einer Seite des Museums wird die politische Geschichte der Unabhängigkeit des Senegal anhand der Person des ersten Präsidenten, Léopold Sédar Senghor gezeigt, auf der anderen die Geschichte der Sine Saloum Region und der Serer Bevölkerung. Eine durch ihren engagierten Kurator kompakte und gut präsentierte Kurztour durch die neuere Geschichte des Senegal, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Abendessen im Terrassenrestaurant mit Blick aufs Wasser, die Mangroven auf der anderen Seite und mit zahlreichen Wasservögeln. Zwei Hängematten gibt es auch. Hier ließ sich vorher die Wartezeit aufs Essen gut aushalten.


Fr 19.12.
Rechts und links nach dem Ortsausgang die übliche Müllkippe bzw. der Müll frei in der Landschaft herumflatternd. Bald folgen abgeerntete Hirsefelder, Akazien, Neem- und Mango- sowie die ersten Chashewbäume. Bald auf der rechten Seite angeblich einer der größten Baobabs des Senegal. Zahlreiche Souvenirhändler umlagern den Baum und warten auf die Pauschaltouristen die im Rahmen einer Exkursion hier vorbeigekarrt werden. Für Radfahrer ist es meist recht nervig, sich dem Gelände zu nähern. Doch diesmal ist es angenehm ruhig. Der Baum hat angeblich 32 m Durchmesser und ist 850 Jahre alt. An einer Stelle gibt es ein Loch wo man – einen Fuß voraus, dann den Kopf nachziehend, in den inneren Hohlraum klettern kann. Fledermäuse hängen an der Decke. Bis zu 10 Personen passen da vielleicht hinein. Beim Losfahren stellt Siggi fest, dass sein Rad einen Platten hat. Und es ist wie verhext – das Flicken will einfach nicht gelingen. Es wird eine größere Operation, bei der drei Schläuche, 1 neuer Mantel und eine neue Vorderradnabe eingesetzt werden. Weiter auf der nichtasphaltierten Piste und immer mehr Rônierpalmen kommen ins Bild. Hinter Samba Dia windet sich die Strasse durch den großen Palmenwald – rote Erde und grüne Palmen, ein wunderbares Bild. Blattstiele die im Wind knattern. In Fimela erreichen wir wieder die asphaltierte Straße, machen eine kurze Pause um Wasser zu kaufen und neue Leckereien auf den Marktständen zu entdecken. Gab es in Samba Dia schon die ersten Guaven, kommen hier Orangen, Mandarinen, Bananen und verschiedenster Erdnußkrokant hinzu. Nach dem Beziehen der Unterkunft ruhen wir uns aus, suchen ein Restaurant und fahren mit dem Rad ein wenig die Küste entlang oder durch die Dörfer.

Sa 20.12.
Fast 50 km führt die Straße leicht aufwärts, grober Muschelasphalt mit zahlreichen Schlaglöchern, einzelne geflickt, andere offen. Wir fahren mitten durch das Gebiet der Serer Bevölkerung, saubere Dörfer und einzelne Bauern auf den Feldern. An manchen Wasserstellen sind europäische Zugvögel zu sehen. Einzelne Schweine laufen herum – ein sicheres Zeichen, dass die Bevölkerung nicht nur moslemisch ist. An der Hauptstraße angekommen gibt es Kaffee und Omelette mit Zwiebeln und Senf, alles in ein Baguettebrot eingepackt. Die Hälfte der Gruppe packt ihre Räder und Gepäck aufs Buschtaxi um sich die nächsten 30 km nach Fatick bringen zu lassen, die anderen fahren auch diesen Abschnitt mit dem Rad und kommen nur wenig später an. Eine weitere Mittagspause und erst am späten Nachmittag geht es weiter zur Fähre nach Foundiougne, vorbei an einem potentiellen Flughafengelände mit leerer salzverkrusteter Weite auf der rechten Seite und Wasser und Mangroven auf der Linken. Die Fähre geht pünktlich nach Fahrplan; erst wenn alle Autos (und die Räder in diesem Fall) auf dem Boot sind, dürfen die Passagiere drauf und jeder kann sich eine Schwimmweste nehmen. Es wird langsam dunkel, als wir bei der Unterkunft ankommen und die Zimmerverteilung dauert eine ganze Zeit, denn es müssen noch einige private Räume frei gemacht werden. Das Abendessen daher auch einheitlich für alle: Spaghetti mit Krabben.

So 21.12.
Der erste Pausentag. Zu Fuß durch den Ort, Ausschau halten nach Internetcafé, Post, Ansichtskarten, Wasser, Obst… doch bald finden sich alle beim Italiener wieder. Ein Terrassencafé mit Wasserblick, gutem Kaffee, Essen und sogar Eis. Am Nachmittag umrunden einige die Halbinsel mit dem Rad, andere unternehmen eine zweistündige Pirogenexkursion. Nach dem Abendessen gesellt sich das Inhaberehepaar (er der Besitzer, sie die Managerin) zu uns und fragt nach Verbesserungsvorschlägen. So was haben wir bisher noch nicht erlebt; sie sind ernsthaft daran interessiert, von uns zu hören, was uns gefiel und was nicht so gut war. Die Zimmer und die Unterkunft an sich werden gelobt, aber in den Badezimmern könnte man die Sanitärinstallationen besser in Schuss halten, ist unsere Antwort.

Mo 22.12.
Wie bestellt ist das Frühstück schon um 0700 bereit und dennoch kommen wir nicht so zügig los wie geplant. Im Ort gilt es noch beim Bäcker vorbeizuschauen, an der Post Briefmarken zu kaufen und erst kurz vor 0900 kommen wir auf den Weg. Wieder mal eine sehr schöne, dafür aber nicht so gut fahrbare Piste. Wir sehen Mangrovenaufforstungen, kommen durch einige Dörfer und treffen auf drei Fahrzeuge von belgisch-deutschen Expeditionsreisenden. Ein Stückchen belgische Schokolade für jeden, ein kurzer Informationsaustausch und dann geht es weiter. In Djilor eine größere Pause, denn hier gibt es endlich wieder das kompaktere Dorfbrot und zum ersten Mal den Brotaufstrich aus würziger Bohnenpaste, auf den wir schon gewartet haben. Der weitere Weg nach Passi ist etwas beschwerlicher. Es ist etwas heißer und wir sind schon müde. Doch einmal angekommen gehen auch die weiteren 20 km bis Sokone flott voran und um 1300 Uhr sind wir beim Mittagsrestaurant, essen gut und relaxen anschließend bei Kaffee und Fruchtsaft am Pool. Eine wunderbare Erfrischung nach der Vormittagstour. Nachmittags geht es auf einer prima Strecke weiter, die letzten 25 km nach Toubcouta. Dort klappt die Organisation hervorragend: Wasser tanken im Supermarkt, Räder abladen bei einer Unterkunft, deren Besitzer unser Gepäck gleich zur Bootsanlegestelle bringt. Kaum angekommen, sehen wir auch schon die Piroge, die uns in gut einer halben Stunde auf die Insel bringt. In Sipo angekommen geht es noch 1,8 km zu Fuß während das Gepäck mit einer Eselskarre nachgebracht wird. Verteilung der Unterkünfte und Erklären wie die sanitären Anlagen funktionieren. Alle Betten mit guter Matratze, Moskitonetz und Decke. Für jeden gibt es Handtuch, Seife und Klopapier – was in Senegal nun überhaupt nicht selbstverständlich ist. Dazu der perfekte Blick aufs Wasser und die Mangroven. Auch das Abendessen ganz vorzüglich, gegrillte Austern und Miesmuscheln mit Baguette und Senfsoße als Vorspeise, Huhn oder Fisch als Hauptgericht – je nach Vorbestellung.

Di 23.12.
Schon vor dem Frühstück ein kurzes Bad im erstaunlich warmen Wasser. Nach dem Frühstück einen geführten Spaziergang mit Fabura, immer am Wasserlauf entlang, Spuren der Warzenschweine am Wegrand und immer wieder interessante Vögel auf den Bäumen inkl. einiger Fischadler. Wir sehen Palmen die gerade für Palmwein angezapft werden, den wir später auch probieren (der uns aber nicht begeistert). An einem früheren Sammelplatz von Austern, die vor Ort auch zerstampft und mit Holzkohle zu Kalk gebrannt wurden, drehen wir um. Im weiteren Verlauf des Tages stehen Baden und Kanu fahren an. An einigen Stellen gibt es kleine Wasserwege in die Mangroven hinein, die sich kurvenreich hin und her winden. Auf den Sandbänken balzende Krebse, die mit ihren Scheren winken. Einzelne Fische springen aus dem Wasser und Vögel stürzen sich hinunter um sich welche zu angeln. Pünktlich um 1700 Uhr steht unser Eseltaxi vor der Tür und bringt unser Gepäck wieder zur Piroge. Wieder zurück am Festland dauert es mit der Verteilung der Unterkünfte etwas länger, denn Toubacouta ist fast ausgebucht und Ablaye unser Gastgeber muss einige Teilnehmer bei verschiedenen Nachbarn unterbringen. Aber bald sind alle geduscht und finden sich zum Abendessen wieder.


Mi 24.12.
Wir kommen früh los. Wunderbar, diese Frische und Ruhe des Morgens. Am Wegrand sitzen Leute und warteten auf eine Transportmöglichkeit, die Wege vor den Hütten werden gefegt, Matten geflechtet, Zäune repariert, Strohgarben fürs Dackdecken sind zu runden Türmen am Straßenrand aufgebaut und warten auf Käufer. Die Leute sind freundlich, winken und grüßen. Kurz vor der Grenze eine Pause zum Sammeln, wieder ein Baguette mit Bohnenpaste, einen Kaffee Touba und süßes Kokoskrokant. Bei der senegalesischen Polizei gebe ich meine Liste mit Namen, Geburtsdaten, Paßnummer etc. ab. Danach gibt es in jeden Pass den Senegal Ausreisestempel. Auf der gambischen Seite wird es bürokratischer, allerdings ruhig, geordnet und sehr freundlich. Zuerst trägt der Mitarbeiter des Intelligence Services (Geheimdienst) alle Angaben in sein dickes Buch ein und erzählt uns, wie er anlässlich der Expo in Hannover war. Als er hört, dass es eine Teilnehmerin aus Hannover gibt, wird diese natürlich hereingerufen, damit er ihr persönlich mitteilen kann, wie er damals den Staatspräsidenten begleiten durfte. Nun geht es zum Immigration Office, wo alle Pässe den gambischen Einreisstempel erhalten. Doch mit einer Hand voll von Formularen werde ich nach draußen geschickt, jeder solle noch mal einzeln ein Einreiseformular ausfüllen und unterschreiben. Zurück mit den Papieren tragen wir zu zweit noch die Passangaben nach, denn die sind ja noch drinnen beim Stempeln. Fertig! Draußen dürfen wir uns einheimisches Geld kaufen und schon sind wir in einem anderen afrikanischen Staat. Direkt hinter der Grenze wird die Straße neu gebaut. Für Autos ist sie noch nicht freigegeben, doch wir dürfen schon auf der noch nicht asphaltierten Bahn fahren. Wir kommen ein gutes Stück lang prima voran. Was war das hier früher für eine elende Piste gewesen! Auch die Autos kamen damals auf der ungepflegten Strecke nur im Schritttempo voran. Bald ist der Neubau vorbei. Auf der schon begradigten und für den Straßenneubau vorbereiteten Piste läßt es sich zwar einigermaßen gut fahren, doch nun kommen auch die bisher umgeleiteten Autos wieder dazu, deren Staubfahnen uns kräftig einsauen. Ein intensives Bräunungsprogramm – bald sehen wir auch so aus wie die rotbraune Piste. Kurz vor der Banjul Fähre machen wir Pause bei dem Essensstand vor dem Krankenhaus. Orangen, Bananen und wieder scharf gewürzte Bohnenpaste mit Palmöl das unsere Münder rotgelb färbt. Auch an der Fähre wird gebaut und das Kassenhäuschen hat einen neuen Platz gefunden. Also lasse ich mich bereitwillig von einem Helfer führen. Im Gegenzug muss ich der Gruppe dann laut verkünden, dass man bei diesem netten Mann auch Geld wechseln oder kalte Getränke kaufen könne – was aber niemand macht. Der junge Mann hat inzwischen zwei Helfer bekommen; gemeinsam sorgen sie dafür, dass wir zügig und bevorzugt auf die Fähre kommen. Natürlich halten danach alle die Hand auf und bitten um Unterstützung. Ich gebe nur dem ersten was und sage „he is the boss man“ – das wird akzeptiert. Dann kommt ein Schuhputzer und bietet sich an, bei mir die Sohle einer Sandale zu kleben. Ich frage vorab, was er denn dafür haben wolle. „Natürlich nichts“ ist die Antwort, ich sei ja sein Freund. Aber wenn ich wolle, dann könnte ich ihm ja hinterher was geben… Genau das tue ich auch und natürlich ist ihm das viel zu wenig. Er nennt einen 20-mal höheren Betrag und wird wütend. Ich mache unsere Absprache sofort öffentlich und erzähle allen Umstehenden was ich gegeben und was er verlangt habe. Ich bekomme allgemeine Zustimmung und der Junge verdrückt sich. Die Fähre fährt langsam und braucht fast eine Stunde bis zur anderen Seite des Flusses. Wir radeln schnell aus dem Gewusel rings um den Hafen raus und setzen uns vor dem Triumphbogen für eine kurze Pause in ein Straßenrestaurant. Ein Kaltgetränk, ein Kaffee, ein Eis und weiter geht es auf dem ‚Highway‘, vorbei am Friedhof, am Strand, an Ständen wo Frauen frische Austern verkaufen und dann die Küstenstraße entlang bis zu unserer Unterkunft. Eine ruhige Gartenanlage mit vielen Palmen und überall springen Affen herum. Strandbesuch, Einkaufen im Supermarkt und ein feines Weihnachtsabendessen in einem nahe gelegenen Restaurant.

Do 25.12.08
Wieder früh los, ein kurzer Stopp bei der nationalen Bienenhaltervereinigung, deren Verkaufsshop für Honig und Kerzen am Weihnachtstag allerdings geschlossen ist. Um 1100 Uhr sind wir schon in Brikama, parken die Räder im Garten eines Restaurants und haben 2 Stunden Zeit, den farbenfrohen großen Markt zu besuchen und was zu Essen. Vorher gibt es schon einen kurzen Stopp beim ‚craft market‘, dem Kunsthandwerksmarkt. Vorbei an Schildern ‚Kindergarten Bottrop‘, ‚Kindergarten Wattenscheid‘, ‚Kindergarten Erfurt‘ etc. geht es weiter nach Osten, am Südufer des Gambia Flusses entlang, wo wir bald das Tumani Tenda Camp erreichen. Mit zwei Pirogen legen wir am späten Nachmittag zu einer organisierten Bootsfahrt ab, der Mangroven-Küstenlinie folgend und immer mit einer Erklärung zu den Vögeln die hier zu sehen sind. Abends gibt es oben im Ort eine Dorfdisco, doch es ist noch nichts los, als wir nach dem Abendessen dort ankommen.

Fr 26.12.
Ein ruhiger Pausentag. Am Morgen einen größeren Spaziergang, zuerst auf dem vom Camp angelegten Waldweg, an den Reisfeldern, den Mangroven und dem Anpflockplatz für die Kühe wieder zurück. Dann zu den Hirsefeldern wo Frauen gerade dabei sind, die Hirsekolben einzusammeln. Am sorgfältig eingezäunten Maniokfeld geht es ins Dorf. Seedou, einer der Verantwortlichen im Camp zeigt uns sein privates Fotoalbum, wir spielen mit ein paar Kindern und dann geht es zurück ins Camp. Zum Mittagessen fällt eine schnatternde Gruppe von Spaniern ein, die von ihrem Pauschalhotel aus wohl einen exotischen Ausflug gebucht haben. Frauen und Mädchen aus dem Dorf führen Tänze vor, bei denen die Besucher zu aller Belustigung mittanzen. Nach einer Pirogenfahrt rauschen die Spanier mit ihren Autos wieder ab. Ein komisches Gefühl, selbst Tourist zu sein und dann andere Besucher zu beobachten. Irgendwann kommen noch zwei Deutsche -Klaus und Inka fahren mit dem Mietwagen einmal durch Gambia- 2 Italienerinnen und 3 Holländer.

Sa 27.12.
Zusammen mit den beiden Italienerinnen führt uns Sana vor dem Frühstück noch mal zu einem ‚bird walk‘ durch den Wald und am Wasser entlang. Er kann hervorragend die verschiedenen Vogelstimmen nachmachen und erkennt fast alle auf Anhieb. Für Vogelliebhaber ist das sicherlich ganz interessant; man sollte dann aber auch ein Fernglas dabei haben. Zurück in den Senegal fahren wir auf ruhigen Straßen, manchmal auch etwas sandig, ohne jeglichen Autoverkehr durch kleine Dörfer. Einige wenige sehr große alte Bäume sind noch zu sehen. Die Grenzformalitäten – Gambia Ausreisestempel, Senegal Zollkontrolle, Senegal Einreisebehörde- gehen unkompliziert über die Bühne. Auf gambischer Seite fragt mich der Beamte, welche der drei Frauen denn meine sei. Ich präsentierte ihm eine, woraufhin er die beiden anderen fragt, ob sie denn wirklich weiter reisen und nicht lieber bei ihm bleiben wollten. Und am senegalesischen Posten dauert es etwas länger, da der Beamte noch die Daten von etwa 15 skandinavischen Pässen abschreiben muss. Die Reisegruppe durfte gestern Abend den schon geschlossenen Grenzposten passieren; dafür muss Ansoumane, der Taxifahrer nun mit allen Pässen noch mal vorbeikommen. Nach der Grenze sehen wir zahlreiche Affen auf den Bäumen. Gegen 1800 Uhr treffen wir in Kafountine ein und treffen auf die anderen, die schon vorausgefahren sind. Schnell ein Mal ins Meer springen und pünktlich um 1930 gibt es ein hervorragendes Abendessen das die anderen schon bestellt haben. Zahlreiche Flaschen Bier, Rotwein und ein halber Liter Pastis werden geleert.


So 28.12.
Ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück, Strand- und Dorfspaziergänge. Mittags machen wir uns auf den Weg um Stefanies Gartengelände anzusehen und im Ort erklärt uns der Sekretär der Gemeindeverwaltung die Dezentralisierungspolitik, die Aufgaben und Kompetenzen der Gemeindeselbstverwaltung. Die nächsten Wahlen für Gemeindevertreter sind für den 22.3.09 angesetzt – schon zwei Mal ist dieser Termin nach hinten verschoben worden. Mittagessen auf dem Markt, kurzer Besuch im Internetcafé und um 1600 starten wir zu einem 12 km langen Strandspaziergang nach Abené, wo über mehrere Tage hinweg ein Tanz- und Musikfestival stattfindet. Dort angekommen sehen wir gerade noch die letzten 2 Minuten eines traditionellen Ringkampfes. Der nächste Programmpunkt startet erst um 2100, also Zeit genug, sich erst mal um das Abendessen zu kümmern. Da die ausgewählte Lokalität keinen Alkohol verkauft, gehen wir ein paar hundert Meter weiter um mit einem Kasten Bier zurück zu kommen. Beim kulturellen Abend ‚Tanz und Musik‘ sind wir pünktlich. Ein Loch in der Wand, ungefähr hüfthoch, bildet das Kassenhäuschen. Drei solcher Löcher gibt es, je eines für Kinder, für Stehplätze und für Stuhlplätze. Wer es im Gedränge bis ganz nach vorne geschafft hat, geht in die Knie, sagt wie viele Tickets man haben will, hält das Geld rein und irgendwann kommt eine Hand raus wo Tickets und Wechselgeld drin sind. Der Kulturabend wird von einer weißen Frau im 70er Jahre Müsli Outfit angesagt und als erstes spielt eine dänisch-afrikanische Band; grottenschlecht und höchst peinlich, wie da ein bekiffter Weißer in Gewand und mit Maske auf der Bühne herumstolziert. Als nächstes spielt eine lokale Hausfrauenband, etwa 10 Frauen im einheitlichen Dress, die sich über die gesamte Bühne verteilt auf den Boden setzen und monotone Gesänge anstimmen. Da beschliessen wir dann doch, dieses Kulturfestival zu verlassen und uns von zwei Taxis wieder nach Hause bringen zu lassen.

Mo 29.12.
Wir kommen gegen 0900 flott los, nehmen in Diouloulou etwas zu Trinken ein, ebenso wieder Brot mit Bohnenpaste und erreichen unser Ziel gegen 1400. Eine schöne Strecke mit vielen Reisfeldern, von grün bis gelb gefärbt, bunt gekleidete Frauen bei der Ernte, am Rand der Felder aufgetürmte Reisgarben, Esel- oder Ochsenkarren, die den Reis nach Hause bringen, wasserbedeckte Felder, fast schon asiatisch aussehend, viele hohe alte Bäume die Laub abwerfen wie bei uns im Herbst, eine ganz andere Architektur als bisher – nicht mehr strohgedeckte Rundhütten, sondern rechteckige Lehmbauten für die gesamte Großfamilie- und vor allem nur sehr wenig Autos. In Baila treffen wir auf die andere Radfahrergruppe, die heute von Süden her ankommt. Die Radtourteilnehmer der beiden Gruppen tauschen sich aus und gemeinsam probieren wir die kokosnußähnliche Rônierfrucht. Teetrinken und Ausruhen am Nachmittag, dann Spaziergänge im Ort und am Wasser entlang. Am Meeresarm ist das Wasser an den tiefsten Stellen halshoch und einige gehen kurz Baden. An einem Tümpel mit gerade mal 4 m Durchmesser sitzt ein Krokodil, das bei unserem Näherkommen schnell ins Wasser springt und dann nicht mehr zu sehen ist.

Di 30.12.
Bald verlassen wir die asphaltierte Straße um auf Pisten durch die Orte der Casamance zu fahren. Die Straße wird gerade erneuert, der Weg ist schon von einer Raupe abgeschliffen und Bauarbeiter sind zugange. Bei einem Kaffeestopp mit Butterbrot und Tomate an einem ‚Restaurant‘ am Wegrand verteile ich einen Stapel Fotos, die eine andere Teilnehmerin vor ein paar Monaten gemacht hat. Die Kinder sind begeistert. Nur ein Erwachsener fragt nach, wer ihn denn hier fotografiert habe, er wüsste davon nichts und die Fotografin habe ihn sicherlich nicht gefragt. Der Mann ist richtig verärgert. Wir biegen von der ‚Hauptstr.‘ ab und fahren einen Weg, der auf Karten nicht verzeichnet ist. Keinerlei Autos mehr, üppiges Grün und ruhige Dörfer. Nach einem Waldstück kommt plötzlich eine Wasserfläche wo Kühe seelenruhig hindurch waten um das auf einer Anhöhe wachsende Gras abzufressen. Neben einer privaten Fahrradwerkstatt nehmen wir wieder eine Abkürzung und fahren auf schmalen Pfaden durch Wald und Dörfer. Später sagen uns die Leute, dass wir nicht wie geplant den Damm über die Reisfelder nehmen sollten, da der Weg teilweise noch von Wasser bedeckt sei. Der Weg der uns dann erklärt wird ist ein kurvenreicher, teilweise sandiger Pfad mit vielen Abzweigungen, über Felder und durch Waldstücke. Manchmal kommen wir uns arg verloren vor. Doch immer wieder sind Häuser dabei und so erreichen wir schließlich das Campement von Affiniam. In dem runden Impluviumbau sind die Zimmer der Hausform folgend kreisförmig im Ring angeordnet. In unserem Raum wohnt offensichtlich auch eine Fledermaus, die die ganze Nacht aktiv ist um Mücken zu fangen. Das Moskitonetz brauchen wir also nicht aufzuspannen. Am Nachmittag fahre ich mit einem Teilnehmer ein wenig im Ort herum. Überall sehen wir erntereife Zitronenbäume. Eine Familie ist gerade dabei, Wannen voll mit Früchten aufzuschneiden und mit einem Stößel den Fruchtsaft herauszustampfen. Dieser wird dann in 20 l Kanister abgefüllt und in der nächsten Großstadt verkauft. Die getrockneten Zitronenschalen gehen als Viehfutter oder für den Kompost weg. Auf dem Farmgelände der (kath.) „Brüder vom heiligen Herzen“ holen wir ein Glas Honig. Die Produktion von Obst und daraus folgend Obstwein, Fruchtsaftkonzentrat und Marmelade ist leider eingestellt, da es auf dem Gelände an Wasser mangelt. Nur die Produktion von Zitronensaft ist auch hier voll im Gang.

Mi 31.12.
Ein Teil der Gruppe fährt mit der Piroge nach Ziguinchor, der andere Teil fährt die 40 km mit dem Rad. Zuerst mal geht es auf einem sandigen Weg vom Campement zur Straße. Und dann auf roter Erde eine schöne Pistenstraße durch Wälder, Felder und durch mehrere Dörfer. Eine Brücke chinesischer Bauart mit integriertem Schiffshebewerk und Schleuse führt über den Fluss. Eine Unmenge kleiner Fische schwimmen hier herum, zahlreiche Kormorane finden das so attraktiv, dass sie sich hier niederlassen. Die Fischer lassen einfach einen Netzkorb herunter und ziehen ihn gleich wieder hoch. Auf der nachfolgenden Waldstrecke sind noch etliche große alte Bäume zu sehen. Nach etwa 30 km erreichen wir die Asphaltstraße, trinken einen Kaffee und essen ein Sandwich Omelette. Jetzt sind es nur noch 10 km Straße in die Stadt hinein. Wie verabredet treffen wir die anderen zum Mittagessen im französischen Kulturzentrum. Nach den letzten Tagen auf ruhigen Strecken durch die Dörfer erscheint uns die Stadt Ziguinchor jetzt als laut und dreckig. Unsere Unterkunft liegt am Stadtrand in einem ruhigen Wohnviertel, ist zwar einfach aber ausgesprochen freundlich, hat saubere Zimmer und Sanitäranlagen. Unser Silvester Abendessen nehmen wir im Terrassenrestaurant eines Hotels am Hafen ein. Sehr teuer, extrem lange Wartezeit und nicht besonders gut. Um Mitternacht sind einige wenige Raketen zu sehen und in einigen Bars wird gefeiert. Für manche Leute geht es jetzt ab in die Disco, sagen die Leute vom Campement; wir gehen ins Bett.

Do 1.1.09
Vormittags zum Hafen, die Räder und das Gepäck abgeben. Noch mal für letzte Einkäufe durch den Ort schlendern und dann geht es nach zahlreichen Pass- und Ticketkontrollen aufs Schiff. Das nach der Freiheitskämpferin Aline Sitoe Diatta benannte Schiff wurde von der deutschen Firma Fassmer gebaut und erst 2007 in Betrieb genommen. Wir sind beeindruckt von dem geordneten Ablauf des an Bord Gehens und den noch immer recht ordentlichen Verhältnissen in den Kabinen. Die ersten Verschleißerscheinungen sind allerdings schon sichtbar. Bei der Bar am Ende des Schiffes lässt es sich am besten sitzen, denn hier gibt es Schatten. Bis wir um 1500 Uhr ablegen vergehen noch ein paar Stunden. Dann sehen wir die palmenbesetzten Ufer des Casamance Flusses vorbeigleiten, an einigen Stellen wie Point St. George oder D mit besonders malerischen Aussichten. Und immer wieder wird das Schiff für eine Weile von Delphinen begleitet. Das Bordrestaurant öffnet erst um 1930 und ist eine herbe Enttäuschung, teuer und ganz besonders schlecht.

Fr 2.1.09
Auch beim Frühstück um 0600 schaffen es die Kellner, immer dann dezent zur Seite zu sehen, wenn jemand den Blickkontakt sucht. Das Brot ist schnell alle und eine zweite Tasse Kaffee gibt es nur gegen Aufpreis. Kurz nach 0700 gehen wir von Bord, nehmen die Räder in Empfang und versammeln uns vor der Hafenanlage zu einem Gruppenfoto – die Insel Gorée im Sonnenaufgang als Hintergrund. Der Küstenstraße folgend radeln wir zu einem Sportzentrum wo bereits der gedeckte Frühstückstisch auf uns wartet. Direkt am Wasser, Blick auf Gorée und überall hüpfen krächzende Vögel herum. Später kommen vier Taxifahrerinnen der Taxi Sisters um uns das von ASW unterstützte Projekt der ersten Taxifahrerinnenvereinigung des Senegal vorzustellen. Anschließend bringen sie uns zur Gorée Fähre die uns für teures Geld zur Insel bringt. Wir laufen durch die verschiedenen Quartiers der Insel. Manche Ecken nähern sich dem völligen Verfall, andere sind ordentlich herausgeputzt mit renovierten und schön angestrichenen Häusern, von leuchtend bunten Bougainvillea Pflanzen umgeben. Neben der Moschee steht eine große künstliche Palme, die einen Mobilfunk Sendemast versteckt. Im Innenhof des Frauenmuseums gibt es ein kleines schattiges Café wo man wunderbar dem ganzen Trubel entfliehen kann. Später sitze ich im Innenhof einer senegalesischen Großfamilie wo Madame Penda ein kleines Restaurant betreibt. Ich bin der einzige Gast und darf zuschauen wie die Frauen im Hof Ingwer- und Fruchtsäfte zubereiten, den sie an die Restaurants der Insel verkaufen. Zu meinem Fischspieß probiere ich den Ingwersaft. Zurück in der Stadt schauen wir uns den Bahnhof mit seiner schönen Fassade aus bunten alten Kacheln an. Nebenan ist der Mali Markt wo es endlich mal was Anderes zu kaufen gibt als das ewig Gleiche der meisten senegalesischen Souvenirstände. Hier gibt es verzierte Kalebassen, bunte Batikstoffe, jede Menge Schmuck und Karitécreme, ein hochwertiges Pflanzenfett, das bei uns als Hautcreme mindestens 20 x so viel kostet. Anschließend laufen wir die Souvenirmeile hinter dem Sandaga Markt hinunter. Auch gibt es hier eine sehr reichhaltige Auswahl an Souvenirs, doch welcher Tourist hat denn Lust hier einzukaufen, wenn das Ganze zu einem Spießrutenlauf ausartet? In der Mitte quetschen sich Busse und Taxis durch die schmale Straße und am Rand lauern neben einzelnen Taschendieben vor allem die nervigen Schlepper, die einen unbedingt zu ihrem Verkaufsstand ziehen wollen. Wie üblich besuchen wir auch die Recyclingwerkstätten, wo es Koffer, Tabletts, Lampen, Basecaps, Einkaufstaschen etc. aus recycelten Getränkedosen gibt. Ganz in der Nähe und direkt neben dem Betplatz einer Moschee gibt es einen wuseligen und schwunghaften illegalen Arzneimittelmarkt für allerlei rezeptpflichtige Drogen. Von allen Seiten werden uns im dichten Gedränge versteckt Beipackzettel oder Medikamentenpackungen gezeigt. Die Sache wird uns zu heiß und wir sehen zu, dass wir hier raus kommen. Zurück in der Unterkunft packen wir die Räder in die Kartons; Abendessen im berühmten kapverdischen Restaurant ‚Chez Loutcha‘ und anschließend bringt uns der Kleinbus zum Flughafen. Dakar steht nicht umsonst auf der Liste der schlimmsten Flughäfen der Welt ganz oben; lange Wartezeiten, völlig überfüllt und fast keine Sitzmöglichkeit, keine Chance die lokale Währung zurück zu tauschen und wer aufs Klo will soll dafür 1 € bezahlen. Im überfüllten Wartesaal sitzen und liegen die Leute überall auf dem Boden herum – nachts um 0300 bei grellem Licht, schlechter Luft und dummer Musikbeschallung. Speziell für uns gibt es noch die arrogante schikanöse Behandlung durch unfreundliche Mitarbeiterinnen von Air Sénégal International, die den Check-in durchführen. Erst meinen sie, wir sollten alle Räder auseinander nehmen, dann wird diese Forderung auf ‚Luft ablassen‘ reduziert und zuletzt müssen wir pro Rad noch mal 42€ löhnen, sonst gäbe es keine Bordkarten. Der Flug geht mit 2 Std. Verspätung los. Schade, da inszeniert Senegal leider einen völlig misslungenen Abschied aus einem Land, das mit ‚Teranga‘, „Gastfreundschaft“ um Besucher wirbt.

Sa 3.1.09
Das Anschlußflugzeug von Casablanca nach Frankfurt wartet zwangsläufig auf uns – es ist die gleiche Maschine mit der wir aus Dakar gekommen sind. In Frankfurt geht die Reise dann zu Ende und alle machen sich in die verschiedenen Richtungen auf die Weiterfahrt nach Hause.

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