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Recyclingkoffer aus Senegal

Die Koffer bestehen aus einem Holzkörper von leeren Teekisten (Senegal importiert große Mengen von grünem China-Tee), der mit Blech von verschiedensten Konservendosen und -büchsen beschlagen ist. Tomatenmark, Insektenspray, Thunfischdosen, Getränke etc. kommen zur Verwendung. Im Inneren sind die Kunst-Recycling-Koffer mit Papier (z.B. aus Illustrierten) ausgeschlagen. Ein angenageltes Plastikband verhindert die Überdehnung der selbst hergestellten Scharniere. Der Koffer eignet sich gut als A-4 Koffer für Unterricht und Seminare oder zum Aufbewahren von Kassetten.

Projektbeschreibung

Die Recyclingkoffer cot-cot werden von einer Produzentengruppe in Senegals Hauptstadt Dakar hergestellt. „Artisans Recyclage“, das sind ca. 20 Leute, die Produktion und Verkauf gemeinschaftlich organisieren. Die Gruppe wird von der Nichtregierungsorganisation ENDA-Sahel unterstützt, z.B. durch Ausbildung für Materialbeschaffung, Vorratshaltung, Kassenführung, Produktentwicklung, Vermarktung etc.

Noch arbeiten „Artisans Recyclage“ im Zentrum von Dakar, aber es ist abzusehen, daß auch diese Ecke mit niedrigen einfachen Hütten bald von festen Geschäftshäusern und Büro-Hochhäusern plattgemacht wird. Die Gruppe produziert Recycling-Koffer in verschiedenen Größen und Formen sowie weitere recycling Kleinkunst (Baseball Caps („Blechmützen“), Bilderrahmen, Tabletts, Lampenschirme, Flugzeuge, Autos…). Recyclingkoffer und -spielzeug werden vor Ort von Einheimischen oder Touristen gekauft. Früher wurde auch an Dritte-Welt-Läden in Belgien oder in der Schweiz exportiert. In Deutschland sind die Koffer kaum zu haben.

Nach der mehrfach wiederholten ARTE Sendung über Recycling Keinkunst sind die Koffer auch hier bekannter geworden.
Oben sind einige beispielhafte Motive abgebildet. Derzeit sind nur ‚mixte‘ Motive erhältlich.

Bezug: Über Afrika-erleben/ Michael Franke können Koffer mit unterschiedlichen Motiven bezogen werden. Die Koffer wurden im Anschluß an die zweijährige Mitarbeit bei ENDA Sahel nach Berlin gebracht. Dabei erhielt die Produzentengruppe einen Verkaufspreis, der um ein Drittel höher liegt als der in Dakar.

Preis für einen Koffer inkl. MwSt (Vorauszahlung): 24,- Euro zzgl. Porto; 1 Koffer = Päckchen = 4,10; Europa = 8,60 Postpaket bis 10 kg = 6,90; Österreich/ Schweiz etc. bis 5 kg = 17,00. Das Gewicht eines Koffers beträgt ca. 1,5 kg. Die Maße: ca. 36/ 27/ 8 cm aussen und 32/ 24/ 7 innen. Ich handle nicht hauptberuflich mit Recyclingkoffern sondern bin bei der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. (siehe www.aswnet.de) für die Betreuung der Afrikaprojekte zuständig. Andere Recyclingprodukte oder Blechspielzeug habe ich auch nicht und ich kenne auch keinen entsprechenden Laden.

P.S.: haben Sie nicht Interesse, Afrika mal ganz anders kennenzulernen. d.h. im Rahmen einer von mir organisierten Fahrradreise durch Senegal, Burkina Faso, Äthiopien, Tansania/ Kilimanjaro, Uganda oder Madagaskar? Dann schauen Sie sich meine Afrika-erleben Touren doch mal an.

Die Fernsehsendung
November 2004 im WDR und auch mehrmals auf ARTE
Die Verwandlungskünstler von Dakar
Ein Film von Ines Possemeyer

Dakar, die Hauptstadt Senegals: In der westafrikanischen Millionen-Metropole zu überleben, ist für die meisten Menschen hier eine Frage der Improvisation und der Kreativität. In vielen Vierteln hat dies einen ganz eigenen Boom hervorgebracht: Die Menschen sammeln, was andere weggeworfen haben – und wandeln diese Abfälle in „Neues“ um. Die Reportage zeigt, wie aus Getränkedosen Spielzeugautos, Lampen und Koffer werden. Aus Kronkorken entstehen Körbe, aus alten Autoreifen werden Eimer. So entstehen Gebrauchsgegenstände, aber auch Spielzeuge und Möbelstücke, die in Europa bereits als Kleinkunst gehandelt werden. Da die Verwandlungswirtschaft für viele Menschen die einzige Möglichkeit ist, ihre Existenz zu sichern, hat eine Entwicklungshilfeorganisation die Schule „Ecopole“ gegründet, in der Kinder und Jugendliche in diesen Recycling-Handwerken ausgebildet werden.

Achtung, eigener Import lohnt sich aufgrund der hohen Festkosten für den Transport erst ab 100 kg.

Recycling-Kunst*

„Die Dosenkoffer aus Senegal, wie man sie auf dem Marktplatz in Dakar finden kann, haben ihren Ursprung in den Nahrungsmittelabteilungen der Supermärkte. Sie werden z.B. aus Tomatenmark- oder Getränkedosen hergestellt. Anhand der hier ausgestellten Objekte läßt sich das allgemeine Herstellungsverfahren erahnen. Die Dosen dienen sowohl der äußeren Verzierung als auch dem Schutz des Koffers. Die Dekorationen der Kofferinnenräume weisen oft Einfallsreichtum und Humor auf: sie werden z.B. mit Comicheften ausgekleidet, dazwischen kann das Hochglanzportrait eines berühmten Stars sein. So faszinieren die Koffer nicht nur durch ihre abwechslungsreiche äußere Gestaltung, sondern auch durch ihr phantasievolles Innenleben. Ursprünglich wurden diese Koffer für die einheimische Kundschaft hergestellt und nicht für Touristen.
Diese Kunstformen weisen die Besonderheit auf, von der industriellen Produktion abhängig zu sein und zwar überwiegend von der Blechproduktion. Ohne sie wären sie undenkbar. Durch sie wird aber auch Utopie und Absurdität vermittelt.
Hinsichtlich dieser Formen zeigt sich die ganze Problematik, die um die Bezeichnung „Kunst“ kreist. Kann man „Recycling“-Gebrauchtproduktion auf eine Stufe mit Malerei, Bildhauerei oder Schnitzerei und Töpferei stellen? Wie steht es andererseits um „Ready-Made“ oder „Objets Trouvés“ bei uns? Wird nicht diese einst „Anti-Kunst“ genannte Bewegung mittlerweile – und nicht ohne einen gewissen Snobismus – als Kunst eingestuft? Kunst als Privileg hochgeistiger und spitzfindiger Seelen oder jedermanns Schöpfungsanspruch?“

* aus: Begegnung mit den Anderen
Eine Ausstellung zur Gegenwartskunst, Projektgruppe Stoffwechsel, Universität GH Kassel
(Jahr unbekannt; ca. 1989)

Stand: 22.08.2014

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