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Nach Burkina Faso mit „Afrika erleben“

2005/06 nach Burkina Faso mit „Afrika erleben“

Wir waren dort, wo die Luft am späten Winternachmittag so lind warm ist
wie im heimischen Bett, wenn man samstags leicht aufwacht

da, wo die Vielfalt der Menschengeräusche die Dorfstraße regiert
in den Städten gemischt mit Mofagedröhn und Gestank
der blauen Abgasfahnen

da, wo in den armen Gemeinden den Muezzin ein Flötenspieler ersetzt
von dessen Melodie man geweckt wird und meint, sie sei an einen gerichtet –
wie das frühe Krähen und das Fegen

da, wo die Menschen in gemächlicher Effizienz der Lasten spotten
die sie auf dem Kopf tragen,
sei es eine einzelne Ananas oder eine Wanne
mit der nassen Wäsche einer zehnköpfigen Familie

da, wo morgens und abends die Augen brennen von den Holzfeuern
in denen der Rest des Schutzes einer dürren Erde aufgeht
wo mit einem Salzlöffelchen voll Pilli-Pilli
aus einem lahmen Griesgericht und Tomatensauce
eine schockierende Sache voller Feuer wird

da, wo die Leute oft grade noch „anständig“ leben
mühsam zumeist
oft wenig nur essen
und eine Milde ausstrahlen, die uns bis Europa nachgehen wird

da, wo die Hitze gnädig die Scheiße entstinkt
da, wo wir mit Fahrrad und Gepäck hochgerüstet die Anderen sind
sich durch dünenartige Sandpisten quälend
während Mussah und Ahmed und Latifa
auf ihren scheppernden und quietschenden Fahrrädern
in Badeschlappen und bunten Gewändern
flugs und freundlich oder mitleidig grüßend – „ça va?“ – an uns vorbeiradeln

da, wo wir irgendwo in der Savanne unter einem zerfledderten Baum Halt machen
einatmen und spüren
Wir
sind
in
Afrika

ein einsilbiger Vogel lässt seine Gegenwart hören
Stille
Stille
er gönnt uns noch einen Ton
Stille

es zirpt ein wenig im singenden Gras
noch ein Ton, schwächer
Stille
wir sind klein in dieser Landschaft
und sie ist dabei sich in uns einzulagern

©  Konstanze Streese

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