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Uganda Fahrradtour, Sommer 2013 Reisebericht

Reisebericht Uganda Juni/Juli 2013

Als wir abends um 22 Uhr endlich auf afrikanischem Boden landeten, wurden wir von unserem Tourguide Patrick in Empfang genommen. Mit dem Taxi ging es von Entebbe zum New Gloria Hotel in Kampala. Wir bezogen unsere Zimmer und assen mit Patrick noch eine Kleinigkeit und tranken unser erstes Ugandisches Bier. Müde von der langen Reise fielen wir gegen Mitternacht in einen tiefen Schlaf – trotz ziemlich lauter Musik aus der Hotelbar.

Der erste Tag in Kampala begann gleich mit Aufregung. Aufgrund von Demonstrationen gegen die Verhaftung des Bürgermeisters lieferten sich Polizei und Demonstranten eine Jagd durch die Straßen und die Luft war getränkt von Tränengas. Wir mussten unser Frühstück auf der „Veranda“ um eine Stunde verschieben und hatten interessante Unterhaltungen mit den anderen Hotelgästen und dem Manager. So bekamen wir gleich einen Einblick in Ugandas Politik und den Kampf dagegen. Gegen Mittag war der Spuk vorbei und wir sind mit Patrick zur Deutschen Botschaft, um sein Visum für den Deutschland Aufenthalt zu beantragen. Im Anschluss haben wir Geld abgehoben (bei der Barclays Bank kann man größere Beträge abheben, die Stanbic gibt nur 100.000 UGX aus), unternahmen einen kleinen Stadtrundgang, assen den ersten Matokebrei und bauten unsere Fahrräder zusammen. Da stellte sich heraus, dass Julia ihr Rad abgeschlossen, aber keinen Schlüssel dabei hatte. Nachdem mehrere „Experten“ sich mit laubsägeartigem Werkzeug dem Fahrradschloss widmeten, ging Patrick mit dem Fahrrad zum Schweißer, der das ganze im Nu öffnete. Abends saßen wir wieder bei Bier und leckerem Essen nett zusammen.

Endlich ging es los nach Kichwamba! Kampala ist keine Stadt, in der man sich länger als nötig aufhalten muss: es ist laut, schlechte Luft und einfach viel zu voll! Wir saßen ganze 2 Stunden im Bus bevor es wirklich losging. Aber nach 5 Stunden Fahrt kamen wir endlich in Fort Portal an und mussten eine Zwangspause einlegen, weil Patricks Fahrrad nicht da war. Das kam eine Stunde später und wir fuhren in der Dämmerung die ersten 18 km Fahrrad. Zunächst bis zu Patricks Bar, wo wir kurz hielten, etwas Bier einpackten und dann weiter zum Kinderheim „Mpora Rural Family“. Wir bezogen unseren Banda, bekamen reichhaltiges Essen und fielen dann ziemlich müde ins Bett. Allerdings war auch diese Nacht nicht ohne Musik: im Dorf wurde Hochzeit gefeiert und bis in die frühen Morgenstunden wurden die Melodien durch Wind und Berge auch in die letzte Ritze unseres Bandas getragen. Aber wir hatten die Hoffnung auf Ruhe noch nicht aufgegeben.

Am nächsten Morgen wurden wir von Patricks jüngerem Bruder Silvestre und seinem Freund Johnson zur Wanderung in die Ruwenzori begleitet. Patrick war krank und ruhte sich aus. Bei schönstem Sonnenschein ging es stetig bergauf mit grandiosen Blicken Richtung Fort Portal und Lake Albert. Der schweißtreibende Aufstieg blieb nicht unbeobachtet -wir wurden von mehreren Jugendlichen aus dem Dorf begleitet und unterhalten. Auf dem Rückweg hatten wir Gelegenheit die Ziegelei zu besichtigen. Nach dem Mittagessen konnten wir uns ausruhen. Später fuhren wir zu Patrick und er gab uns eine Führung durch sein Haus, die Bar, den „Fahrradladen (Jugendhilfe Ostafrika)“ und die Felder. Abends saßen wir zusammen mit Robert (Freund von Patrick, der Fahrradreisen mit Franzosen und Niederländern begleiten möchte) beim Essen und erfuhren viel über das Leben in Kichwamba, die Arbeit als Tourguide sowie die Bemühungen, in Uganda beruflich voran zu kommen und Träume zu verwirklichen.

Der zweite Tag in Kichwamba: Patrick war noch geschwächt und fuhr dick eingepackt mit uns, Robert und weiteren Jugendlichen zu den Amabere Höhlen. Dort bekamen wir eine Führung zu den Kalksteinhöhlen und dem Wasserfall. Anschließend wanderten wir zu den Kraterseen. Das Wetter ließ wieder eine weite Sicht in das Umland zu und wir bekamen Informationen zum Königreich Toro sowie zu den verschiedenen Bildungseinrichtungen in der Umgebung. Zurück in Kichwamba waren wir nach kurzer Erholungspause bei Patrick in der Bar und durften der lokalen Tanzgruppe zuhören und -gucken. Zunächst freuten wir uns über die Darbietungen mit Trommel und traditionellen Tanz aber wir ahnten schon, dass das nicht das Ende vom Lied sein sollte. Nach drei (!!!) Stunden „Miniplaybackshow“ ähnlichen Vorstellungen und nicht enden wollenden Aufforderungen zum Mittanzen waren wir völlig erledigt und am Ende dankbar über das Bier und die Ruhe im Banda!

Kichwamba – Bigodi: Endlich waren wir auf dem Weg in den Kibale Forest National Park. Robert fuhr mit; Patrick war immer noch nicht richtig fit und wollte auf Nummer sicher gehen. Der Weg ging zunächst über die asphaltierte Straße nach Fort Portal, wo wir noch mal Geld abhoben und Gert die Gangschaltung seines Fahrrades reparieren liess. Robert hatte einen Platten und der musste auch repariert werden. Danach fuhren wir über eine ziemlich staubige unbefestigte Straßen nach Bigodi. Ohne Mund- und Nasenschutz hätten wir am Abend vermutlich eine Staublunge gehabt. Es ging bergauf und –ab, vorbei an Bananen- und Teeplantagen durch sehr schöne Landschaften. Die Pause am Froschsee tat gut, auch wenn wir über den horrenden Preis für das Mittagessen verärgert waren. Bei der Rückfahrt zwei Tage später sind wir lieber auf den Markt und versorgten uns mit frisch gebackenen Mandazis, Avocados, Tomaten und Früchten. In Bigodi angekommen, bezogen wir unsere Bandas und entspannten nach der Dusche im Garten. Abends gab es das bisher beste Essen und wir sanken endlich in absoluter Ruhe in einen tiefen Schlaf.

Am folgenden Tag standen eine Wanderung durch die Bigodi Swamps sowie die Besichtigung des Erdnussbutterprojektes und des Cultural Museum auf dem Programm. Die Wanderung gefiel uns sehr gut, wir sahen verschieden Affen(red tailed monkey, black and white colobus, red colobus, mangabey & baboons) und bewunderten die Papyruswälder. Nach dem Mittag besuchten wir das Erdnussbutter Projekt der örtlichen Frauengruppe und kehrten mit etlichen Gläsern Erdnussbutter zu unserer Unterkunft zurück. Das Kulturmuseum hatte geschlossen und war gegen späten Nachmittag wieder zu besichtigen, was nur Robert und Gert machten und sehr lohneswert ist, wenn man mehr über das Leben in Uganda lernen möchte.

Bigodi – Lake Nyabikere: Julia hatte eine Mittelohrentzündung, glücklicherweise hatten wir Antibiotika dabei (sollte man unbedingt mitnehmen!) und konnten uns erstmal selber helfen. Die Fahrt zum Froschsee war nicht sehr lang – wir kamen gegen Mittag an und gingen ins Dorf, um unser Mittagessen zu kaufen. Zurück auf der Veranda unserer Zimmer saßen wir in der Sonne und wurden sehr schnell von den Meerkatzen überfallen, die die Reste unseres Essens haben wollten. Den restlichen Tag entspannten wir. Baden kann man angeblich, aber wir verzichteten aufgrund der Bilharziose-Gefahr lieber darauf.

Lake Nyabikere – Kasese: Wieder Sonnenschein! Ein langer Weg lag vor uns, durch wunderschöne Landschaft -wieder bergauf-bergab- entlang des Kraterseefeldes durch Tee- und Bananenplantagen. Wieder begegneten wir Pavianen auf dem Weg. Am späten Vormittag machten wir Pause und genossen einen tollen Gewürztee und leckere Bananenpfannkuchen. Kurz vor Mittag erreichten wir die asphaltierte Straße und Julia fuhr in Begleitung mit Robert die restliche Strecke bis Kasese mit dem Taxi. Wir fuhren mit Patrick weiter nach Hima und dann hinunter in die Ebene nach Kasese. Die Landschaft änderte sich sehr schnell -von fruchtbarer, tropischer Berglandschaft zur trockenen, heißen Savanne. Im Westen die Ruwenzoris. Die letzten 20 km waren sehr anstrengend -auch ohne Gepäck, das wir Julia und Robert mitgegeben hatten. Es war heiß und ging nach wie vor auf und ab. Endlich in Kasese angekommen, freuten wir uns über das schöne Hotel. Wir hatten die Möglichkeit mit anderen Mzungus über ihre Reisen in Uganda zu sprechen, sowie Internetzugang und die Gelegenheit Geld abzuheben.

Kasese – Katunguru (QENP): Abschied von Robert und Weiterfahrt in den Queen Elizabeth National Park. Die gesamte Strecke war auf asphaltierter Straße, wir kamen gut voran und konnten bald am Äquator ein zweites Frühstück einnehmen. Weiter ging es mit Blick auf Lake George zu unserer Linken und den immer kleiner werdenden Ruwenzoris zu unserer Rechten. Im Park sichteten wir die ersten Wasserböcke. Mittags kamen wir in Katunguru an – entgegen der vorigen Touren kamen wir in einem sehr neuen Hotel (super Betten!) direkt im Busch am Kazinga-Kanal unter. Viel Zeit blieb uns nicht zum Ausruhen; nach einer Erfrischungsdusche wurden wir zur Bootstour auf dem Kazinga-Kanal gebracht- sehr empfehlenswert! Wir konnten zwei Stunden die vielen Tiere am und im Wasser beobachten: Flußpferde, Wasserbüffel, Elefanten, Pelikane, Krokodile, Adler, Gänse und etliche andere Vögel. In der Nacht wurden wir von grasenden Flußpferden vor unserem Fenster, brüllenden Löwen und schreienden Hyänen im Busch geweckt.

Der Ruhetag in Katunguru begann mit einer Safari bei Sonnenaufgang. Wir wollten einen weiteren Teil des Nationalparks kennenlernen. Zwar hatten wir die Chance Löwen und jede Menge Antilopen und Geier zu sehen, trotzdem waren wir ernüchtert von diesem Ausflug. Der Park bietet längst nicht die Dichte und Vielfalt an großen Tieren, wie es z.B. in Tansania oder Kenia der Fall ist; aus unserer Sicht kann man sich den Ausflug sparen, bzw. bei der NP-Information nach anderen Ausflügen/Wanderungen fragen. Wir verbrachten den restlichen Tag am Hotel, wuschen Wäsche und unternahmen eine Buschwanderung mit der Tochter der Managerin. So konnten wir Flußpferde und Warzenschweine von Land aus beobachten und sind folgtem dem Elefantentrompeten (leider ohne sie zu sehen) in den Busch. Abends gab es leckeren Tilapia!

Katunguru – Rubirizi: Wir verliessen die Savanne und es ging auf asphaltierter Straße bergauf nach Rubirizi. Die Dörfer machten im Vergleich zur Umgebung von Fort Portal einen wohlhabenderen Eindruck. Viele Mangos, die wir auch in einer Pause genossen. Schon mittags kamen wir in der Ökotourismus-Lodge an. Dieser Platz ist wirklich sehr empfehlenswert. Mit Blick auf einen Kratersee bieten die Bandas einen luxuriösen Komfort. Der Besitzer ist Koch und arbeitete vorher in der 5 Sterne Mweya Lodge im QENP; das Essen was uns serviert wurde war spitze! Nach mehr als einer Woche Matoke etc., konnten wir ein Drei-Gänge Menu mit Suppe, Salat und verschiedenen Gemüsen genießen – alles selbstangebaut und in Bio-Qualität! Nach der Dusche hatten wir das Angebot, zwischen verschiedenen Aktivitäten zu wählen und wir entschieden uns für traditionelles Kochen! Also ab in den Wald und Holz sammeln, so wie es die Frauen in Afrika machen. Dann ging es in die Felder, wir ernteten Gemüse und Früchte und holten Wasser. Wieder viel gelernt, über Anbau von Erdnüssen, Yams, Bananen, Dodo und vieles mehr. Zurück in der Lodge machten wir in einer traditionellen Hütte Feuer und garten den Eintopf (Katogo) für 1 Stunde im Lehmtopf über dem Feuer. Der Katogo wurde auf ein Bananenblatt gegossen und mit den Händen gegessen. Sehr lecker! Später am Lagerfeuer hörten wir Weiteres über die Projekte in der Umgebung.

Rubirizi – Kasheyni: Gert ist krank. Nach 10 km Radfahren gab er auf und ich begleitete ihn per Taxi nach Kasheyni. Julia und Patrick fuhren mit dem Rad weiter. Kasheyni ist nicht wirklich eine Reise wert und es sollte überlegt werden, eine Unterkunft in Ishaka oder anderswo zu finden. Das „Hotel“ war die mit Abstand schlechteste Unterkunft – zwar sind die Zimmer sauber, aber nicht der Rest. Vor allem die sanitären Bereiche, die und auch von betrunkenen Bar-Gästem benutzt wurden. Ein lauter Fernseher und Musik! Nicht der Ort um krank zu sein. Aber die Reiseapotheke tat wieder ihren Dienst. Abends aßen wir bei einer Familie am Dorfrand- wieder sehr gut und viel zu viel! Patrick kündigte an, dass wir am nächsten Tag einen Pick-up bräuchten: wir waren überrascht und auch verärgert, da wir diese Kosten (150.000 UGX) nicht eingeplant hatten. Handeln ging auch nicht. Und wir konnten auch nicht einschätzen, ob wir auch ohne Pick-up die Strecke fahren könnten.

Kasheyni – Rukungiri: Wir fuhren ohne Gepäck; Gert war noch schwach und fuhr mit dem Pick-up und unserem Gepäck Richtung Rukungiri. Die Strecke war tatsächlich recht anstrengend, der Untergrund uneben mit vielen Schlaglöchern und es ging wie immer auf und ab. Wir sahen nicht viel von der Landschaft, weil wir uns konzentrieren mussten. Aber viel Neues gab es auch nicht und wir waren am Ende froh, endlich in Rukungiri (unspektakulär) angekommen zu sein. Der Pick-up hatte sich gelohnt und wir empfehlen, diesen in die Tour mit einzugliedern. Wir waren einfach nur müde. Julia und Gert, geschwächt von den Krankheiten wollten keine Besichtigungen und Patrick bot sie auch gar nicht erst an. Das Hotel war recht gut. Typisch afrikanisch, das Service-Personal hängt vor dem viel zu lauten TV und wirkt nicht besonders motiviert. Wir schmunzelten.

Rukungiri – Kisizii: Eine sehr schöne Strecke – wie angekündigt landschaftlich sehr eindrucksvoll. Julia nahm den Pick-up, die Mittelohrentzündung wurde nicht besser. Wir fuhren wieder bei super Wetter durch Bergdörfer und fühlten uns tatsächlich an die Alpen erinnert. Sogar der Geruch war verändert. Auf dem Weg entdeckten wir Kronenkraniche. Der letzte Abschnitt war sehr staubig und wir schwammen förmlich im Sand. In Kisizii angekommen, bezogen wir das schöne Banda mit Blick auf den Wasserfall. Wir ersparten uns den Besuch des Krankenhauses und gingen stattdessen auf den Markt und später zum Wasserfall.

Kisizii – Kabale: In Kisizii endete unsere Tour. Wir fuhren am nächsten Tag mit Patrick Richtung Kabale und erkundeten eine neue wunderschöne Radstrecke. Kurz vor Kabale trennten sich unsere Wege; Patrick fuhr zurück nach Fort Portal und wir an den Lake Bunyonyi. Der See liegt wunderschön auf 2.000 m Höhe – die Anfahrt per Rad ist eine Tortur aber es lohnt sich! Wir können jedem nur wärmstens empfehlen an den Lake Bunyonyi zu fahren und dort ein paar Tage zu bleiben. Man kann dort baden, Kanu fahren, wandern, Fahrrad fahren oder einfach nur entspannen. Wir machten einen Abstecher in den Bwindi Impenetrable National Park zu den Gorillas. Auch hier bieten sich spektakuläre Aussichten, z.B. auf die Virunga Vulkankette! Und viele Aktivitäten, die Gegend zu erkunden!

Kabale – Kampala: Für das Ende unserer Reise hatten wir uns mit Patrick in Kampala verabredet. Wir hatten noch mal einen netten Abend und viel zu erzählen.
Unser Rückflug verlief reibungslos, nur Gerts Fahrrad kam 14 Tage später in Berlin an. Aber alles bestens.

Fazit: Uganda ist eine Reise wert! Wir hatten viele nette und eindrucksvolle Begegnungen und nehmen schöne Erinnerungen mit nach Hause.

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