Mecklenburger-Seen-Runde
300 km Mecklenburger-Seen-Runde: geschafft!
Zum ersten Mal die Mecklenburger-Seen-Runde mitgefahren. Schaffe ich die 300 km Strecke? Die Zeit spielt keine Rolle; durchhalten und ankommen ist das Ziel.
Freitagabend 27. Mai, ab 20:00 Uhr starten in Neubrandenburg im 10-Minuten Takt Gruppen von etwa je 100 Radlern. Ich bin um 20:50 dabei. In flottem Tempo geleitet ein Polizeifahrzeug die Gruppe durch die Stadt, direkt zu einem starken Anstieg hin. Und schon habe ich die beiden anderen Berliner verloren, die ich beim Start getroffen hatte. O.k., sie mit dem Rennrad, ich mit meinem schweren Stahl-Tourenrad.
Die erste Versorgungsstation erreiche ich gegen 23:00 Uhr in Feldberg. Ich stürze mich auf die mit Kräutersalz bestreuten Margarinenbrote und stopfe noch Bananen- und Käsestücke dazu. Enttäuschung: es gibt keinen schwarzen Tee. Zwischendurch fällt der Strom aus und da muss den Helferinnen wohl etwas viel Salz auf die Brote gefallen sein.
Die zweite Station nach 77 km erreiche ich um 01:30 in Neustrelitz. Eine Schule, gut beleuchtet, endlich mal richtige Toiletten, gute Essensauswahl. Kein Tee für mich. Mein salzgeplagter Magen entscheidet sich für heißen Haferbrei und das kommt gut. Ich lasse mir Zeit für eine erste Massage von Waden und Schultern und tausche das nassgeschwitzte Fahrradtrikot gegen einen warmen Pullover.
Irgendwann kam unterwegs ein Schild „noch 200 km zum Ziel“. Das fand ich demotivierend. Ich hätte geschrieben „toll, schon 100 km geschafft“.
Bei der dritten Station in Röbel ist es um 04:45 längst hell. Nudeln mit Tomatensoße kommen jetzt gut. Kein Salz und Pfeffer, kein Tee aber ein paar Melonenstücke. Wieder Massage.
Die nächste Station kommt um 08:20 und wird von der freiwilligen Feuerwehr geführt. Deutsche Schlagermusik, nichts vegetarisches zu Essen, kein Tee. Ich beschränke mich auf ein paar Orangenstückchen und Energieriegel. Eine kurze Massage tut gut.
Die nächsten 50 km zur fünften Station muss ich sehr müde gewesen und langsam gefahren sein. „Ich will schlafen“ sagte mir mein Kopf die ganze Zeit. Doch während des Fahrradfahrens ist das nicht so einfach; ich hab’s probiert.
Manchmal hatte ich Glück und konnte mich ein Stück lang an andere Radfahrer dranhängen.
Um 12:20 Uhr war ich bei der Station und schlief 15 Minuten auf einem Strohballen. Dann habe ich realisiert, dass es zum Konzept gehört, nirgendwo schwarzen Tee anzubieten. Dafür gab es erstmals eine schmeckende Bio-Limo. Die Massage fiel aus, die Wartezeit war zu lang, denn inzwischen sind auch die schnellen Rennradfahrer dabei, die erst am Samstagmorgen starteten.
Die Stimmung steigt, denn seit km 200 wird alle 10 km die verbleibende Reststrecke angezeigt. Station Nr. sechs um 15:25 in der Grundschule von Möllenhagen. Erstmals gibt es Apfelstückchen. Dazu ein paar Haferkekse und wieder die Massage an Waden und Schultern.
Die siebte und letzte Station kommt schon 20 km später, nur noch 25 km zum Ziel. Die meisten Rennradfahrer lassen die Station aus; ich gönne mir noch eine sanfte Rückenmassage und fahre um 18:25 Uhr durchs Ziel.
Danke an die vielen ehrenamtlichen Helfer, welche (nachts) an den Versorgungsstationen Essen und Trinken bereitstellten, die unterwegs Gefahrenstellen sicherten und aufpassten dass alle den richtigen Weg fanden, an die aufmunternden Zurufe der Bevölkerung auf den letzten Kilometern und natürlich an die Physiotherapeut(inn)en!
Ob ich das nochmal machen würde? Vielleicht, aber dann wohl zu zweit, zu dritt oder zu viert – so dass man in einem Team fährt und sich ab und zu Windschatten geben kann. Und ich würde mir Teebeutel, einen Becher und einen Tauchsieder mitnehmen.
Michael Franke, 28. Mai 2016