Überspringen zu Hauptinhalt

So 11.11.

Am Bahnhof heißt es, der vorgesehene Zug nach Hannover fällt aus. Ich komme erst eine Stunde später weiter. In FRA hilft mir eine Frau, meine große Tasche zur S-Bahn zu bringen.
Beim ET Check-in bin ich einer der letzten. Für das Rad zahle ich 80 Euro extra.

Flug: kein special meal aber der Fisch war gut. Musik konnte ich kaum hören, da die Ohrstöpsel zu dick waren und immer rausfallen.

 

Mo 12.11.
Gepäck war schon da als ich ans Band kam. Zusammenbauen und rausfahren problemlos. Ich finde den Weg zum Awraris, einige Orientierungspunkte haben sich geändert; die große Kirche rechts ist kaum noch zu sehen, dafür kommt später ein neues Stadium.

Später fahre ich zu Steven, finde zwar den Tera Taxistand jedoch nicht den Schreibwarenladen. Ein Mann ruft für mich an und gleich darauf sehe ich Steven auf der Straße. Sie sind inzw. in ein anderes Büro umgezogen und haben den Schreibwarenladen aufgegeben.
Steven zeigt mir, dass die Bahnstation 25 km außerhalb ist.

Zurück zum Awraris und dann fahre ich halt mal zur Bahnstation um zu sehen wo die ist. Tatsächlich 25 km und etwa 1,5 Std. Fahrzeit durch teils heftigen Verkehr. Hier kann ich mich als einer der seltenen Radfahrer erstaunlich gut hindurchwurschteln. Zwischendurch frage ich, doch die wenigsten verstehen Bahnhof. An einer Tankstelle bietet sich ein Autofahrer an, mir ab Lebu Square zumindest die Ausfahrt zu zeigen, die ich immer weiter fahren soll. Dort angekommen kriege ich meinen Gutschein in das richtige Ticket umgetauscht. Fahrradmitnahme sei nicht möglich, heißt es, aber ich könne es morgen früh ja noch mal probieren.
Ich fahre zurück, komme aber auf ganz andere Wege. Vor dem Awraris Hotel steht ein Taxi mit Dachgepäckträger. Ich verabrede mit ihm, dass er mich morgen früh um 06:00 Uhr zur Bahnstation bringt.

Di 13.11.

Der Taxifahrer kommt sehr schnell durch die noch weitgehend leere Stadt. Zum Schluss muss ich ihm aber den Weg zum Bahnhof zeigen. Dort heißt es wieder, Fahrrad geht nicht. Als ich alles Gepäck abnehme, darf ich schon mal vorgehen und das Rad am Eingang stehen lassen. Taschenkontrolle, PC und Foto bitte anschalten, Passkontrolle und ein separater Wartebereich für alle Djibouti Passagiere. Ich darf das Rad reinholen. Dann kommt wieder ein Oberchinese und sagt, dass Rad ginge nicht mit. Andere Leute beruhigen mich, ich solle mal warten, sie wollen noch andere fragen. Schließlich nehme ich gegenüber einem chines. Oberen das offensichtliche Zauberwort „dismantle“- auseinandernehmen in den Mund und mit herausgenommenem Vorderrad und quergestellten Lenker darf das Rad mit rein. Im Zug stelle ich es hochkant in einen Ausgang – und baue das Vorderrad wieder ein.

Djibouti Passagiere sitzen im hinteren Zugteil, vorwiegend in dem ersten von 4 Wagen. Die 3 hinteren sind leer. Nach vorne hin kommt ein Wagen mit Liegen und ein Schlafwagenabteil das von den chines. Bahnangestellten als Büro genutzt wird, dann ein Speisewagen der aber kein Essen anbietet und vorne die Passagere für die äthiopische Strecke.
Mit einigen Djiboutians komme ich ins Gespräch. Wir gehen später zusammen mit anderen in den Speisewagen, wo eine Frau Kaffee aus der Thermokanne verkauft. Unter einer Sitzbank gibt es eine Steckdose wo sie mit dem Heißwasserkocher diesen zubereitet. Außer hier im Speisewagen habe ich keine weiteren Steckdosen gesehen. 2 x gibt es zwischen den Abteilen Wasserhähne für Heißwasser doch da kommt nichts raus.

Wilhelm aus Schweden studiert in London, hat dort viele Somali-Freunde die ihm die Sprache beibringen. Die Jungs im Speisewagen sind völlig begeistert als er mit ihnen spricht.

Gegen Mittag heißt es, es gäbe im Speisewagen was zu essen. Tatsächlich die clevere Geschäftsfrau bringt mir einen Teller Spaghetti -weitgehend ohne Fleischstückchen, für 70 Birr.

Der Mann der mit einer Filmkamera herumläuft stellt sich als ZDF Kameramann heraus. Sie drehen wohl einen Bericht über Chinas Investment in Afrika. Er ist in Nairobi stationiert, kennt auch einen Großteil der afrikanischen Staaten und fotografiert gleich meinen Afrika-erleben Aufkleber. Später kommt auch sein Chef, ein begeisterter Mountainbiker.

Zurück vom Speisewagen entdecke ich noch mehr Steckdosen; bzw. die einheimischen Handynutzer zeigen mir an den Kabeln wo sie ihre Geräte aufladen.

Eine Frau die auf dem Gang sitzt, zeigt mir, dass ich mich neben sie setzen solle. Doch der Smalltalk kommt nicht so recht in Gang. Sie spricht nur Oromia, Tigrinia und Amharisch. Auch richten sich gleich 8 Augenpaare auf uns und wollen mitkriegen was los ist. Das wird mir unangenehm. Ich versuche noch ein gemeinsames Foto von uns zu machen, doch das wird nicht zugelassen.

Nun wo ich weiß dass ich tatsächlich nach Djibouti kommen soll rufe ich bei Horseed an und ein Nachbar vermittelt, als das Gespräch ins Stocken kommt. Ja, Reservierung ist o.k., sagt er dann.

 

Ich komme gut aus dem Bahnhof raus, obwohl auch hier wieder Passkontrolle, Ticketkontrolle und Gepäckkontrolle angesagt ist. Der Weg ist dunkel und ich frage immer wieder wo es in die Stadt geht. Es ist warm, ich fahre nur im T-Shirt und komme erstaunlich gut bei horseed an. Das Zi. ist wirklich einfach, nur ein Bett. Dusche und Toilette außerhalb. Aber es ist sauber, es hat kaum weitere Gäste und das Zimmer hat auch Licht, Steckdose und Klimaanlage – das billigste was es gibt für 35,- €

Nebenan hat Abdurahman einen Imbiss. Er ist Äthiopier, hier geboren, akzeptiert äthiopische Birr. Später schlendere ich durch die Straßen, finde mehrere ATMs und kann mir Geld holen.

 

Mi 14.11.18
Ich hatte den Wecker auf 07:00 gestellt, will aber nicht aufstehen als es soweit ist, sondern mich wieder in meine Träume flüchten. Leider entwickeln die sich nicht so wie ich es gewünscht hatte.
Ich gehe noch mal zum Hotel Rahmy, immer noch voll und es wird kein Zi. frei. Ich frühstücke um die Ecke beim Hotel Rahmy, da ich auf der Straße kein Frühstücksresto gesehen habe.

Vormittags in der Stadt rum gefahren und Auberge du sable blanc gesucht die mir im Zug jmd. empfohlen hatte. Schwierig zu finden, niemand kennt es und mit Google maps komme ich nicht zurecht. Ich finde es; ein Zi kostet dort etwas mehr als hier und der Umzug lohnt sich nicht wirklich. Beim Tourist office erstehe ich eine kl. Djibouti-Karte.

In einem senegales. Geschäft, ein Schmuck-Laden, sage ich noch Hallo und spreche ein bisschen Wolof. Im Horseed gehe ich ins Internet und habe fast 3 Std. zu tun, so viel ist angefallen.

Mit Beginn der Abenddämmerung drehe ich noch zwei Runden mit dem Rad – so langsam kriege ich ein Gefühl für die Stadt.

Abendessen beim Filipino nebenan. Er ist seit 32 Jahren hier und hat als Seemann alle Häfen zwischen Afrika und Asien angefahren. Einen Laden weiter spricht mich Khadiya an, eine hübsche Afar-Frau. Sie fragt wie ich heiße und wo ich herkomme. Nett. Ich schaue bei Abdurahman vorbei, kaufe hier einen Keks, da eine Banane und probiere ein einheimisches Essen aus Sorgho-Hirse mit gesüßter Milch. Bezahlen darf ich nicht. Ich schlendere die Ave. 13 runter und komme zu einer hell beleuchteten Seitenstraße mit Stoff- und Klamottenläden. Komisch wenn junge Verkäufer in einem Berg voller exotischer BHs wühlen. Ich lasse mich in eine weitere Seitengasse hineinziehen und habe das Gefühl, so eine Szene auch in „Himmel über der Wüste“ gelesen zu haben. Ein Jugendzentrum wo Fußball gespielt wird und Kinder vor drei alten Fernsehern Videospiele spielen. Bei einem Friseur lasse ich mir in 10 Sekunden meine Haare scheren. Ich schau noch mal bei Khadiya vorbei. Nein, es gab keine  Hintergedanken. Sie muss bis 21:30 arbeiten und hat dann noch einen langen Nachhauseweg mit dem Bus.

Do 15.11.18

Frühstück bei Johnnie, als plötzlich der Laden von Schülern und Schülerinnen des gegenüberliegenden Gymnasiums gestürmt wird. Sie essen ein Sandwich oder holen sich einen Softdrink. Und alle holen eine Zigarette raus und ziehen wie selbstverständlich daran, halten sie senkrecht wie einen Strohhalm; ich bin entsetzt.

Ich fahre aus der Stadt raus, suche schon mal die Strecke nach Holhol. An einer roten Ampel vom nebenanstehenden Buschtaxi aus dem Fenster raus mal wieder die ‚woher – wohin?‘ – Frage und dann die Rückmeldung des Mannes, dass er zwei Jahre in Köln war und nach Ali Sabieh fahre. Ich rufe ihm noch zu, wo ich übermorgen absteigen will.

Zurück und beim Blick auf Google Maps merke ich, dass ich auch ganz anders hätte fahren können. Also morgen wieder neu suchen/ fragen.
Mittagessen um die Ecke, Spaghetti und Fisch.

Ich treffe eine junge Ägypterin, die für internationale Firmen in Dubai arbeitet und bei jeder Gelegenheit ein neues Land erkunden will. Jetzt hat sie gerade vier Tage frei und will Djibouti kennenlernen. Ich bringe Soad mit den beiden Spanierinnen in der Unterkunft zusammen, die ab morgen eine 2-tägige Tour organisiert haben.

 

Fr 16.11.18
Ich fahre also auf anderer Strecke aus der Stadt raus, komme aber irgendwann wieder an den gleichen Kreisverkehr wo ich gestern auch schon war. An der Ecke gibt es 3 gesüßte Crêpe als Frühstück. Dann beginnt eine elend steinige, harte und schattenlose Piste in einer Wüste aus Steinen und Geröll. Ich komme nur mit weniger als 10 km/h voran. Ein Mal pro Stunde gibt es eine schattenspendende Akazie wo ich kurz Pause mache. Drei Mal begegnet mir eine einsame Kameldame und einmal hält ein Polizeiauto neben mir. Ich grüße, erkläre meinen Weg und sie fahren weiter. Gegen 1230 und nach 50 km bin ich in Holhol und habe gleich einen wichtigtuenden Helfer an der Backe der meint, ich könnte ihm ein Bündel Khat spendieren. Der Polizeiposten will mich sehen und meine Daten aufnehmen, ich soll mich beim Unterpräfekt anmelden etc.
Holhol ist ein einsames kleines dreckige Kaff an der alten Bahnlinie wo heute keine Zug mehr fährt. An der Ecke die sich Markt nennt kaufe ich ein Brot und eine kl. Dose Thunfisch und esse das am Tisch im Restaurant nebenan. Dort gab es Gallettes mit Ziegenfleischsoße, die wollte ich nicht. Zurück beim Polizeiposten heißt es, hier ist ein Buschtaxi das nach Ali Sabieh fährt, ich solle aufladen und mitfahren, hier gäbe es keine Unterkunft. Ich stimme zu und los geht’s. Wir fahren viel durch trockene Flussbetten. Wenn diese Kieselsteinpiste die vom Fahrer gewählte Alternative zum eigentlichen Weg ist, wie schlecht wird dieser wohl erst sein? Ich bin froh, hier morgen nicht langfahren zu müssen. Kurz hinter Holhol fahren wir durch ein UN Flüchtlingslager das sehr viel besser aussieht als Holhol, ich sehe sogar einen Obst- und Gemüsestand.
In Ali Sabieh suche ich das Hotel auf dass es hier geben soll, kriege ein großes Zimmer das nur 50 € kostet; die Übernachtungskosten in Djibouti sind wirklich erstaunlich. Hier ist es kühler und schöner als in Djibouti, heißt es. Der Ort liegt in einer Ebene, in allen Richtungen von kahlen braunen Hügeln und Bergen umgeben.

Es sind nur 12 km asphaltierte Straße zur äthiopischen Grenze und dort gäbe es Busse heißt es. Ich denke, ich bleibe keine 2. Nacht hier – nur um übermorgen mit dem Zug fahren zu können.

Sa 17.11.18

Kurz vor 9 bin ich an der Grenze. Ich kann sofort auf einen LKW klettern der nach Dire Dawa fährt. Die Strecke ist weitgehend einsam und kahl. Kurz nach Mittag sind wir in DD – es müsste eigentlich reichen, noch die 52 km nach Harar zu fahren. Nach so viel nicht-Radfahren will ich mich wieder bewegen.

In ein paar Banken versuche ich noch meine restlichen Djibouti Franc zu tauschen doch niemand will die haben. Jemand tauscht privat und gibt einen schlechten Kurs.

Direkt nach der Ortsausfahrt geht es 20 km lang kontinuierlich die Berge hoch. Für 20 Min. etwa kann ich mich an einen LKW anhängen. Nach dem Kulubi-Abzweig noch 28 km, viel runter und nur wenige Strecken wieder bergauf. Nur die letzten km nach Harar hinein geht es wieder hoch. Gerade rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit bin ich in Harar. So wie es in Djibouti recht warm war ist es hier kalt; ich muss abends mein langärmeliges Hemd und den Pullover anziehen.
Kinder zeigen mir ein Hotel, fast 30 € das Zimmer; nebenan ist ein sehr einfaches; ich hätte gerne was dazwischen gehabt.

Die nervigen Kinder in Äthiopien haben mir auch heute ihre Präsenz gezeigt. Es sind eigentlich nur die kleinen Jungs, so im Alter von 8 bis 15, die neben dem Rad her joggen, irgendwelche Geschichten erzählen, Geld wollen, versuchen das Rad festzuhalten oder was vom Gepäckträger zu holen. Manchmal komme ich ihnen schon mit ausgestreckter Hand entgegen und hoffe, dass sie mit dem Abklatschen zufrieden sind. Auf gerader Fläche kann ich ihnen auch davonfahren, aber wenn ich langsam bergauf kurbele habe ich keine Chance, sie loszuwerden.

Demnächst mehr.
Harar ansehen, in Äthiopien mit dem Rad durch die Berge.

An den Anfang scrollen